Gastbeitrag

SXSW-Rückblick: Frühlingserwachen der Nerds

Wie immer sind, neben dem extensiven Vortragsprogramm mit mehreren Dutzend gleichzeitigen Tracks, die zahlreichen Abendveranstaltungen der Fokus für Gespräche und Austausch. Dabei könnten Daheimgebliebene bei der Beobachtung der tausenden Twitter-Nachrichten aus der Hauptstadt von Texas in diesen Tagen leicht glauben, die SXSW bestünde nur aus Partys.

Dabei ist das Festival, das aus drei Teilen besteht (Interactive, Film und Musik), mit mehr als 60.000 Teilnehmern und mehreren tausend Vorträgen in 9 Tagen, deutlich mehr als ein „Spring Break“ für Technikbegeisterte. Seitdem 2009 Foursquare die „South by“ als erfolgreiches Launch-Vehikel nutzte, hat sich das ursprünglich der Musik gewidmete Ereignis zum Fixpunkt im Kalender der Web-Gemeinde entwickelt.

Launch-Event für Startups
Man hat die Besucher als Early Adopter entdeckt und dementsprechend intensiv läuft die Marketingmaschine vor Ort. Wer im Rahmen der SXSW launcht, erhofft sich bei wichtigen Nutzern frühe Aufmerksamkeit und entsprechende virale Effekte. In diesem Jahr machte „Highlight“ die Runde: eine iPhone-App die im Hintergrund scannt, welche Personen in der Umgebung sind und waren, und basierend auf Facebook und Twitter Kontakten interessante Gesprächspartner vorschlägt.

Auch bereits etablierte Unternehmen sind mit teils beeindruckenden Aufgeboten vor Ort vertreten: Google mietete gleich vier ganze Häuser in der Innenstadt, um Themen wie Maps, Android oder Google Play zu promoten. Nokia zeigte im Iglu-inspirierten Pavillion die neuesten Entwicklungen rund um die Lumia-Telefone, während Samsung mit Kunstinstallationen und elektronischer Musik überzeugen wollte.

Die Schlagzeilen dominierten die Gerüchte und Neuigkeiten aus der Tech-Welt: das beliebte Fotosharing-Service Instagram meldete 27 Millionen Nutzer und eine Android-Version, wollte den kolportierten Unternehmenswert von 500 Millionen Dollar nicht kommentieren. Die Nachricht, dass Apple vor Ort einen Campus für 3.600 Mitarbeiter einrichten wollte, wurde bejubelt, die Ankündigung von Google+ Chef Vic Gundotra, in naher Zukunft keine Apps fremder Hersteller auf Google+ zuzulassen, eher bedauert.

Europa als Randerscheinung
Die Beteiligung europäischer und insbesondere österreichischer Start-ups kann nur als „quantité négligeable“ bezeichnet werden. Soundcloud hielt die Berliner Fahne hoch, auch wenn die Verankerung im Silicon Valley und die deutlich internationale Ausrichtung des Musikstartups wohl eher den Ausschlag dafür gab.

Auch Österreich war vertreten: Die kreative Visualisierungsplattform Soup.me launchte einen speziellen View, um die eigene SXSW-Erfahrung zu visualisieren, das Team von blossom.io machte auf der Seedcamp USA Tour einen Zwischenstopp in Austin. Einzig Großbritannien schien das Event strategisch zu nutzen, hatte man doch zahlreiche Start-ups in einen eigenen Pavillion geholt und für eine solide Verankerung im Programm gesorgt.

Insgesamt war die Woche auf der SXSW vor allem durch eines geprägt: die FOMO („Fear Of Missing Out“) - der Eindruck, dass die beste Veranstaltung immer gerade eine Straße weiter stattfindet.

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