TRANSPARENZ

EU-Kommission sagt "Ja zu Open Data"

Der Tweet von Internet-Kommissarin Neelie Kroes war kurz und bündig: "Good luck to everyone joining #eurostat#hackday today! In 5 cities and on IRC http://eurostat.okfn.org/". In Athen, Berlin, Edinburg, Liverpool und London fand auf Initiative der britischen Open Knowledge Foundation der erste Eurostat Hackday statt: Programmier, Designer und Journalisten versuchten aus den Daten der europäischen Statistikbehörde interessante Anwendungen zu bauen.

Unter anderem sollte eine neue Website gebaut werden, die sich mit Energiefragen beschäftigt. Dafür sollen die komplexen Energiedaten in Sachen Energieverbrauch und erneuerbare Energien einfach aufbereitet werden. Ein anderes Projekt beschäftigte sich mit Finanzdaten der EU. Die Eurostat-Behörde sagte speziellen Support für diesen Event zu.

"Ja zu Open Data"

Erst am Mittwoch hatte sich Neelie Kroes in ihrer Rede zum E-Government-Aktionsplan der EU eindeutig für "Open Data" ausgesprochen. Allein der Bereich der öffentlichen Bereichsinformationen wird auf einen Markt mit einem Umsatz von jährlich 30 Mrd. Euro geschätzt. Diesen Markt will die Internet-Kommissarin für "Open Data" öffnen. Kroes gab sich dabei in ihrer Rede kompromisslos mit ihrem Bekenntnis: "Ja zu Open Data!"

Bei Open Data geht es darum, öffentliche Daten in maschinenlesbarer Form möglichst über automatisierte Schnittstellen frei zur Verfügung zu stellen, damit Programmierer damit neue Anwendungen entwickeln können. In den USA und Großbritannien wurden in diesem und letztem Jahr zahlreiche Datenbestände geöffnet und neue bürgerfreundliche Anwendungen wie etwa Mapnificent, eine intelligente Reise- und Verkehrskarte, entwickelt.

Data.gov für die EU

Kroes will nun, dass "mehr Bürger und Unternehmen mehr maschinenlesbare Daten nutzen" können. Damit sollen Dienstleistungen verbessert und transparenter gemacht werden. Sie sieht darin nicht mehr traditionelles E-Government, sondern ein "weGovernment", das durch die Beteiligung der Bürger lebt. Kroes kündigte an, dass die Kommission ein eigenes Portal für "EU Open Data" aufsetzen werde. Als Vorbild gelten das amerikanische Portals data.gov und das britische Portal data.gov.uk. Beide unterscheiden sich jedoch deutlich hinsichtlich Datenqualität und Nutzungsfreundlichkeit.

Für Kroes hängt es einzig und allein am "politischen Willen", ob es Fortschritte im Bereich von E-Government gibt. Entsprechend müsse die politische Führung die Agenda in die Hand nehmen, damit sich etwas bewegt. Kroes sieht E-Government nicht als Nischenthema, sondern als Kernaufgabe des öffentlichen Dienstes. Zwar befänden sich einige Mitgliedstaaten in der EU weltweit in der Top-10-Liste in Sachen E-Government. Doch dies sei nur ein relativer Erfolg, da der Hype rund um das Thema nicht immer der Realität entspräche.

Grenzüberschreitende Dienste

Insbesondere die unkoordinierte Entwicklung von Plattformen für die öffentliche Ausschreibung und Auftragsvergabe stellt nach Ansicht der
Internet-Kommissarin für den Binnenmarkt eine "nutzlose" Barriere dar, da die nationalen Systeme untereinander inkompatibel seien.

Es sei "absurd", wenn Bürger mit den Websites mehr Probleme hätten als mit Papierinformationen. Für den europäischen Binnenmarkt sei es wichtig, dass Bürger und Unternehmen grenzüberschreitend über das Internet die E-Government-Dienste anderer Mitgliedsländer nutzen könnten. Lobend erwähnte Kroes den neuen elektronischen Personalausweis in Deutschland, mit dem sie sich erfolgreich bei einem öffentlichen Portal in Estland anmelden konnte.

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