Neue Enthüllung zeigen, dass es sehr wohl wirtschaftliche Motive bei der Spionage gegeben hat.
Neue Enthüllung zeigen, dass es sehr wohl wirtschaftliche Motive bei der Spionage gegeben hat.
© APA/GCHQ / BRITISH MINISTRY OF DEFENCE / HANDOUT

Snowden Leaks

Britischer Geheimdienst spionierte EU-Kommissar aus

Eine Liste mit Zielen enthält EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia und den damaligen israelischen Premier Ehud Olmert. Auch die UNO stand im Visier der Briten, berichteten „Spiegel“, „Guardian“ und „New York Times“ in einer akkordierten Veröffentlichung am Freitag. Der Bericht beruht auf einer Liste mit Überwachungszielen von GCHQ aus den Jahren 2009 und 2008, die Snowden den Medien zuspielte.

Bei einigen Abhöraktionen dürfte London mit der NSA kollaboriert haben. So stammen einige Daten aus amerikanischen Stützpunkten des US-Geheimdienstes. Auch regte die NSA Spähaktionen der Briten an.

Erste Beweise für Wirtschaftsspionage

Heikel für die Beziehungen der USA und der EU könnte vor allem der Bericht über die Aktion gegen Almunia sein. Der EU-Kommissar ist unter anderem für die Kartellbehörden zuständig und dadurch auch für langjährig Ermittlungen gegen den US-Internetkonzern Google und die Regulierung von Softwareriesen in Europa zuständig. Kritiker befürchten seit längerem, dass die USA ihre Geheimdienste auch dazu nützen, um ihren Konzernen Vorteile im globalen Wettbewerb zu verschaffen. Der Bericht des „Spiegel“ erwähnt neben Almunia als Ziele auch den französischen Rüstungskonzern Thales und den Mineralölriesen Total.

Ein Sprecher der NSA versuchte gegenüber dem „Guardian“, solche Vorwürfe zu entkräften: „Wir benützen unsere nachrichtlichen Kapazitäten im Ausland nicht dazu, Handelsgeheimnisse von ausländischen Firmen zu stehlen, um sie US-Firmen zu geben oder sie für diese nutzbar zu machen und dadurch ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit oder Position zu stärken“.

Israelischer Premier als Ziel

Pikant ist auch die Überwachungsaktion gegen den US-Verbündeten Israel. Die Liste des GCHQ führt unter anderem den „israelischen Premier“ als Ziel. Zum Zeitpunkt der Aktion 2009 bereiteten die USA und Israel eine gemeinsamen Cyber-Attacke auf den Iran vor, waren sich aber über israelische Pläne zu einem Präventivschlag gegen das Atomprogramm des islamischen Staates uneinig. Olmert bestätigte gegenüber der „New York Times“, die auf der Liste angeführte Email-Adresse zu dem Zeitpunkt benutzt zu haben, betonte aber, er wäre überrascht, hätte man versucht, ihn abzuhören.

Israel reagiert gelassen

Die israelische Regierung hat gelassen auf Vorwürfe reagiert, der britische Geheimdienst GCHQ und sein US-Partner NSA hätten die israelische Regierungsspitze bespitzelt. Man kommentiere nicht jede angebliche Aktivität der Nachrichtendienste, aber "grundsätzlich haben wir klargestellt, das die Vereinigten Staaten die gleiche Art von Informationen sammeln wie das alle Nationen tun", sagte die Sicherheitsberaterin der Regierung, Benadette Meehan, am Freitag der Zeitung "Haaretz". Vom Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu gab es keine offizielle Reaktion.

Darüber hinaus werden weitere Ziele des GCHQ genannt. Darunter sind auch zahlreiche UN-Organisationen wie UNICEF und die UN-Organisation für Abrüstung (UNODA), die auch in Wien ein Büro unterhält.

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