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Zwei Mexikaner wegen Panik-Tweets angeklagt

In der mexikanischen Stadt Veracruz werden ein Mann und eine Frau wegen "Twitter-Terrorismus" angeklagt. Sie hatten am 25. August 2011 das Gerücht verbreitet, dass Kinder in einer Schule als Geiseln festgehalten werden. Das Gerücht führte zu Panikreaktionen unter zahlreichen Eltern. Auf den Straßen von Veracruz kam es zu 26 Auto-Unfällen. Einige Fahrzeuge wurden auf der Straße stehen gelassen, während die Insassen versuchten, ihre Kinder zu retten. Notfall-Hotlines brachen unter dem Anruf-Aufkommen zusammen. Tatsächlich fand niemals eine Geiselnahme statt.

30 Jahre Gefängnis möglich
Für die Verbreitung der Falschmeldung könnten der Privatschul-Lehrer Gilberto Martinez Vera und die Radiomoderatorin Maria de Jesus Bavo Pagola nun jeweils 30 Jahre im Gefängnis absitzen. Pagola, die sich selbst auf ihrer Facebook-Seite als "TwitTerrorist" bezeichnet, wollte laut eigenen Aussagen niemals eine Massenpanik heraufbeschwören. Zur Anklage ließ sie durch einen Anwalt laut dem britischen Guardian ausrichten: "Wie können die mir das antun, weil ich eine Nachricht retweetet habe? Ich meine, das sind nur 140 Zeichen, das ist unlogisch."

Das verbreitete Kidnapping-Gerücht startete laut Anklage mit folgender Botschaft von Gilberto Vera: "Meine Schwägerin hat mich gerade völlig aufgebracht angerufen, sie haben gerade fünf Kinder aus der Schule gekidnappt." Die Nachricht löste eine Lawine von Meldungen aus. Unter anderem wurde danach berichtet, dass sechs Kinder überfahren wurden. Die Behörden klärten später auf, dass tatsächlich jemand überfahren wurde, allerdings kein einziges Kind. Vera beteuert, nur wiedergegeben zu haben, was er selbst erzählt bekommen hatte.

Kritik am Vorgehen der Behörden
Die Menschenrechts-Organisation Amnesty International, sowie der Medien- und Gewalt-Experte Raul Trejo springen den Angeklagten zur Verteidigung bei. Dass Vera und Pagola wegen Twitter-Botschaften angeklagt werden, sei eine Einschränkung der Redefreiheit. Die Panik sei eher auf das generelle Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung im Gewalt-durchzogenen Staat Veracruz  zurückzuführen, meint Amnesty.

Raul Trejo lehnt in einer Stellungnahme gegenüber Associated Press die Bestrafung der beiden Twitter-Nutzer ab, allerdings spricht er auch von einem recht unachtsamen Gebrauch des Kurzblog-Dienstes. In Mexiko seien Twitter-Botschaften bereits in der Vergangenheit von Drogen-Lieferanten eingesetzt worden, um Panik mit Falschmeldungen auszulösen. Der Staat sorge allerdings nicht für Aufklärung und kann die öffentliche Sicherheit gleichzeitig nicht gewährleisten. Trejos Botschaft an seine Mitbürger: Nicht alles glauben, was auf Twitter gepostet wird.

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