Auf Facebook formieren sich zahlreiche "Gemeinschaften", die als Bürgerwehren vor allem Frauen beschützen wollen.
Auf Facebook formieren sich zahlreiche "Gemeinschaften", die als Bürgerwehren vor allem Frauen beschützen wollen.
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Bewegung

Wiener Bürgerwehr sucht per Facebook "Frauenbegleiter"

Die Facebook-Gemeinschaft „Bürgerwehr Wien/Wien Umgebung“ hat bereits mehr als 2200 „Gefällt mir“-Klicks. Auf der Seite ist etwa zu lesen: „Wer von euch kann sich vorstellen uns in einer Warnweste die die Aufschrift Frauenbegleiter am Rücken hat auf diversen Spaziergängen zu begleiten?“

Die Gemeinschaft, die sich hier gerade bildet, will Frauen, die sich seit den Silvester-Attacken im öffentlichen Raum unwohl fühlen, begleiten, wenn sie das Haus verlassen. Wer hinter dieser Seite steckt, ist nicht klar, denn Fragen von interessierten Nutzern wurden bislang von den Organisatoren ignoriert. In Deutschland, wo sich auch bereits zahlreiche „Bürgerwehren“ einzelner Städte auf Facebook zusammen geschlossen haben, verstecken sich hinter dem Deckmantel „sie wollen nur für Sicherheit sorgen“ oft Menschen mit rechter Gesinnung.

Rechte Postings

„Ins rechte Eck“ gedrängt werden will die Wiener Facebook-Gruppe aber nicht, wie auf der Seite zu lesen ist. Nach einem kritischen Bericht von „Vice“ war etwa in einem Posting zu lesen: „Also Leute achtet auf eure Wortwahl Bitte!! Schreibt in Angemessenem Ton Danke!! Wir wollen nicht verhindert werden bevor wir richtig angefangen haben“. Vice hatte aber auch Screenshots von einschlägigen Postings veröffentlicht, die wurden allerdings in der Zwischenzeit gelöscht und die Seite jetzt offenbar gezielt moderiert.

Nach den Silvester-Angriffen auf Frauen in Köln riet Polizeipräsident Gerhard Pürstl, dass Frauen „nachts generell in Begleitung unterwegs“ sein sollten. Viele selbstbewusste Frauen, darunter auch die Puls4-Infochefin Corinna Milborn, halten diese Ansicht allerdings für antiquiert – und auch kontraproduktiv. Es wird dadurch ein altbackenes Frauenbild einzementiert und Frauen wird vermittelt, dass sie sich nicht selbst wehren können.

Widerstand der Frauen

„Geht auf die Straße, fahrt Nacht-U-Bahn. Lasst euch nicht aus dem Park verdrängen“, schrieb etwa Milborn. Diese Ansicht teilen auch viele Frauen, die die Facebook-Gemeinschaft „Bürgerwehr“ besuchen. „Frauen können heutzutage gut auf sich selbst aufpassen“, lautete hier etwa ein Posting einer der wenigen Frauen, die sich auf der Seite zu Wort melden. „Ihr seid peinlich. Ich als Frau möchte weder mit ausländischen Misshandlern noch mit euch was zu tun haben. Frauen können für ihre Freiheit selber kämpfen!“ Es wirkt also, als würde die selbst ernannte Bürgerwehr bei Frauen nicht gerade auf großen Anklang stoßen.

Neben über Facebook organisierten Gruppen gibt es mittlerweile auch ein Unternehmen, das kostenlosen Begleitschutz für Frauen anbietet, wie der KURIER berichtet. Das Unternehmen „Weisser Flügel" arbeitet an einem 24/7-Begleitschutz, der Ende Jänner starten will.

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