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+1: Google kontert Facebooks Like-Button

Geplust, plus-oned, addiert - wie man die neue Google-Funktion aussprechen soll, ist im deutschsprachigen Raum noch nicht fix. Fix ist allerdings, dass man sich bald auf eine Lösung einigen wird müssen. Denn künftig werden Millionen Internetnutzer mit dem neuen “+1-Button” konfrontiert werden, den Google in der Nacht auf Donnerstag vorgestellt hat. Er ist das Gegenstück zum bekannten “Gefällt mir”-Knopf von Facebook und ist eine Kampfansage der Suchmaschine im Rennen um das “Social Web”. +1 dient eingeloggten Google-Nutzern in Zukunft dazu, Links und Webseiten anderen empfehlen und sich merken zu können.

"You +1`d this publicly"

Beim Klick auf ihn passiert folgendes: Dem persönlichen Google-Profil, das für die Nutzung Voraussetzung ist, wird ein Eintrag hinzugefügt, dass man einen Link mit einem “+1” bedacht hat. Damit kann man sich während dem Surfen eine Liste an interessanten Webseiten anlegen. Diese Liste ist standardmäßig privat, kann auf Wunsch aber auch anderen Google-Nutzern gezeigt werden. Privat ist der +1-Button aber nicht: Denn wenn andere User, mit denen man etwa über Google-Dienste wie Gmail, Buzz oder Reader vernetzt ist, einen Link in den Suchergebnissen angezeigt bekommen, den man selbst mit einem “+1” bedacht hat, wird ihnen das kleine Profilbild angezeigt und damit die Info gegeben, dass jemand Bekannter den Link für gut befand. Auch die Twitter-Kontakte sollen später automatisch über einen “+1”-Klick informiert werden können, über die Verknüpfung mit Facebook verlor Google kein Wort.

Was dem Werberiesen wichtig war: Nicht nur Suchergebnisse können mit einem “+1” bedacht werden, sondern auch Anzeigen. Wie Greg Sterling vom Blog Search Engine Land anmerkt, sei das ein “Segen für alle Search Marketers”. Wollen Firmen ihre Google-Anzeigen nicht auf diese Weise bewerten lassen, können sie die Funktion abstellen. Eine Negativ-Bewertung wie etwa bei YouTube hat Google Unternehmen erspart - auch das analog zu Facebooks "Like", dem der Konterpart "Dislike" fehlt.

Soziale Empfehlungen
Insgesamt geht es Google darum, Facebook auf dem Gebiet der sozialen Suche Paroli zu bieten. Der Launch kommt nicht ungefähr: Zwar gab es bereits seit Dezember 2010 Gerüchte um ein neues Google-Produkt mit dem Namen “+1”, doch der Start fällt fast mit dem Amtsantritt von Larry Page als neuem Google-Chef am Montag zusammen, der eine neue Phase des Konzerns einleiten will. Zuerst wird der “+1”-Knopf nur für einige US-Nutzer (ca. 2 Prozent) in den Google-Ergebnissen sichtbar sein, später soll er international auftauchen und sich in Folge auch in fremde Webseiten, analog zu Facebooks Like-Button, einbetten lassen. Vor allem Online-Medien werden an der Funktion interessiert sein, weil sie wie der Like-Button von Facebook für mehr Traffic sorgen könnte. Wer nicht auf den Rollout warten möchte, kann sich unter diesem Link für einen Test-Account anmelden. Auf die Warteliste für die Einbindung in externe Webseiten kommt man hier.

Google wertet mit +1 die Empfehlungen von Links gegenüber seinen rein mathematischen Such-Algorithmen auf. Später könnten die Nutzer-Berwertungen auch in die Google-Formel einfließen, vorerst werden sie aber als eigenständiges Merkmal eines Links dargestellt. Wie Cnet anmerkt, erinnert der neue Google-Knopf an den Dienst Delicious, der von Yahoo! aufgekauft wurde. Auch dieser böte Buttons auf fremden Webseiten, die, einmal gedrückt, eine Linksammlung in einem öffentlichen Profil generieren.

Einige Fragezeichen
Was Google im Vergleich zu Facebook fehlt, ist das Online-Netzwerk, über den die “+1”-Empfehlungen verbreitet werden. Ein Facebook-Like - derzeit ist er in mehr als drei Millionen Webseiten eingebettet - ist bei weitem viraler, weil er bei allen Facebook-Kontakten in deren Newsfeeds angezeigt wird. Auf ein +1 eines Freundes wird man bei Google nur dann aufmerksam, wenn man eine ähnliche Suchanfrage startet oder aktiv auf dessen Google-Profil surft. Ein Problem, mit dem Google ziemlich sicher konfrontiert wird: Die Nutzer werden kaum zu den Suchergebnissen zurückkehren, um neben dem Link der Webseite auf +1 zu klicken, wenn ihnen die Seite gefallen hat. Erst, wenn die Funktion in fremden Webseiten integriert werden kann, wird sie ihren Effekt richtig ausspielen können.

Auch Datenschützer werden wenig Freude mit +1 haben: Denn wie auch dem “Gefällt mir”-Knopf von Facebook kann man vorwerfen, dass Nutzer damit auf fremden Webseiten, die ihn integrieren, getrackt werden können. Via Cookie werden eingeloggte Google- bzw. Facebook-Nutzer erkannt, ihr Besuch einer Webseite protokolliert. In Österreich ist es aus diesem Grund etwa behördlichen Webseiten untersagt, den Like-Button einzubetten.

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Jakob Steinschaden

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