Kritik an ELGA-Entwurf in Begutachtung
Kritik an ELGA-Entwurf in Begutachtung
© Martin Gnedt

Proteste

ELGA für Ärztekammer "Datenmoloch"

In einer Aussendung appellierte der Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart an die Politik, dem „Spuk um ELGA“ möglichst rasch ein Ende zu bereiten. Mit der elektronischen Akte könnten „mehr als 100.000 Personen Zugang zu Ihren Krankheitsdaten“ bekommen, dem „zentralen Datenklau“ werde Tür und Tor geöffnet, soll es in einem der Sujets heißen.

Als "geradezu peinlich" bezeichnet der Vizepräsident die andauenden Beschwichtigungsversuche des Hauptverbands, wonach für eine maximale Sicherheit der Daten gesorgt sei. Gerade die Datenskandale im In- und Ausland der letzten Monate hätten gezeigt, wie wenig sicher zentrale Datenspeicherungen wirklich seien. “Und jetzt will uns der Hauptverband erklären, dass er die Kundmanngasse sicherer gestalten wird, als es beispielsweise das Pentagon oder die Sony-Zentrale geschafft haben", kritisiert Steinhart.

Zugriff für mehr als 100.000 Personen
Steinhart befürchtet, dass die österreichischen Patienten mit ELGA "komplett in der Öffentlichkeit" stehen könnten. Dabei macht Steinhart neben möglicher krimineller Vergehen auch noch ein anderer Umstand große Sorge: “Nach derzeitigem Plan könnten mehr als 100.000 Personen ganz legal Einschau in die Gesundheit der Österreich nehmen." Denn nicht nur alle Ärztinnen und Ärzte sollen sich in das System einloggen können, sondern auch das Pflegepersonal, Angehörige der gehobenen medizinischen Dienste sowie alle Mitarbeiter von Apotheken.

Mit den für ELGA fälligen mehreren Hundert Millionen Euro könnten längst überfällige medizinische Leistungen für Patienten finanziert werden, lautet eine weitere Botschaft.

"Datenmoloch" ohne Nutzen
Für Steinhart ist es „höchst an der Zeit, die Menschen in Österreich davor zu warnen, was mit der Realisierung von ELGA in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf sie zukommen könnte“. Es werde ein „Datenmoloch“ geschaffen, der für die Patienten keinerlei Nutzen hätte, im Gegenzug jedoch viel Geld koste und darüber hinaus den Patienten in der Öffentlichkeit komplett bloßstelle.

Es sei keine Schande, im Laufe eines Projekts zu erkennen, dass es nicht realisierbar und ohne Nutzen sei. „Wider besseren Wissens und entgegen den Ratschlägen von Experten daran festzuhalten, ist jedoch grob fahrlässig und den Menschen in Österreich gegenüber unverantwortlich“, so Steinhart.

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