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Wikileaks

"Wir hätten nichts anders machen können"

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat die umstrittene

der unredigierten US-Botschaftsdepeschen verteidigt. „Es gibt nichts, was wir hätten anders machen können“, sagte er am Dienstag in einem Videointerview auf der Medienwoche der Funkausstellung IFA in Berlin. Er glaube nicht, dass die Veröffentlichung der Identität von US-Informanten jetzt noch großen Schaden anrichten werde, betonte Assange. Schließlich hätten die Quellen ein Jahr Zeit gehabt, um sich vorzubereiten und seien in dieser Zeit auch von amerikanischen Behörden gewarnt worden. „Wir haben mit dem US-Außenministerium gesprochen, und sie schienen nicht sonderlich aufgeregt.“ Zugleich könne er auch nicht ausschließen, dass einige zu Schaden kommen könnten.

Angriff auf " Guardian"
Assange machte erneut vor allem die britische Zeitung „Guardian“ für das Datenleck verantwortlich. Der Reporter David Leigh habe in seinem im Februar erschienenen Buch auch einen Teil des langen Passworts veröffentlicht, obwohl er angewiesen worden sei, dies nie aufzuschreiben, sagte der Wikileaks-Gründer. „Ohne die Veröffentlichung des Passworts wäre das alles nicht passiert.“ Der „Guardian“ kontert, man sei davon ausgegangen, nur ein provisorisches Passwort bekommen zu haben.

Der Wikileaks-Gründer bekräftigte auch die Vorwürfe gegen seinen früheren Mitstreiter Daniel Domscheit-Berg. Ein „Individuum in Berlin“ habe ausgewählten Journalisten aus Eigennutz gezeigt, an welchem Ort eine spezielle Datei liege, die zur Entschlüsselung notwendig gewesen sei, sagte er.
Die komplette Datei einer großen Medienorganissation zu geben, sei unumgänglich gewesen, um damit die Öffentlichkeit zu erreichen. Allerdings habe der „Guardian“ dann die Abmachungen gebrochen und weitere Medien ins Boot geholt - während Wikileaks mit der „Washington Post“ und dem US-Medienhaus McClutchy über eine Partnerschaft verhandelt habe.

"Risikolage"
Assange verteidigte das grundsätzliche Vorgehen, im vergangenen Jahr eine verschlüsselte Datei mit den unzensierten Botschaftsdepeschen in die „Wildnis“ im Internet freizusetzen. „Man muss sehen, wie die Risikolage für uns damals war“, sagte er. Die US-Regierung habe eine mehr als 100 Mann starke Task Force gebildet, um Wikileaks zu stoppen, die Finanzierung wurde abgedreht - „es gab eine große gefahr, dass die Dokumente nicht veröffentlicht werden können“.

Der Wikileaks-Gründer hatte die amerikanischen Botschaftsdepeschen vergangene Woche im Originaltext veröffentlichen lassen. Zuvor war die Passwort-Panne zunehmend bekannt geworden, so dass die Dokumente entschlüsselt wurden und im Volltext im Internet zugänglich waren. Daraufhin wurde Wikileaks heftig krisitiert, weil man das Leben von Regimegegnern, Entwicklungshelfern und anderen Aktivisten in autoritären Regimen auf Spiel gesetzt habe.
Assange sprach aus dem Landhaus seines Freundes Vaughan Smith östlich von London. Er steht dort seit rund neun Monaten unter Hausarrest, während ein britisches Gericht über seine Auslieferung nach Schweden entscheidet. Dem Wikileaks-Gründer wird dort sexuelle Nötigung in zwei Fällen vorgeworfen.

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