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Verschlüsselung: Nehmt euch ein Beispiel an Tim Cook!

Verschlüsselung ist den Behörden seit längerem ein Dorn im Auge, weil sie Daten vor dem Zugriff von Dritten schützt. Der Kampf gegen Verschlüsselung geht in den USA nun in eine neue Runde – und Apple ist dieses Mal der betroffene Technologiekonzern. Apple setzt sich aber gegen die Begehrlichkeiten der Justiz zur Wehr und leistet gegen eine richterliche Anordnung des US-Justizministeriums Widerstand. CEO Tim Cook weigert sich, dem FBI dabei zu helfen, verschlüsselte Daten von iPhones zu knacken. „Das, was die Regierung von uns hier verlangt, ist abschreckend“, schreibt der CEO in einem Brief an seine Kunden.

Cook warnt davor, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen werde, wodurch folgendes Szenario möglich werde: Die Regierung könnte diese Verletzung der Privatsphäre dazu nutzen, von Konzernen wie Apple zu verlangen, Überwachungssoftware zu entwickeln. "Mit dieser Software könnte der Konzern alle Nachrichten, Gesundheits- oder Finanzdaten oder Daten darüber, wo sich ein User gerade aufhält, unbemerkt speichern, ohne dass der User etwas davon mitkriegt", so Tim Cook in seinem Brief.

Auch der Zugriff aufs Mikrofon sei auf diesem Weg möglich. Tim Cook: „Uns dieser Anordnung zu widersetzen ist nichts, was wir auf die leichte Schulter nehmen. Wir finden, dass wir hier klare Worte sprechen müssen, wenn die US-Regierung die Grenzen überschreitet.“

Verschlüsselung schützt uns

Liebe Tech-Unternehmen dieser Welt: Nehmt euch an Tim Cook ein Beispiel und findet ebenfalls derart klare Worte. Verschlüsselung schützt unsere Daten, unsere Gespräche, unsere Nachrichten und damit unsere Privatsphäre und Anonymität. Manche Menschen sind auf Verschlüsselung angewiesen, um zu überleben. Verschlüsselung verhindert Massenüberwachung und ist genau dafür da, dass Regierungen nicht mitlesen können, um die Bevölkerung besser kontrollieren zu können. Verschlüsselung ist damit der beste Schutz gegen Massenüberwachung.

Dass sich Apple hier der US-Regierung so klar widersetzt, ist ein starkes Signal, dem andere Tech-Unternehmen schleunigst folgen sollten. Jede Schwächung von Verschlüsselung ist schlecht – auch wenn es in dem konkreten Fall zur Aufdeckung einer Straftat dienen würde. Um es mit den Worten des IT-Sicherheitsexperten Bruce Schneier zu sagen: "Selbst wenn Kriminielle von starker Verschlüsselung profitieren, sind wir alle sehr viel sicherer, wenn wir alle starke Verschlüsselung nutzen, als wenn niemand es tut oder tun darf." Denn hat die Verschlüsselung einmal Löcher oder Backdoors, kann man sich sicher sein, dass diese auch von "den anderen" genutzt werden.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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