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Kommentar

Bitte keine neue Killerspiel-Debatte!

2009 gab es in Deutschland nach Amokläufen eine Debatte über gewaltverherrlichende Spiele. Gefordert wurde damals ein Verbot von Ego-Shootern wie CounterStrike. Thomas de Maizière hat in Deutschland nach dem Amoklauf in München die Debatte nun neu aufleben lassen und viele, die sie damals mitverfolgt haben, denken sich: Bitte nicht! Es ist sinnlos.

De Maizière hat nun (erneut) Computerspielen eine „Mitschuld“ für die Tat in München gegeben und gesagt, dass es eindeutig sei, dass das „unerträgliche Ausmaß von gewaltverherrlichenden Spielen im Internet auch eine schädliche Wirkung auf die Entwicklung von Jugendlichen hat.“

Kein simpler Zusammenhang

Das ist allerdings keineswegs so eindeutig, wie der deutsche Bundesminister meint. Und: Darüber wurde bereits 2009 nahezu alles gesagt und geschrieben und geforscht, was man dazu sagen, schreiben und forschen kann. "Kein vernünftiger Wissenschaftler kann das mit einer solchen Sicherheit behaupten. Und wenn das kein Wissenschaftler kann, dann kann das auch kein Minister", sagte dazu etwa der Medieninformatiker Maic Masuch gegenüber der „Süddeutschen“.

Der Wissenschaft ist es nicht gelungen, einen simplen Zusammenhang zwischen Ursache (Computerspiel) und Wirkung (Gewalt) herzustellen. Die Wirkungszusammenhänge und die menschliche Psyche sind dafür zu komplex. Nur weil jemand Counterstrike oder andere Ego-Shooter spielt (und das sind Millionen von Menschen), wird er noch lange nicht zum Killer. Oder anders gesagt: Wenn jemand ausschließlich Lernspiele zockt, wird er noch lange nicht zur Intelligenzbestie.

Keine Ursache

Genauso wenig sollte verschwiegen werden, dass sich manche Amokläufer in der Vergangenheit tatsächlich mit Computerspielen auf ihre Taten vorbereitet haben, in dem sie etwa Gebäudepläne in Spiele kopiert haben, um sich für den „Ernstfall“ vorzubereiten. Hierzu bleibt aber zu sagen: Der Ego-Shooter war selbst dann niemals die Ursache für die Tat.

De Maiziere macht es sich daher äußerst einfach mit seinen Anschuldigungen. Derartige Aussagen sind nichts mehr als ein populistischer Schnellschuss, um etwas – wie den Computerspielen oder dem Internet (schließlich wurde auch die Tatwaffe im Darknet gekauft) - die Schuld für die grausame Tat zuzuschieben. Gegenüber dem ZDF forderte der Bundesminister nämlich auch gleich, "Anonymität im Netz" verbieten zu wollen. Am besten wäre es, diese Debatten, so schnell sie jetzt wieder aufgeflammt sind, in der Versenkungen verschwinden zu lassen. Sonst will de Maizière am Ende wirklich noch das „ganze Internet“ verbieten.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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