Verhaltensforschung

Riot Games experimentiert mit "League of Legends"-Spielern

In vielen Online-Spielen herrschen teilweise raue Sitten unter Spielern. Viele anfangs begeisterte Spieler kehren Plattformen den Rücken, weil sie regelmäßig beschimpft oder gemobbt werden. Spielebetreiber Riot Games versucht das Problem durch eine enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern in den Griff zu bekommen. Das beliebte Strategiespiel "League of Legends" bietet ein riesiges Betätigungsfeld für psychologische Experimente.

Warnmeldungen, Sanktionen, Belohnungen

Wie die Webseite Backchannel berichtet, analysiert ein eigenes Team an Psychologen die Interaktionen der rund 27 Millionen Spieler, die League of Legends jeden Tag besuchen. Das Team beobachtet dabei nicht nur, sondern greift auch aktiv in manche Konversationen ein. So werden etwa Experimente durchgeführt, bei denen Nutzer des Spiele-Chats Hinweise erhalten, wenn sie andere Nutzer beschimpfen, etwa diese: "Deine Teammitglieder bringen schlechtere Leistungen, wenn du sie nach einem Misserfolg beschimpfst."

Andere Experimente zielen auf die Sanktionierung von schlechtem Verhalten ab. So werden Nutzer, die andere beschimpfen, etwa Grenzen beim Chatten auferlegt. Sie können dann etwa eine Zeit lang nur noch eine limitierte Anzahl von Chat-Nachrichten posten. Bei einem weiteren Experiment erhielten Nutzer in unregelmäßgen Abständen kleine Geschenke, wenn sie sich im Umgang mit anderen zivilisiert verhielten. Viele Maßnahmen bewährten sich und führten tatsächlich zu einer Verhaltensänderung.

Goldgrube für Verhaltensforscher

In seiner Außenkommunikation bemüht sich Riot Games Transparenz zu wahren, um nicht ein ähnliches Schicksal wie Facebook zu erleiden. Das Social Network hatte im Sommer 2014 bekanntgegeben, die Nachrichtenfeeds von Nutzern wegen eines Experiments manipuliert zu haben. Den Nutzern gefiel dies nicht. Bei Riot Games wurde von Anfang an klargestellt, dass Experimente rein zum Zweck einer Verbesserung der allgemeinen Kommunikation durchgeführt würden.

Für Verhaltensforscher stellt die Zusammenarbeit mit Riot Games eine Goldgrube dar. Auf dem Portal bekommen sie in kürzester Zeit Daten in einer Menge, die ansonsten beinahe unmöglich zu beschaffen wäre. Abgesehen vom eigenen Forscherteam kann das Unternehmen Kooperationen mit zahlreichen Universitäten vorweisen. Mit der Universität von York (UK) wird etwa erforscht, wie sehr Spielernamen Charakteristika von Personen im echten Leben widerspiegeln. Mit dem MIT wurde ein Test zur Überprüfung der kollektiven Intelligenz eines Teams aus fünf Spielern entwickelt.

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