Videobotschaft

Snowden kritisiert Zensur in Russland

„Wir zeichnen Sie als einen der wichtigsten Wistleblower unserer Zeit aus“, sagte Akademiepräsidentin Hege Newth Nouri am Samstag in Molde.
Der Internetexperte hatte mit seinen Enthüllungen den Skandal um die Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes NSA ausgelöst. Die USA wollen den 32-Jährigen wegen Spionage vor Gericht stellen.

Der Informant konnte deshalb den renommierten Bjørnson-Preis nicht persönlich entgegennehmen. „Die norwegische Regierung wollte nicht garantieren, dass Snowden nicht an die USA ausgeliefert wird“, sagte Newth Nouri.

Videozuschaltung

Snowden wurde deshalb per Video aus seinem russischen Exil zugeschaltet. „Ich wusste, dass mein Handeln Konsequenzen haben wird“, sagte der 32-Jahre. „Ich habe nicht erwartet, heute frei zu sein. Ich habe erwartet, im Gefängnis zu sitzen. Ich habe nicht erwartet, mit Preisen ausgezeichnet zu werden.“.

Nach einem Bericht des norwegischen Fernsehens NRK haben die amerikanische Botschaft und das FBI die norwegische Regierung schriftlich ersucht, Snowden im Falle einer Einreise festzuhalten und zu übergeben.

Kritik an russischer Zensur

Snowden hat in seiner Rede auch die Beschränkung der Meinungsfreiheit in Russland kritisiert. Vor allem die zunehmende Kontrolle des Internets in seinem Asylland sei „frustrierend und enttäuschend“, sagte Snowden. Zugleich erinnerte er daran, dass er „niemals die Absicht gehabt“ habe, nach Russland zu gehen.

Die russische Regierung versuche, „immer mehr das Internet zu kontrollieren, immer mehr die Gedanken der Menschen zu kontrollieren“, sagte Snowden vor den Mitgliedern der norwegischen Akademie für Literatur und Meinungsfreiheit. Auch ins Privatleben wolle der Staat eingreifen und unter anderem „entscheiden, welches die richtige Art ist, wie Menschen sich gegenseitig ihre Liebe erklären“. Die Kontrolle des Internets sei aber „ein politischer Fehler“ und „grundsätzlich falsch“.

Snowden erinnerte zugleich daran, dass es nicht seine Entscheidung gewesen sei, nach Russland zu gehen. Er sei nur in Moskau auf der Durchreise gewesen. „Leider wurde mein Pass eingefroren, er wurde von den USA annulliert.“ Er habe in 21 Ländern Asyl beantragt, sagte Snowden. „Sie sind alle still geblieben.“ Russland sei einer der letzten Staaten gewesen, bei dem er damals angefragt habe.

"Ich wohne im Internet"

Snowden bekräftigte, dass er lieber wieder in den USA leben würde. Er sei trotz seines Lebens im Exil aber froh, überhaupt frei zu sein. „Ich hatte erwartet, im Gefängnis zu sitzen“, sagt der 32-Jährige. In Russland könne er zumindest „normal“ leben und auch frei seine Meinung äußern. Das liege wohl hauptsächlich daran, dass er vor allem online kommuniziere. „Wenn mich Leute fragen, wo ihn wohne, ist die ehrlichste Antwort: im Internet“, sagte Snowden.

Snowden hatte als externer IT-Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA Dokumente über die weltweiten Überwachungsprogramme an sich gebracht und über Journalisten veröffentlichen lassen. Dies brachte das riesige Ausmaß der weltweiten US-Spähaktivitäten ans Licht. Derzeit hält sich Snowden in Russland auf, das ihm Asyl gewährte. In seiner Heimat droht ihm ein Prozess wegen Spionage und Geheimnisverrats.

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