© Florian Aigner

Wissenschaft & Blödsinn

Gerechtigkeit für Reptilien-Aliens!

Sie haben es vermutlich bereits geahnt: Die Welt wird im Wesentlichen von reptiloiden Aliens regiert. Sie sind zwei bis drei Meter groß, grün gefärbt und schuppig, doch sie können ihre Gestalt wandeln und fast wie gewöhnliche Menschen aussehen. Durch diesen schlauen Trick haben sie es geschafft, sich unter die Menschen zu mischen und die höchsten Ebenen der Gesellschaft zu infiltrieren. Spitzenpolitiker und Großindustrielle sind heute zu einem großen Teil reptiloide außerirdische Gestaltwandler.

Obwohl die Reptiloiden alles daran setzen, die Sache zu verheimlichen, ist das Wissen über diese außerirdische Rasse erstaunlich weit verbreitet: Nach einer Umfrage aus dem Jahr 2013 glauben immerhin vier Prozent der US-Amerikaner an Reptiloide – weitere sieben Prozent sind nicht sicher. Unzählige Internetseiten beschäftigen sich mit diesem Thema, es gibt lange Listen von Prominenten, die des Reptiloidentums überführt wurden.

David Icke, der Einstein der Reptiloiden-Forschung

Dass die Verschwörungstheorie rund um die Reptiloiden bekannt wurde, ist ganz wesentlich dem Briten David Icke zu verdanken. Er begann als Fußball-Profi, war zwischendurch Politiker bei den britischen Grünen und wurde schließlich Geistheiler, Autor und telepathisches Channelling-Medium. Tausende Fans kommen zu seinen Vorträgen, seine Bücher sind Bestseller. Für einen nicht-Reptiloiden ist das eine ziemlich beeindruckende Karriere.

David Icke deckte auf, dass die Reptiloiden auf ihrer interdimensionalen Reise vom Sternensystem Alpha Draconis zu uns gekommen sind. Meistens verstecken sie sich in finsteren Gängen im Inneren der Erde, ansonsten verbringen sie ihre Zeit damit, in Menschengestalt die Weltherrschaft an sich zu reißen oder sich mit Menschen zu paaren um Reptiloid-Mensch-Mischlinge zu zeugen.

Die Tarnung der Reptiloiden ist allerdings nicht immer perfekt. Offenbar benötigt es einige Anstrengung, die Menschengestalt aufrecht zu erhalten, denn ab und zu passiert es den Repiloiden, dass sie sich verraten. Dann kann man für einen winzigen Augenblick schuppenartige Haut oder schlitzförmige Pupillen erkennen. Manche Leute verbringen viel Zeit damit, Videoaufnahmen prominenter Politiker Bild für Bild zu studieren – und manchmal findet sich dann ein Einzelbild, in dem verdächtige Muster auf der Haut, charakteristische Reptilienaugen oder gefährlich spitze Zähne zu sehen sind. Videoexperten erklären zwar, dass es sich dabei um ganz normale Video-Kompressions-Effekte handelt, wie sie bei Internet-Videos immer zu finden sind, aber es ist anzunehmen, dass auch Videoexperten zu einem Großteil reptiloide Gestaltwandler sind. Man sollte sich auf ihre Aussagen also nicht zu sehr verlassen.

Intergalaktische Brüderlichkeit!

Ich finde es allerdings sehr schade, dass David Icke und seine Fans reptiloide Gestaltwandler-Aliens immer so negativ darstellen. Reptiloide werden als feindliche, kriegstreiberische Rasse bezeichnet, die letzten Endes die Menschheit versklaven möchte. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es dafür nicht die geringsten Hinweise. Wir sollten die Reptiloiden freundlich in unserer Mitte willkommen heißen! Dass so viele führende Politiker und Wirtschaftschefs zu den Reptiloiden gehören, zeigt doch nur, dass sie sich mit viel Engagement in die Gesellschaft einbringen und bestens integriert haben. Dass sie sich mit Menschen paaren ist der beste Beweis für ihre tolerante Aufgeschlossenheit.

Warum also diese Agitation gegen unsere reptiloiden Freunde? Schuppen zu haben ist keine Schande, dagegen gibt es Spezialshampoos. Dass die Farbe grün etwas Schönes ist, wissen wir spätestens seit Kermit dem Frosch. Es kann doch nicht sein, dass wir im einundzwanzigsten Jahrhundert noch immer andere Leute nach ihrer Haut- beziehungsweise Schuppenfarbe beurteilen! Dass sich unsere reptiloiden Freunde gezwungen sehen, unsere Gestalt anzunehmen, um nicht aufzufallen, ist eigentlich ein erschütterndes Alarmsignal. Assimilation kann nicht die Lösung sein.

Ich habe einen Traum! Ich habe einen Traum, dass die Kinder von Reptiloiden und die Kinder von Menschen eines Tages in brüderlicher Eintracht auf interdimensionale Reisen gehen. Ich habe einen Traum, dass unsere Politiker nicht in verstohlener Menschengestalt, sondern offen in all ihrer grünschuppigen Pracht von den Wahlplakaten auf uns herabgrinsen. Ich habe einen Traum, dass wir alle hier, ob von Alpha Draconis oder von der Erde, ob schuppenbepanzert oder samthäutig, einander bei den Händen beziehungsweise Krallen nehmen und gemeinsam ausrufen: Endlich frei!

Der wahre Feind

Die eigentlichen Feinde, das sei auch noch erwähnt, sind nämlich die Waschmaschinen. Hat sich schon mal jemand überlegt, warum die uns mit großem Auge anstarren, im Badezimmer, wo wir uns ausziehen und völlig ungeschützt sind? Warum sie die wichtigen Notizzettel, die wir in der Hosentasche vergessen, zensieren und unleserlich machen, und vermutlich zur Speicherung von DNA-Proben einzelne Socken stehlen? Die Waschmaschinen haben es auf uns abgesehen, und vermutlich auch die Gerüchte über die unschuldigen Reptiloiden gestreut. Mein Verdacht: David Icke ist eine Waschmaschine. Aber das ist eine andere Geschichte.

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen. Über Wissenschaft, Blödsinn und den Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen schreibt er jeden zweiten Dienstag in der futurezone.

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Florian Aigner

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen. Über Wissenschaft, Blödsinn und den Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen, schreibt er regelmäßig auf futurezone.at und in der Tageszeitung KURIER.

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