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Deutschland

Mutmaßliche Betreiber von kino.to verhaftet

Mehr als 250 Polizisten haben mit der Unterstützung von 17 Computerexperten in insgesamt 20 Razzien in Deutschland eine Aktion gegen die mutmaßlichen Betreiber der Website kino.to gestartet. Zwölf Personen wurden dabei in Deutschland festgenommen, eine Person in Spanien verhaftet. Insgesamt kam es in Deutschland, Spanien, Frankreich und den Niederlanden zu zahlreichen Durchsuchungen von Wohnungen und Geschäftsräumen. Eine Person sei flüchtig, heißt es in einer Aussendung der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzung (GVU) am Mittwoch.

Domains beschlagnahmt
Zudem hat die Polizei die Domain kino.to beschlagnahmt. Auch die "Alternativ"-Domain moviestream.to wurde beschlagnahmt. Auf kino.to war zu Mittag nur noch zu lesen: "Die Domain zur von Ihnen ausgewählten Webseite wurde wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverletzungen geschlossen. Mehrere Betreiber von kino.to wurden festgenommen." Es sollen auch mehrere sogenannte Streamhoster, bei denen die auf den Portalen verlinkten Filmkopien abgelegt sind, von den Behörden vom Netz genommen worden sein.

Die GVU hatte am 28. April 2011 einen Strafantrag gestellt, der dieses Verfahren gegen die Betreiber von kino.to eingeleitet hat. Die GVU hat - ähnlich wie in Österreich der Verein für Antipiraterie (VAP) - jahrelange "Vorermittlungen" geleistet, um den oder die Betreiber ausfindig zu machen. Der VAP war "trotz großer Bemühungen der Rechteinhaber" in der Vergangenheit nicht fündig geworden und ließ die Plattform daher unlängst in Österreich vom Internet Service Provider UPC in Wien sperren.

"Großes Ärgernis" für Rechteinhaber
Kino.to galt bisher für Rechteinhaber im gesamten deutschsprachigen Raum als "großes Ärgernis". Das Portal hat Inhalte von Diensten wie "megavideo.com" oder "filebase.to" aggregiert und eine große Linksammlung an Spielfilmen, TV-Serien und Dokumentarfilmen bereitgestellt. Diese konnten kostenlos gestreamt oder runtergeladen werden. Laut einem Ranking von alexa.com war kino.to im Herbst 2010 die Nummer 47 der in Österreich am häufigsten aufgerufenen Websites. Nach eigenen Angaben von "kino.to" waren zum Jahresende 2010 Streaming- und Download-Links zu 16.459 Spielfilmen, 1.971 TV-Serien und 5.631 Dokumentarfilmen abrufbar.

"Einkünfte aus illegalen Profiten"
Laut GVU handle es sich bei kino.to um ein "arbeitsteiliges, parasitäres Geschäftsmodell, welches auf der Grundlage von systematischen Verletzungen von Urheber- und Leistungsschutzrechten einzig zu dem Zweck etabliert wurde, allen Beteiligten dauerhafte Einkünfte aus illegalen Profiten zu verschaffen." Manche Speicherdienste, auf die von kino.to aus verlinkt wurde, sollen zudem "aktiv zum Funktionieren des Systems kino.to beigetragen haben, oder sogar eigens zu diesem Zweck gegründet worden sein". Mit Werbebannern und kostenpflichtigen Premium-Zugängen hätten die Betreiber der Hoster außerdem "erhebliche Einnahmen" erzielt. Diese Erkenntnisse wurden der Staatsanwaltschaft Dresden vom GVU im Zuge des Strafantrages übermittelt.

Die Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen (INES) habe mit einem eigenen Stab an Staatsanwälten, Polizisten, Wirtschafts- und anderen Experten ihre Arbeit aufgenommen, berichtet die GVU. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt nun wegen "Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerblichen Begehung von Urheberrechtsverletzungen".

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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