Mortal Kombat X
Mortal Kombat X
© Warner Interactive

Mortal Kombat X: Mit alten Frauen nach Göttern schmeißen

Mortal Kombat X: Mit alten Frauen nach Göttern schmeißen

Mortal Kombat X (PS4, Xbox One, PC) versucht den Spagat zwischen einem seriösen, Turnier-geeigneten Beat-em-Up und der für die Serie bekannten Komik zu schaffen. Letztere ist großteils der überzogenen Gewaltdarstellung geschuldet. Denn was in 16-Bit-Zeiten noch Eltern schockte, hat für die mittlerweile erwachsene Gamer-Generation einen B-Movie-Charme, der Mortal Kombat erst seine Seele verleiht. Die futurezone hat das Spiel auf der PS4 getestet.

Kindergarten

Die größte Überraschung bei Mortal Kombat X ist der Story-Modus. Die Handlung ist gut ausgearbeitet und erstreckt sich über einen Zeitraum von 25 Jahren. Statt dem üblichen „XY will die Erde erobern und deshalb machen wir ein Kampfturnier“ dreht sich die Geschichte um drei Fraktionen, einen Bürgerkrieg in der Außenwelt und die Sprösslinge von bekannten Mortal-Kombat-Charakteren.

Anfangs wirkt das ein wenig wie ein Kung-Fu-Kinderkarten-Ausflug. Die Tochter von Johnny Cage, die Tochter von Jax, der Cousin von Kung Lao und der Sohn von Kenshi bilden ein Special-Forces-Team. In der Außenwelt geraten sie aufgrund ihres jugendlichen Leichtsinns von einer Schlägerei in die nächste. Im Laufe der Story wird es vielschichtiger und es geht um Verantwortung, Familie und Gefühle.

Auch wenn das so überhaupt nicht zu einem Spiel zu passend scheint, in dem alle zwei Minuten Köpfe abgerissen und Körper gesprengt werden, ist der Story-Modus stimmig, ernst und erfrischend erwachsen – für ein Mortal-Kombat-Spiel. Der Story-Modus ist zwar nach vier Stunden durchgespielt, allerdings ist das durchaus ausreichend für ein Game von dem man nicht erwartet, dass es überhaupt einen brauchbaren Story-Modus hat.

Mehr Beat-em-Up

Auch das Gameplay ist in Mortal Kombat X gereift. Aus dem Beat-em-Up Injustice, das ebenfalls von den Mortal-Kombat-Machern Netherrealm Studios stammt, wurden die Interaktionen mit den Levels übernommen. An bestimmten Punkten kann etwa durch das Drücken der Schultertaste eine Wand im Hintergrund genutzt werden, um sich daran abzustoßen und über den Gegner hinweg zu springen. Oder man nimmt einen Gegenstand aus dem Hintergrund und schleudert ihn auf den Gegner, was üblicherweise für viel Schaden sorgt. Auch hier ist Platz für den schrägen Humor von Mortal Kombat: In einem Level kann man sich eine alte Frau schnappen und sie zB. dem Donnergott Raiden entgegenschleudern.

Das Interagieren mit Levelobjekten, sprinten und laufen verbrauchen Energie der Ausdauer-Anzeige. Auch das Ausführen eines Combo-Breakers benötigt Ausdauer, ebenso wie zwei der drei Balken des Super-Meters. Für Kämpfe gegen starke Feinde kommt so zusätzliches Taktieren und Energie-Management hinzu, anstatt nur stupide immer dieselben Special Moves zu wiederholen.

Mortal Kombat X

Im Trainings-Modus können die Eigenschaften der Special Moves angezeigt werden. Neben den üblichen Infos wie Schaden und Höhe, werden auch Frame-Daten angezeigt. So können Beat-em-Up-Spezialisten ihre Taktiken perfektionieren.

Gewalt mit Tradition

Das bereits bekannte Super Meter aus dem Vorgängerspiel erfüllt dieselben Funktionen. Mit einem Balken kann ein Angriff verstärkt werden, zwei Balken erlauben einen Combo Breaker und drei Balken führen einen X-Ray-Move aus. Dieser ist ein Fatality für zwischendurch. In einer Animation wird aus der Röntgenperspektive gezeigt, wie Knochen gebrochen und Pfeile durch die Augen fliegen. Ein X-Ray-Move kann geblockt werden, landet er verursacht er viel Schaden, bedeutet aber nicht das Aus für die Runde – obwohl der Betroffene in den meisten Fällen nicht mehr lebensfähig wäre.

Da die Gewaltdarstellung so dermaßen übertrieben ist, wirkt sie (abseits von den Zwischensequenzen im Story-Modus), wie Slapstick-Einlagen zur Auflockerung zwischen den Runden. Es erinnert mehr an die Zeichentrick-Gewalt von Itchy & Scratchy aus den Simpsons, als an Horror/Slasher-Filme. Die Gewaltdarstellung in Mortal Kombat X schockiert nicht, sondern gehört dazu, weil es eben Mortal Kombat ist. Dasselbe gilt für die Fatalities und Brutalities am Kampfende. Man gibt die Kombinationen fast automatisch aus Gewohnheit ein und nicht, weil man sich zum 29. Mal anschauen will, wie Sub Zero seinen Gegner die Wirbelsäule bricht um ihn danach in zwei Hälften zu zerreißen.

Alte Bekannte, neue Feinde

Ohne den kostenpflichtigen Zusatzcharakteren stehen 24 Kämpfer zur Verfügung. Neben vielen klassischen Kämpfern gibt es acht neue Charaktere. Bis auf das Gespann Ferra/Torr, die Mortal-Kombat-Version von Master Blaster aus Mad Max 3, sind die neuen Kämpfer eher unspannend designt.

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Das heißt aber nicht, dass sie nichts taugen. Man findet schon den ein oder anderen neuen Kämpfer, dessen Moves dem eigenen Spielstil entgegen kommen. Selbst die alten Bekannten, die man in den Vorgängerspielen vielleicht ignoriert hat, können jetzt wieder reizvoll sein. Denn jeder Charakter hat drei Spielstile zur Auswahl, wovon einer vor dem Kampf ausgewählt wird. Je nach Stil gibt es unterschiedliche Moves. Das macht Matches gegen menschliche Gegner interessanter, da man sich nicht mehr nur auf den Kämpfer einstellen muss, sondern auch dessen Stil.

Die meisten Charaktere sind grafisch gut umgesetzt. Schade eigentlich, dass man die Details nur in den seltenen Nahaufnahmen sieht. Die Levels sind ebenfalls gelungen. Viele haben animierte Hintergründe. Bei einem Level öffnet sich etwa regelmäßig im Hintergrund ein Portal, durch das entweder böse Handlanger oder Außenwelt-Flüchtlinge kommen.

Geld her

Was langjährige Mortal-Kombat-Fans ärgern könnte, ist die DLC-Politik von Mortal Kombat X. Für einen Euro kann man sich fünf Easy-Fatalities-Medaillen kaufen, für fünf Euro erhält man 30. Anstatt Kombinationen wie unten, links, unten, rechts und Kreis einzugeben, reicht es die Taste R2 und Dreieck gleichzeitig zu drücken. Sind die Medaillen verbraucht, muss man wieder die lange Tastenkombination eingeben.

Zu Beginn sind nicht alle Fatalities freigeschaltet. Für jeden Kampf erhält der Spieler Koins. Am meisten Koins verdient man im Story-Modus. Mit diesen Koins geht es in die Krypta, in der damit Grabsteine oder Schatzkisten geöffnet werden. Hat man Glück, ist ein Fatality darin verborgen, mit etwas Pech lediglich ein Concept Art, Fan Art oder die Hintergrund-Musik eines Levels. Will man gleich alles freischalten, kostet das 20 Euro. Damit würde man sich aber um die Krypta bringen, die eigentlich ein nettes Erkundungs-Mini-Game aus der First-Person-View ist.

Um 30 Euro kann man das Kombat Pack erwerben, die Mortal-Kombat-Version des Season Pass. Dieses enthält vier Charaktere und alternative Outfits, die in den nächsten Wochen verfügbar werden. Der Charakter Goro ist nicht dabei und muss separat für fünf Euro gekauft werden. Das Blue Steel Skin für Sub-Zero kostet 2 Euro.

Langspielwert

Mortal Kombat X

Games wie Mortal Kombat X leben eigentlich davon, dass man sie gegen ein Freund auf einer Konsole oder online spielt. Derzeit scheinen die Server noch ein wenig überfordert mit den Ansturm an Spielern zu sein. Immer wieder kommt es zu Lags während Matches und die Living Towers und Fraktions-Seite können nicht angezeigt werden.

Zu Beginn des Spiels wählt man eine von fünf Fraktionen. Jeder gewonnene Kampf trägt zur Gesamtpunkteanzahl der Fraktion bei. Gehört man zur Siegerfraktion am Ende einer bestimmten Zeitspanne, gibt es Extrapunkte.

Die Living Towers sind eine Reihe von Kämpfen unter bestimmten Bedingungen bzw. mit bestimmten Modifikatoren. Ein Turm ändert sich stündlich, einer täglich, einer wöchentlich. Werden die Herausforderungen bestanden, gibt es Belohnungen – je höher der Turm war (sprich je mehr Kämpfe gemeistert werden mussten), desto besser die Belohnung.

Neben den Living Towers gibt es auch normale Türme, die keine Internet-Verbindung erfordern. Zu diesen Türmen gehört der „Test your Luck“-Tower. Vor jedem Match werden zufällige Modifikatoren gewählt, wie etwa doppelte Geschwindigkeit, Instant Kill, plötzlich auftauchende Minen, keine Special Moves oder das nur eine Mini-Version des Levels genutzt werden kann. Der Modus kann auch im 1 vs 1 genutzt werden. Im Kustom Kombat wählt jeder Spieler zwei Modifikatoren, anstatt den Zufallsgenerator die Aufgabe zu überlassen.

Mortal Kombat X

Fazit

Mortal Kombat X bietet alles, was man von einem Mortal-Kombat-Spiel erwartet. Das könnte womöglich auch daran liegen, dass die Erwartungshaltung, aufgrund des B-Movie-Charmes, bei Mortal Kombat meist nicht besonders hoch ist.

Fans der Serie können jedenfalls zugreifen. Trotz der ernsten Handlung im Story-Modus bleibt Mortal Kombat X seinen Brutalo-Slapstick-Wurzeln treu und bietet solides Beat-em-Up-Gameplay.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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