Um Kindern früh den Umgang mit Computern beizubringen, schaffen immer mehr Schulen günstige Laptops an - darunter auch Google Chromebooks, die oft unter 200 Dollar erhältlich sind
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Kinderfotos: Facebook darf kein Familienalbum sein

Erstmals gibt es eine ganze Generation an Eltern, die Fotos von ihren Kindern auf Plattformen wie Facebook oder Instagram veröffentlicht. In Frankreich drohen dafür jetzt 45.000 Euro Strafe oder ein Jahr Gefängnis. Das ist möglicherweise überzogen. Aber vielleicht ist es der einzige Weg, Eltern einen Hauch von digitaler Medienkompetenz beizubringen?

Digitale Medienkompetenz

Genau an digitaler Medienkompetenz mangelt es nämlich Eltern, die Fotos von ihrem Nachwuchs ohne dessen Einverständnis auf Facebook veröffentlichen. Auch Kinder haben ein Recht am eigenen Bild. Das Persönlichkeitsrecht steht allen Menschen zu, unabhängig von ihrem Alter.

Wenn Eltern Fotos von ihrem Nachwuchs ungefragt online stellen, die sie in Situationen wie in der Badewanne oder beim Eislutschen zeigen, sollten sie sich zuerst einmal die Geschäftsbedingungen von Facebook genauer ansehen. Man räumt Facebook mit dem Upload des Bildes nämlich ein Nutzungsrecht ein. Das heißt, Facebook darf die Bilder eurer Kinder in der Badewanne an Werbetreibende weiterleiten – und zwar auch dann, wenn ihr unter den „Privatsphäre-Einstellungen“ nur „Freunde“ ausgewählt habt.

Missbrauch möglich

Facebook darf kein Familienalbum sein. Alles, was auf Facebook abgelegt wird, kann an anderer Stelle im Netz auftauchen und von anderen missbraucht werden – sei es von Seiten, die mit den „hottest Teens“ werben, oder mit sogenanntem Stoff für „Wichsvorlagen“. Unabhängig davon können auch die eigenen Klassenkameraden gemein genug sein, um Mitschüler mit den Aufnahmen aus dem Kindergarten zu erpressen. Cybermobbing ist am Zunehmen.

Und seid mal ehrlich: Würdet ihr wollen, dass von euch Fotos von euch mit Donald-Duck-T-Shirt und Zahnspange beim Auspusten des Geburtstagskuchen mit vier, oder Fotos von der wilden Dauerwelle und dem Guns'n'Roses-Fanposter an der Wand als Teenager Jahre später im Netz kursieren und ohne eure Zustimmung weiterverbreitet werden?

Sorgsamer Umgang mit Daten

Viele Kinder lernen aus dem Verhalten ihrer Eltern, die jeden Schritt von ihnen dokumentieren und ins Netz stellen, auch, selbst die Privatsphäre von anderen zu missachten. Wie wollt ihr euren Kindern mit so einem Verhalten den sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten im Internet beibringen, wenn ihr das Leben des Kindes lückenlos online steht? Seid lieber Vorbild und geht sorgsamer mit den Bildern eurer Kinder um – und fragt sie ab einem gewissen Alter zumindest um Erlaubnis, wenn ihr ihre Fotos online stellen wollt.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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