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Leitartikel

Facebook hat mehr Macht als gut ist

Und, haben Sie heute schon ein Status-Update auf Facebook verfasst? Die Chance dafür ist groß. 1,7 Milliarden Menschen nutzen das soziale Netzwerk regelmäßig. Der Konzern hat jeden Grund zum Jubeln: Er fährt dank zielgerichteter Werbung Rekord-Gewinne ein. So zielgerichtet kann die Werbung allerdings nur sein, weil Facebook viel mehr Daten sammelt, als uns allen bewusst ist.

Der IT-Konzern weiß, wann Sie schlafen, was Sie löschen oder im TV ansehen. Tatsächlich entkommt Facebook heutzutage niemand mehr. Der Konzern sammelt nämlich auch Daten von Menschen, die sich gar nicht beim Netzwerk angemeldet haben. Außerdem kommt jetzt gerade die erste Generation auf die Welt, die praktisch von Geburt an auf Facebook ist, weil ihre Mütter freudig Fotos des Nachwuchses veröffentlichen.

Doch auch vor dem Algorithmus von Facebook gibt es kein Entrinnen. Der gibt Facebook die Macht, seinen Mitgliedern nur die Inhalte anzuzeigen, die für sie relevant sind. Damit kann der Konzern Präferenzen, Emotionen und auch die politische Willensbildung steuern. Algorithmen können Wahlen entscheiden, weil sie als mächtige Verstärker wirken. Nicht nur in den USA.

Ursprünglich als Netzwerk gedacht, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, hat sich Facebook längst weiterentwickelt: Zu einer allgemeinen Meinungsplattform, in der es oft um das "sich über etwas (künstlich) Aufregen" geht. Damit gehen manchmal strafbare Drohungen und Beschimpfungen einher, die aber nur selten gelöscht werden. Da verschwindet vorher noch eher ein Foto von nackten Brüsten. Bleibt die Frage: Warum unterwerfen wir uns dann eigentlich einem US-Konzern?

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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