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Live aus Sunnyvale

Valley Blog: Große Namen

Kalifornien ist das Land der Stars und Sternchen. Ein wenig ähnlich verhält es sich mit der Softwareindustrie. Für mich war letzte Woche insofern "meet the celebrity" angesagt.

Minuten zählen

Es ist 12:55 Uhr - ich bin bereit für meinen Pitch für das größte Unternehmen, dem ich bis jetzt live begegnet bin: Deloitte, mit über 192.000 Mitarbeitern. In fünf Minuten soll es losgehen.

Es ist 13:15 Uhr - ich bin immer noch bereit, aber alleine im Raum.

Es ist 13:20 Uhr - ich bin bereit und nicht mehr allein im Raum. Das bedeutet aber leider nicht, dass ich mich selbst und mein Produkt nun endlich präsentieren kann, sondern dass ich erstmal zuhören muss, wie sich mein Mentor bei Deloitte in Szene setzt. Scheinbar habe nicht nur ich großes Interesse an einem Austausch mit Deloitte. Als ob ich gar nicht im Raum wäre, wird über Möglichkeiten zur strategischen Kooperation diskutiert. Das ist zwar irgendwie spannend, aber auch schmerzhaft, denn die - kurz einmal eingeschobene - Unterhaltung wird auf Kosten meiner ohnehin knappen Präsentationszeit geführt.

Es ist 13:50 Uhr - und ich schiebe die Ellenbogen raus. Also wage ich mich vor und ergreife das Wort. Mir bleiben sportliche 10 Minuten, um Deloitte neugierig zu machen. Mein Mentor verfolgt aber weiter seine eigene Agenda - das nennt man dann wirklich Pitching! Deloitte aber interessiert sich augenscheinlich mehr für PoolParty – neugierig sind sie also geworden.

Spät am gleichen Abend sagt mir mein Telefon, dass ich eine neue Email habe. Seit der Zeit im Valley gönne ich mir den Tick, ständig und immer neue Mails sofort zu checken – you never know. Und siehe da, Deloittes Neugier hält an und kontaktiert mich via LinkedIn. Wer so fleißig ist, den soll man nicht warten lassen und ich antworte sofort. Salopp, direkt, dynamisch – der Uhrzeit entsprechend. Eine weitere Überraschung um 04:45 Uhr morgens: frech hat sich gelohnt – die nächste Email. Deloitte findet PoolParty nun offiziell spannend und will sobald wie möglich die nächsten Schritte diskutieren. Schlafen ist für Langweiler, ein Follow Up in Reichweite.

NoSQL
Trotzdem ausgeruht bin ich jetzt auf der NoSQL Konferenz in San José. Wie der Name schon vermuten lässt, haben hier Freunde der relationalen Datenbank keinen guten Stand. So richtig Aufwind hat das Thema NoSQL übrigens mit der Web2.0 Bewegung bekommen – und natürlich wehte der Wind zuerst hier im Valley. Denn Startups konnten nicht viel Geld für Oracle & Co. ausgeben und deswegen haben sie einfach ihre eigenen Data-Stores gebaut, inspiriert von Amazons Dynamo und Googles Bigtable.

Wie es sich hier im Technologie-Epizentrum gehört, liest sich die Teilnehmerliste wie die High-Tech Hall of Fame: Microsoft, Adobe, Oracle, Apple, Intel... alle Großen sind hier und freuen sich über die neuen Big Data Player wie Couchbase, Cassandra, VoltDB und NeoTechnology. Denn SQL-Systeme haben für heutige Ansprüche einige Schwachstellen, wenn es zum Beispiel um Skalierbarkeit geht, um unstrukturierte Daten, oder um die flexible Transformation von Daten. Hier wird drei Tage fleißig präsentiert und diskutiert, wie NoSQL-Ansätze diese Herausforderungen adressieren. Schön zu erleben: Niemand hier erklärt dem RDBMS-Universum den Krieg und behauptet, dass alles mit Hadoop & Co. besser gelöst werden kann. Immerhin verwendet die Community heute den Begriff „NoSQL" nicht mehr im wörtlichen Sinne, sondern als „Not only SQL".

Big Data, Big Time
Auch hier auf der Konferenz bin ich beim Lunch (Plastik-Box, Plastik-Gabel, Plastik-Becher) Mike Hummel über den Weg gelaufen, dem Gründer von ParStream (Fokus Realtime-Analyse von Big Data). Spätestens seit Dienstag ist die Firma das Vorzeige-Startup im deutschsprachigen Raum. Satte 5,6 Millionen Dollar hat ParStream  gerade in einer "Series A Round" als frisches Kapital bekommen. Das an sich ist eine Erfolgsgeschichte: Absolut ungewöhnlich ist dabei jedoch, dass die amerikanischen Kapitalgeber diesmal in eine Firma aus dem Ausland investieren, ohne dass sie ihren Firmensitz in die USA verlegen muss. Das bedeutet, dass das intellektuelle Kapital und die von der entsprechenden Firma zu zahlenden Steuergelder nicht in die USA gezogen werden. Für Interessierte zum recherchieren: Codewort „Delaware Company".

Der Mentor von Mike Hummel ist übrigens der bereits im letzten ValleyBlog erwähnte Startup- und Hightechguru Guido Appenzeller – wie klein die Welt doch ist.

Große Namen am Ende der Woche
Beim Lunch am nächsten Tag (diesmal mit Teller und richtigem Besteck) bestätigen sich gleich zwei Klischees für mich. 1) Obwohl ich nur mit der Person rechts und links von mir spreche, werden beim Verlassen der Runde Visitenkarten rund um den Tisch gereicht, 2) außer von der Person von Apple – die ist hier wie erwartet top secret unterwegs. Top secret verhält sich auch Sony. Ich wurde eben für diesen Freitag eingeladen dort zu präsentieren. Diesmal angeblich mit satten 30 Minuten Zeit, dafür aber ohne Informationen, wem ich gegenüber sitzen werde oder warum ich eingeladen wurde. Fast wie Weihnachten, nur anders.

Da gefällt es mir schon besser, was eine große Beratungsfirma mit 3 Buchstaben veranstaltet (jetzt bin ich mal top secret). Sie interessieren sich auch für mein Produkt und wollen nach einem ersten Treffen wissen, wie unsere Lösung mit einer bestimmten Software von Adobe zusammen passt. Schön, dass mein Gegenüber vom 3-Buchstaben-Berater gleich einmal einen Link zum "pers. Consutant" von Adobe herstellt (praktischerweise besetzen sie gleich den Wolkenkratzer nebenan). Das nenne ich mal einen Türöffner.

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