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Schule und Spiele

Erste Minecraft-Matura in Österreich

Der Wiener Informatiklehrer Christian Haschek hat für die mündliche Matura Fragen vorbereitet, die die Prüflinge mit dem Spiel Minecraft lösen müssen. Wenn bei der Matura das Themengebiet „Schaltungen“ von einem Prüfling im Fach „IKT“ gezogen wird, muss dieser im Spiel Minecraft verschiedene Steine zusammenbauen und Blöcke zusammenstecken. Die Steine simulieren dabei Stromleitungen.

„Das Spiel hat diese ‚Red Stones‘ schon integriert. Die konkreten Aufgaben drehen sich dann etwa um binäre Schaltungen mit fünf Ziffern und der Prüfling muss sie vor der Prüfungskommission zusammenbauen und vortragen“, erklärt Haschek im Gespräch mit der futurezone.

Update (8.6., 18 Uhr):

Georg Angerer hat in Minecraft maturiert und bekam ein "Sehr Gut".
Georg Angerer hat am Mittwoch in Minecraft maturiert. Er bekam ein "Sehr Gut".

World of Warcraft-Benotung mit XP

Der junge Lehrer, der am BRG 1 Schottenbastei in Wien unterrichtet, setzt schon seit längerem auf die Macht von Spielen, um seine Schüler für seinen Lehrstoff zu begeistern. Seit 2011 hat er etwa eine selbst programmierte Software namens „Social Cube“ im Einsatz, die es ihm ermöglicht, Schüler mit XP-Punkten statt Noten zu beurteilen.

In Rollenspielen wie World of Warcraft bekommt man für das Lösen von Aufgaben Erfahrungspunkte, sogenannte „XPs“. Im Spiel ist es dabei ganz klar geregelt, wofür man diese Punkte erhält. Haschek hat das System für seine Benotung adaptiert und dazu ein Programm geschrieben.

„Ich unterrichte jedes Jahr zwei Klassen mit dieser Methode“, erzählt Haschek. Das Benotungssystem ist dabei einfach, übersichtlich, motivierend und transparent – so bekommen Schüler etwa XPs, wenn sie eine Hausaufgabe abgeben, oder eine sinnvolle Wortmeldung im Unterricht von sich geben.

Mit genügend XPs steigt man in das „nächste Level“ auf und bekommt eine bessere Note. Die dazugehörige Software, in der alle Leistungserfolge der Schüler gespeichert werden, wurde bereits von 346 Schulen aus aller Welt nachgefragt.

Großes Interesse an Software

4000 Personen (Lehrer und Schüler) nutzen „Social Cube“ für ihre Zwecke. Darunter befinden sich Schulen aus den USA ebenso wie welche als Liechtenstein oder Schweiz. In Österreich kommt das System bei rund 30 Lehreinrichtungen zum Einsatz.

„Der Vorteil von Social Cube ist, dass die Software mit allen Notensystemen kompatibel ist. Die Notenskala lässt sich genauso einstellen wie die Prozent der Gesamt-XP, die notwendig sind, um eine positive Note zu erlangen“, erklärt Haschek. „Es interessieren sich hauptsächlich junge Lehrer dafür. Manche schreckt die Methode aber auch noch ab, aus Angst, dass die Benotung dann nur noch auf digitalem Wege gespeichert ist“, sagt der Informatiklehrer über die Akzeptanz seiner Methode.

The Grade Link API

Die Minecraft-Matura ist auch für Haschek, der als Schüler selbst leidenschaftlich gerne Computer-Games spielte, aber jetzt selbst Premiere. Haschek hat mit „The Grade Link API“ jetzt aber noch eine weitere Entwicklung ins Leben gerufen, die einen Schritt über die Benotung mit XP-Erfahrungspunkten hinausgeht.

Die XPs aus dem Benotungssystem sollen über diese Programmierschnittstelle mit realen Belohnungen in Spielen wie Minecraft verknüpft werden. Übersetzt bedeutet das: Wer gut in der Schule ist, bekommt dafür in Spielen eine Belohnung. „Das kann etwa eine neue Rüstung sein, oder ein anderes Item, das dazu dient, dass man auch im Spiel vorankommt“, sagt Haschek. Damit würde der Anreiz, in der Schule fleißig zu sein, für begeisterte Gamer noch größer.

Derzeit haben sich bereits rund 22 Spiele-Hersteller für seine Beta von „The Grade Link API“ angemeldet. Darunter befindet sich etwa auch ein Spiel, das über die Plattform Steam vertrieben wird. Wenn Spielehersteller das System integrieren würden, wäre das für viele Schüler ein großer Anreiz, noch mehr in der Schule zu tun.

Das Programm ist derzeit laut Haschek noch nicht veröffentlicht, derzeit gibt es nur eine Minecraft-Demo davon. Haschek will „The Grade Link API“ in mehreren Wochen veröffentlichen. Entwickler können sich derzeit via Blogeintrag bei Haschek anmelden und ihr Interesse bekunden. Wenn das neue Schuljahr im Herbst beginnt, wird sich zeigen, wie viele Spielehersteller bei der neuen, innovativen Idee mit an Bord sind.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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