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Österreich

Netflix will nicht für bessere Leitungen zahlen

In den USA zahlt der Videodienst Netflix mittlerweile Gebühren an alle vier großen Internet Service Providcr, um eine bessere Streaming-Qualität zu erhalten. Das soll nun auch in Österreich der Fall sein, zumindest wenn es nach dem A1-Chef Hannes Ametsreiter geht. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien erklärte Ametsreiter, dass A1 Netflix angeboten habe, ein bezahltes Content Delivery Network einzurichten (sogenanntes "Peering"), um eine optimale Performance bei der Auslieferung der Streams sicherzustellen. Netflix habe aber – vorerst - abgelehnt, eine künftige Zusammenarbeit sei aber möglich.

Verstopter Zugangspunkt

„Traditionell hat Netflix kein Geld an Netzbetreiber gezahlt und hatte auch kein Interesse daran“, erklärte Barbara van Schewick, Juristin an der Stanford Law School, am Dienstag bei der RTR-Konferenz zur Netzneutralität. „Dann verschlechterte sich plötzlich die Qualität und man konnte Netflix nicht mehr nutzen, das Netz war verstopft. Netflix sind die Kunden davongelaufen. Sie hatten keine andere Wahl, als sich auf einen Deal mit Comcast einzulassen“, schildert van Schewick, die Situation in den USA. Von dem Tag an konnte der Online-Streaming-Dienst plötzlich wieder von allen Kunden normal benutzt werden. Das sei sehr gut dokumentiert, so van Schewick.

„Wie auch immer man das nennt, wenn Netzbetreiber den Zugangspunkt verstopfen, man muss das Problem lösen und zwar im Rahmen eines Netzneutralitätsverfahrens“, sagte van Schewick in Wien. FCC-Chairman Tom Wheeler will das Problem allerdings in einem „anderen Verfahren“ lösen.

Netflix-CEO Reed Hastings hatte bei seinem Besuch in Wien bereits angekündigt, dass in Europa eine „ähnliche Situation“ wie in den USA zu befürchten sei. Hastings steht daher dem EU-Gesetzesvorhaben, Netzneutralität festzuschreiben, eher positiv gegenüber. Dieses droht nun allerdings zu scheitern, wie auf der RTR-Konferenz in Erfahrung zu bringen war. Wenn Provider wie Drei oder T-Mobile oder UPC Netflix ebenfalls "Angebote" machen, droht tatsächlich eine ähnliche Situation wie in den USA.

Netflix hatte erst vor einem Tag die Zahlen für Österreich in seinem ISP Speed Index ausgewiesen. Darin wird die durchschnittliche Geschwindigkeit der Internet-Anbieter zu „Stoßzeiten“ festgehalten. Demnach liegt die EVN-Tochter kabelplus mit 3,96 Mbps voran, dahinter folgen UPC (3,84 Mbps) sowie Liwest (3,77 Mbps).

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