„Katzen waren schon zu Beginn des Internets, wie wir es heute kennen, mit dabei.“
„Katzen waren schon zu Beginn des Internets, wie wir es heute kennen, mit dabei.“
© APA/dpa-Zentralbild/Stefan Sauer

Ausstellung

Wie Katzen das Internet eroberten

Katzenvideos anschauen ist ein Genuss. Ein wahres Vergnügen. Die Besucher im Museum of the Moving Image amüsieren sich köstlich über die fast zwei Dutzend Katzenvideos, die als Endloschleife über die Kinoleinwand laufen: Katzen kriechen in Kartons, wickeln eine Rolle Klopapier ab oder schweben in einem Musikvideo durch die Luft. „Katzen machen dummes Zeug, sie sind einfach lustig,“ erklärt eine Besucherin, bevor sie der nächste Kicheranfall packt.

Die Idee zur Austtellung stammt von Jason Eppink. Diese zeigt klar auf, so der Museumskurator mit Katzenhaarallergie: „Katzen waren schon zu Beginn des Internets, wie wir es heute kennen, mit dabei.“

Die Ko-Evolution von Internet und Katzen

Die Katzen-Chronologie beginnt 1995: Eine Newsgroup von Katzenliebhabern fand sich zusammen und nannte sich „Meowchat“. Die Mitglieder taten so, als wären sie Katzen und erzählten einander in einer Art Babysprache von ihren erfundenen Katzenabenteuern. Die Fortsetzung dessen ist etwa Lolcats, wo Katzenliebhaber teils manipulierte Fotos oder Videos ihres Zimmertigers mit amüsanten Bildtexten in fragwürdiger Grammatik und obskurer Rechtschreibung posten.

Die wahre Stunde der Internetkatzen schlug mit den sozialen Medien. „Es gab früher keinen Mechanismus, wie man beispielsweise ein Foto teilte. Man mailte es an einen Webmaster. Und der lud es hoch. Oder auch nicht.” Seit es Sharing gibt, kann jeder Katzenbesitzer unbegrenzt Fotos von Schnurli und Carlo posten.

Celebrity-Kultur auf sanften Pfoten

Manche Katzenfotos schlugen derart ein, dass die Katze nun eine Berühmtheit ist. „Celebrity Katzen sind der neueste Trend des Internetkatzenphänomens“, so Jason Eppink. Damit man sich in dem Gewirr von schnurrenden Stars und Starletts zurecht findet, führte die Katzenfuttermarke Friskies nun eine Liste ein, - die Friskies 50.

Ein Katzenfutterhersteller im US-Bundesstaat Arizona soll Grumpy Cat für eine neue Werbekampagne verpflichtet haben.
Von Platz eins nicht zu verdrängen istGrumpy Cat, eine drei Jahre alte Katze mit einem permanent verdrießlichen Gesichtsausdruck. Sie hat mehrere Internetseiten und mehr als sieben Millionen Likes auf Facebook; sie schaffte es auf die Titelseite von Magazinen und wirkt bei Werbespots mit. Merchandising darf natürlich nicht fehlen. Für ein T-Shirts mit Grumpy Cats grantigem Gesicht blättert man zwischen zehn und 20 Dollar hin. Die Katze ist auch unter die Buchautoren gegangen. „Grumpy Cat: A Grumpy Book“ enthält Einsichten in Verdrießlichkeit. Man erfährt, was Grumpy Cat alles nicht mag. Zum Beispiel: Den Morgen. Menschen. Menschen am Morgen.

Hunde haben die Spürnase vorne

Der subjektive Eindruck, dass Katzen das Internet fest in ihren Krallen haben, trügt jedoch. Auf YouTube zum Beispiel fallen nur ein Prozent aller Userclicks in die Video-Kategorie von Tieren. Und davon wiederum beträgt der Anteil von Hunden 23 Prozent und jener von Katzen – man glaubt es kaum - nur 16 Prozent. Auch bei den Social Media-Diensten wie Reddit, Instagram und BuzzFeed führen Hunde. Einzig auf Tumblr dominieren Katzen im Verhältnis drei zu eins.

Da stellt sich nun die Frage: Woher stammt der Eindruck, dass man sich im Internet vor Katzen nicht erwehren kann? Das, so Jason Eppink, sei vor allem eine Sache der Optik. „Hunde und ihre Verhalten waren immer sichtbar, denn sie gehen ja mit Herrchen und Frauchen nach draußen. Hundebesitzer sitzen am Hundespielplatz zusammen. Das ist ein soziales Erlebnis.“ All das sei Katzenbesitzern abgegangen. Für sie ist nun das Internet ein einziger virtueller Katzenspielplatz, von wo aus auch sie die Liebe zu ihren Katzen ganz ungeniert und öffentlich demonstrieren. - So wie das Hundebesitzer schon immer gemacht haben.

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Madeleine Amberger

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