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Six Strikes

USA: Provider gehen gegen illegale Downloads vor

Es erinnert frappant an Frankreichs Hadopi-Gesetz: Filesharer in den USA bekommen ab sofort eine Ermahnung, wenn sie beim Laden von illegalem Material ertappt werden. Wer öfter Verstöße begeht, wird mit Sanktionen belegt. Das US-Konzept weicht hier jedoch vom radikaleren Konzept aus Frankreich ab: Während franzischen Nutzern nach dem dritten Mal die Leitung gekappt wird („Three Strikes Out“), werden US-Nutzer erst nach sechs Vergehen bestraft. Sie verlieren zwar nicht ihren Internet-Anschluss, durch deutliche Drosselung der Brandbreite soll die Verbindung für reguläre Nutzung zu langsam werden.

Alarm-Meldungen warnen Nutzer
Bei den Alarm-Meldungen („Alerts“), die per eMail verschickt werden, nimmt die Bestimmtheit der Hinweistexte mit jedem Mal zu. Wird beim ersten Mal der Nutzer aufmerksam gemacht, dass über seinen Anschluss Verstöße stattgefunden haben, soll der Ton sowie die Sanktionen bei folgenden Warnungen schärfer werden. In erste Meldung enthält auch leitet Nutzer auch zu belehrenden Webseiten, auf denen über Urheberrecht und Piraterie aufgeklärt wird. Es wird auch auf legale Angebote verwiesen. Lädt der Nutzer weiter, folgen weitere Warnungen, deren Erhalt und Verständnis bestätigt werden müssen. Nach der sechsten wird entweder das Tempo reduziert oder der Nutzer kommt über eine fixierte Startseite nicht mehr hinaus. Der Anschluss des zahlenden Kunden bleibt bestehen und wird nicht gekappt – was aber nicht heißt, dass der ISP dies nicht darf. Wer gegen die AGB verstößt, kann sehr wohl gekündigt werden.

Alle großen Studios und ISPs dabei
Auf dieses Konzept haben sich die größten Internet-Provider am Donnerstag nach langjährigen Verhandlungen mit den Film- und Musikstudios geeinigt. Auf Seiten der ISP finden sich etwa AT&T, Cablevision, Comcast, Time Warner Cable und Verizon. Auf Seiten der Unterhaltungsindustrie sind Walt Disney, Paramount, Sony Music/Pictures, Twentieth Century Fox, Universal, Warner, EMI und die American Association of Independent Music vertreten. Es handelt sich um einen freiwilligen Pakt, den alle Seiten miteinander geschlossen haben.

Piraterie soll deutlich abnehmen
Die ISPs nehmen nun die Rolle einer Internet-Polizei ein, die kontrolliert, wie und wofür ihre Leitungen verwendet werden. So sollen Urheberrechtsverstöße im Keim erstickt und Piraterie langfristig unterbunden werden. Alle Beteiligten gehen davon aus, dass Nutzer, die gewarnt werden, in den meisten Fällen ihre illegalen Aktivitäten beenden. Ein weiterer Effekt auf den gezählt wird, ist, dass Nutzer es schnell lästig wird, mit Einschränkungen zu surfen und sie deshalb auf legale Angebote umsteigen. Die Vereinbarung zeigt jedenfalls, dass ISP ab sofort enger mit der Unterhaltungsindustrie zusammenarbeiten werden. „Es ist ein vernünftiger Zugang zu der Problematik, der zudem die Privatsphäre und Rechte der Nutzer schützt“, sagt Randal S. Milch von Verizon. Sein Kollege Thomas Dailey ergänzt zudem, dass die Daten der Nutzer nicht mit den Rechteinhabern geteilt werden.

Weißes Haus lobt den Plan
Von Seiten der Industrie wird der neue Plan natürlich begrüßt, auch das Weiße Haus lobt die Initiative. Konsumentenschützer und NGOs üben jedoch Kritik. So würde das System nur unwissende Anwender treffen, die ab und an Inhalte laden. Die Überwachung sei vor allem auf P2P-Netzwerke wie etwa BitTorrent ausgelegt. Klassische Downloads über File-Hoster könnten nicht genau erfasst werden.

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