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Galaxy S6 Edge: Das ist zu teuer, Samsung

Wer das Galaxy S6 Edge das erste Mal in die Hände bekommt, reagiert mit einem „Wow“. Es ist das schönste Smartphone, das bislang das Licht der Hightech-Welt erblickt hat (ja, ich weiß, Geschmäcker sind verschieden) – es vermittelt einen edlen Eindruck, greift sich wertig an, ist mit der neuesten Technologie angefüllt und kann alles, was man sich von einem Smartphone erwartet. Aber: Samsung hat bei seinem neuen Flaggschiff dennoch zwei gravierende Fehler gemacht.

Premium-Preis

Erstens ist es der Preis. 849 Euro für die kleinste Variante mit 32-GB-Speicher zu verlangen, ist ziemlich happig; das 128-GB-Modell kostet gar 1049 Euro. Dass der Preis absichtlich angehoben wird, damit das Smartphone mehr „Premium“ erscheint, will ich nicht glauben. Samsung darf sich hier kein Vorbild an Apple nehmen, Samsung wird und darf – so gut die Marke auch ist – nie Apple sein. Android-User sind keine iOS-User, die allein weil ein Gerät cool aussieht oder ein gesellschaftliches „Must Have“ ist, kaufen. Die Produktion der abgerundeten Displays ist teuer, dennoch muss der koreanische Hersteller alles tun, um Marktanteile zurück zu erobern, denn auf dem Smartphone-Sektor steht Samsung gewaltig unter Druck.

Attacke aus China

Das S5 war zwar kein Ladenhüter aber nicht der große Erfolg, es wurden um 40 Prozent weniger Geräte verkauft als geplant. Konkurrenten, wie Microsoft, wollen Marktanteile und bringen Top-Geräte auf den Markt, die weitaus günstiger als ein S6 Edge sind (auch wenn es von Microsoft derzeit kein Smartphone mit Quad-HD-Display oder Snapdragon 810 CPU und DDR4 RAM gibt). Neben den Herstellern wie HTC oder LG wollen auch die chinesischen Hersteller, von Huawei über OnePlus bis hin zu Xiaomi am Weltmarkt mitmischen. Vor allem Xiaomi, das bereits als „Apple of China“ bezeichnet wird, wird Samsung (und wohl auch noch den anderen) Kopfzerbrechen bereiten. Mit dem S6 will Samsung verlorenes Terrain wieder aufholen. Dass das funktionieren wird, ist anzuzweifeln.

Zwei Spitzenmodelle? Die Qual der Wahl

Denn Samsung hat neben der Preispolitik noch einen zweiten Fehler gemacht: Es bietet neben dem S6 Edge noch ein günstigeres S6 an – und das sieht aus wie ein 6er iPhone und ist mit 699/799/899 Euro um 150 Euro billiger. Mag sein, dass die Entscheidung, neben dem S6 Edge ein „normales“ S6 anzubieten damit zusammen hängt, dass nicht so viele gebogene Displays erzeugt werden können, aber mit dem S6 setzt Samsung keine neuen Maßstäbe – beim S6 Edge jedoch schon. Anstelle von zwei Spitzenmodellen – eigentlich hat Samsung nie gesagt, welches der beiden Smartphones wirklich ihr Flaggschiff ist - hätte sich Samsung auf eines festlegen sollen. Das Argument, Apple habe mit dem iPhone 6 und dem iPhone 6plus auch zwei Spitzenmodelle, zählt in diesem Zusammenhang nicht, weil das iPhone 6 plus ein „Phablet“ ist, ein Groß-Display-Smartphone, das Samsung mit seiner Note-Serie abdeckt.

Gerichtliches Nachspiel zu erwarten

Bei der Präsentation hat Samsung übrigens noch einen dritten Fehler gemacht. Der hat zwar nur indirekt mit dem Gerät etwas zu tun, wird aber – so meine Einschätzung – ein gerichtliches Nachspiel haben. Vergleichende Werbung ist in der Branche bereits üblich und wird von Konsumenten auch gerne gesehen. Neben dem Seitenhieb, dass sich die S6-Modelle nicht verbiegen ließen, zeigte man bei der Modell-Vorstellung auch, um wie viel besser die Kamera beim S6/S6 Edge im Vergleich zum iPhone 6 ist. Zwei Fotos wurden eingeblendet – das schlechte, unterbelichtete Foto mit einem 6er iPhone aufgenommen und das perfekt belichtete, mit einem S6-Modell gemacht. Jeder iPhone-User weiß, dass der Fokus durch das Tippen auf die entsprechende Stelle am Bildschirm verschieben werden kann und dass sich daher auch die Belichtung ändert. Dieses „so haben wir die Aufnahme gemacht“ wurde bei der Präsentation nicht erwähnt – das werden höchstwahrscheinlich die Apple-Juristen dann klären.

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