In Hamburg findet derzeit der Hackerkongress 32c3 des Chaos Computer Clubs statt
In Hamburg findet derzeit der Hackerkongress 32c3 des Chaos Computer Clubs statt
© APA/EPA/AXEL HEIMKEN

Verein

Chaos Computer Club Wien sagt: "Habe die Ehre!"

„Habe die Ehre!“ lautete der erste Tweet, den die Hackerinnen und Hacker des Chaos Computer Club (C3Wien) am 5. März nach der Mitgliederversammlung im Wiener Metalab auf Twitter als höflichen Gruß in die Internet-Welt abgesetzt haben. Rund 50 Personen hatten sich an dem Tag in Wiens Hackerspace versammelt, um das „Chaos in Wien“ zu reaktivieren.

Versammlung und Chaostreffs

Im Zuge der Mitgliederversammlung wurde unter anderem die Umbenennung des Vereins Chaosnahe Gruppe Wien (CNGW) in Chaos Computer Club Wien (C3Wien) beschlossen und der neue Vorstand gewählt. Bereits Anfang dieses Jahrtausends hatten nämlich Aktivisten den CNGW-Verein gegründet. Der war eng mit dem CCC e.V. in Deutschland verbunden, der wohl bekanntesten und größten Hackervereinigung Europas. Der CNGW wurde aber im Jahr 2007 aufgelöst und stillgelegt.

Anfang April hat nun die Vereinsbehörde den neuen Verein als „Chaos Computer Club Wien“ (C3Wien) in ihr Register eingetragen. Auch die erste Generalversammlung und ein Chaostreff in der Homebase der Hackervereinigung, dem Wiener Metalab, gab es bereits. Im Zuge dessen wurde auch schon inhaltlich gearbeitet, wie aus dem Metalab-Wiki hervorgeht.

Erste Aktionen

Einige Mitglieder haben sich etwa den Fahrplan zur digitalen Zukunft Österreichs, die Digital Roadmap Austria, durchgelesen und sich mit ihrer Expertise an der Online-Konsultation beteiligt. Frei nach dem Motto: Man darf den digitalen Wandel in Österreich nicht Konzernen und deren Lobbyorganisationen überlassen. Auch eine offizielle Stellungnahme seitens des Vereins ist dazu in Planung. Beim Vorgang des Durchforstens des Online-Diskussionsportals wurden auch Sicherheitslücken auf der Plattform gefunden. Diese wurden an die Verantwortlichen gemeldet.

Die futurezone hat im Zuge der Reaktivierung des Vereins H. Acker vom C3Wien zum Gespräch getroffen.

Futurezone: Die Chaosnahe Gruppe Wien (CNGW) wurde nun offiziell zum Chaos Computer Club Wien (C3Wien). Wer steckt dahinter und was war die Motivation für die Reaktivierung des Chaos in Wien?
H. Acker: Einer der Gründe für die Reaktivierung des Vereins war die besorgniserregende Entwicklung in Österreich, Datenschutz und Privatsphäre quasi abzuschaffen. Hinzu kommt eine institutionelle Blindheit der politischen Entscheidungsträger hinsichtlich aktueller und aufkommender Themen, die sich aus den technologischen Veränderungen der letzten 20 Jahre ergeben. Dies hat dazu geführt, dass sich eine Gruppe von Menschen gefunden hat, die mit dem C3Wien der Zivilgesellschaft eine weitere, deutlich zu vernehmende Stimme bei diesen, für unsere weitere Zukunft äußerst relevanten Themen, geben wollen.

Das Logo des CCC Wien.
Warum wurde der Verein umbenannt?
Der Namenswechsel sollte neben der seit den Anfängen des Clubs probaten, inhaltlichen Nähe zumChaos Computer Club (CCC e.V.)auch den organisatorischen Neustart des Clubs symbolisieren.

Wie ist der Verein organisiert?
Der Chaos Computer Club ist dezentral in regionalen Vereinen organisiert, die von den Aktivitäten der Hackerinnen und Hacker vor Ort leben. Der Chaos Computer Club Wien (C3Wien) selbst ist, wie auch andere chaosnahe Gruppen in Österreich, ein eigenständiger Verein mit Nähe zum deutschen CCC e.V. Der C3Wien verfügt gemäß österreichischen Vereinsrechts über alle Ämter, die ein Verein besitzen muss. In der täglichen Arbeit ist der Verein hingegen sehr flach organisiert. Wir legen einen Großteil der Verantwortung und Aktivitäten in die Hände der Mitglieder, so unter anderem auch die Organisation der monatlichen Chaostreffs im Wiener Metalab.

Wie sieht eure Zusammenarbeit mit dem CCC in Deutschland oder anderen Chaos-Gruppen in Österreich aus?
Der Ideenaustausch zwischen Chaostreffs in Deutschland, Österreich und der Schweiz findet über diverse Kanäle statt. Dazu gehören unter anderem informelle Besuche anderer Hackspaces, aber auch dezentrale CCC-Events wie die „Temporary Space Invasion“ die gerade im Hackspace „IT-Syndikat“ in Innsbruck stattfindet und natürlich auch der jährliche Chaos Communication Congress.

Wo trefft ihr euch und wohin können sich neue potentielle Mitglieder wenden?
Regelmäßige Treffen finden zumeist im Metalab statt, wo auch abseits der kommunizierten Chaostreffs Mitglieder angetroffen werden können. Interessierte finden Termine unter c3wien.at. Wir sind wir offen für Interessierte, die bei einem unserer Chaostreffs einfach mal vorbei (nächster Termin: 19.4. ab 19:00 im Metalab) schauen und gerne auch Ideen und Umsetzungen für neue Projekte mitbringen. Zusätzlich gibt es uns auch auf Twitter unter @c3wien. Außerhalb Wiens gibt es weitere chaosnahe Gruppen beispielsweise in Graz, Innsbruck, Linz sowie Salzburg.

Was genau habt ihr in nächster Zeit mit dem Verein vor?
Der C3Wien hat bereits Ideen für verschiedene Veranstaltungen und andere Aktionen. Beispielsweise wollen wir versuchen, das in CCC-Kreisen bereits sehr erfolgreiche Projekt „Chaos macht Schule“ auch in Wien zu etablieren. Ziel des Projekts ist es, Schüler, Eltern und Lehrer in den Bereichen Medienkompetenz und Technikverständnis zu stärken. Sobald es Neuigkeiten oder Termine gibt, werden diese auf unserer Website zu finden sein.

Werdet ihr auch politisch aktiv werden?
Der C3Wien ist eine Gemeinschaft von Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion oder Weltanschauung, sexueller Orientierung, ethnischer Zugehörigkeit sowie gesellschaftlicher Stellung, die sich grenzüberschreitend für Informationsfreiheit einsetzt, den kritischen Umgang mit elektronischen Medien sowie der Risiken und Nebenwirkungen der elektronischen Kommunikation und die Verbreitung von freien Technologien und Standards und das Wissen um diese Entwicklung fördert. Wir verstehen uns daher bei Themen mit technologischem Hintergrund als Vertreter der Zivilgesellschaft und damit sind wir implizit auch politisch aktiv.

Noch etwas?
„Man findet immer dort besonders viel Chaos, wo man nach Ordnung sucht. Das Chaos besiegt die Ordnung, weil es besser organisiert ist.“ - Terry Pratchett

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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Barbara Wimmer

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