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Marktentwicklung

Hohe Mobilfunkpreise: Hört mit dem Jammern auf!

Mehr als drei Jahre nach dem Orange-Drei-Zusammenschluss kommen die österreichischen Behörden zum Schluss - jetzt haltet Euch fest - "die Preise sind massiv gestiegen". No na. Die Befürchtungen hätten sich bewahrheitet, die Auflagen seien unwirksam gewesen, meinte der Chef der Bundeswettbewerbsbehörde. Der schwarze Peter wurde dann an das Kartellgericht und die EU weitergegeben.

Die zahnlosen Behörden

Man mag sich als naiver Bürger da schon fragen, wozu existieren solche in Ministerien angesiedelten Behörden, wenn sie ohnehin nichts zu sagen haben? Dass die Frage des WebStandard-Kollegen, ob das Konsequenzen für die Mobilfunker habe, unbeantwortet blieb, passte dabei ebenfalls perfekt ins Bild. Auch das Thema, inwiefern die überteuerte Frequenzvergabe, für welche die RTR damals viel Kritik einstecken musste, die Mobilfunker bilanztechnisch unter Druck brachte, wurde nicht angerissen.

Dramatisiert wurde die dargestellte Preissteigerung durch eine Berechnung, wie sich die Preise im Vergleich zu zehn ausgewählten EU-Ländern (Warum nur zehn? Und warum ohne Deutschland, Frankreich, Tschechien und andere Ländern?) vermutlich entwickelt hätten, wenn es nicht zu dem Merger gekommen wäre. "90 Prozent Preissteigerung", lieferte die RTR gleich die perfekte Headline für die Medien. Wer hält sich schon gern mit Konjunktiven und Details auf?

Mobilfunker selbst schuld

Fakt ist natürlich: Mobilfunk-Billig-Paradies ist Österreich mittlerweile nicht mehr, auch wenn die Preise sich international gesehen immer noch auf moderatem Niveau bewegen und mittlerweile auch wieder sinken. Dass die Preiserhöhungen viel Kundenvertrauen zerstört haben, haben sich die Mobilfunker teilweise auch selber zuzuschreiben.

Eingriffe in bestehende Verträge und die Einführung von intransparenten Zusatzentgelten und Nebengebühren wie teure Anmelde- und Tarifwechselgebühren und der Servicepauschale genau in der Zeit, als die Netze technisch gesehen schwächelten, kam nicht gut an.

Genug gejammert!

Das ständige Jammern der Mobilfunker über sinkende Erträge pro Mobilfunkkunde und die notwendigen Investitionen in das Netz (A1 machte 2015 über 418 Millionen Euro Gewinn, T-Mobile steigerte sein Ergebnis um 85 Prozent auf 117 Millionen Euro) ist ebenso fehl am Platz wie das Jammern der Kunden, die sich wundern, wenn 10-Euro-All-inclusive-Tarife nach Jahren um ein bis zwei Euro angehoben werden. Wer 700 Euro teure Handys mit Verträgen "geschenkt" bekommen möchte, darf sich ebenfalls nicht wundern, wenn dazu völlig überteuerte Verträge abgeschlossen werden müssen.

Die Alles-Gratis-, Alles-Günstig-Mentalität hat eben ihre Grenzen. Und so lange man wieder vernünftige Sim-only-Verträge zwischen 10 und 20 Euro bekommen kann, die für den normalen Smartphone-Gebrauch völlig ausreichen und teilweise sogar LTE inkludieren, sollte man zufrieden sein. Das kann man natürlich auch anders sehen, mir persönlich ist es aber in jedem Fall wichtiger, dass die Qualität des Netzes stimmt und diese in puncto LTE auf dem neuesten Stand sind.

AUT statt USA

Nachdem Österreich, auch durch die Verzögerung der Frequenzvergabe, drohte bei LTE auf der Strecke zu bleiben, zeigt der Netzausbau mittlerweile Wirkung. Selbst in vielen Dörfern am Land bekommt man über LTE mittlerweile Bandbreiten, von denen Festnetzkunden leider immer noch nur träumen können. Wenn endlich auch das Telefonieren über das LTE-Netz umgesetzt ist, wird der „schlechte Empfang“ in manchen Gebieten endgültig Geschichte sein.

Und wer dann immer noch nicht zufrieden ist, sollte einmal in das Vorzeigeland der Tech-Industrie, die USA, reisen, wo teure Tarife und schlechte Netze erst ihre wahre Bedeutung erhalten.

Was ist eure Meinung zum Thema? Lasst es uns in der Umfrage oder den Kommentaren wissen.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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