Roboter, selbstfahrende Autos, aber auch die Medizin sind auf 5G angewiesen, sagen A1 und Nokia.
Roboter, selbstfahrende Autos, aber auch die Medizin sind auf 5G angewiesen, sagen A1 und Nokia.
© APA/AFP/YOSHIKAZU TSUNO

Mobilfunk

A1 startet 2020 mit 5G: "Wird Autounfälle eliminieren"

Im Jahr 2020, und damit zehn Jahre nach dem Startschuss von 4G/LTE, will der Mobilfunker sein Netz auf die nächste Generation 5G umstellen. Die Vorarbeiten zum Netzumbau haben bereits begonnen. Zusammen mit dem Netzwerkausrüster Nokia zeigte A1 am Freitag in Wien, wozu die neue Mobilfunktechnologie gebraucht wird. Neben hohen Bandbreiten von über 1 Gbit/s sind minimale Latenzzeiten von einer Millisekunde notwendig, damit die Kommunikation in Echtzeit zwischen selbstfahrenden Autos, Robotern und anderen smarten Gegenständen funktioniert.

Mehr als nur Bandbreite

"5G ist mehr als nur ein schnelles Handynetz, es macht völlig neue Anwendungen und Services möglich. 90 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle sind auf zu langsame menschliche Reaktionen zurückzuführen. Indem Autos über 5G miteinander kommunizieren und damit auch über die Kuppe und um die Kurve sehen können, können Fahrfehler und Verkehrsunfälle praktisch eliminiert werden", erklärte Markus Borchert, Europachef von Nokia, am Freitag in Wien.

In der Live-Demonstration, angeblich der ersten 5G-Präsentation in Österreich, wurde eine Funkverbindung über mehrere Meter mit 19,1 Gbit/s erreicht. Das ist etwa 60 mal schneller als LTE, kann aber nur in Laborbedingungen bzw. auf extrem kurzen Distanzen erreicht werden. Schlüssel für ein 5G-Netz ist die flächendeckende Anbindung von Funkstationen mit Glasfaser. A1 hat derzeit bereits 25.000 Glasfaserpunkte und will in den kommenden drei Jahren eine halbe Milliarde Euro investieren, wie A1-Technikvorstand Marcus Grausam ausführte.

Laternen als Sendestationen

Damit die hohen Datenraten erreicht werden können, müssen höhere Frequenzbereiche miteinbezogen werden können. Das wiederum bedeutet, dass das Netz der Mobilfunkstationen um ein Vielfaches kleinmaschiger gestrickt sein muss. Da auch die Funkstationen beträchtlich schrumpfen, können beispielsweise Straßenlaternen zu Sendemasten umfunktioniert werden. Aber auch Wohnungen und Häuser können solche Stationen beherbergen, wie es derzeit mit geteilten WLAN-Signalen - UPC bietet seinen Kunden ein offenes Netz an - ohnehin schon in Ansätzen ausprobiert wird.

Auf Nachfrage der futurezone, wie man 5G ab 2020 den Kunden schmackhaft machen will, antwortete A1-Vorstand Grausam: "Es wird wohl nicht nur um mehr Bandbreite gehen. Vielmehr werden wir Services anbieten, die es so bisher nicht gegeben hat. Etwa eine 360-Grad-Live-Übertragung eines Fußballspiels oder Konzerts über eine Virtual-Reality-Brille. Oder etwa B2B-Anwendungen in der Industrie, sowie die angesprochene Kommunikation zwischen Autos, für die allerdings auch ein entsprechendes Netz am Land notwendig sein wird."

Was ist 5G?

Abgesehen davon, dass die Standardisierung von 5G noch nicht abgeschlossen ist, lässt sich gar nicht so leicht erklären, was 5G eigentlich ist. Denn anders als die Vorgänger-Mobilfunkstandards von 2G über 3G (UMTS) zu 4G (LTE) handelt es sich bei der nächsten Technologiegeneration nicht um eine neue Luftschnittstelle, sondern vielmehr um weiterentwickelte Infrastruktur, die bestehende Technologien von Mobilfunk über WLAN bis kabelgebundene Verbindungen bündelt. Auch die Anzahl der mit einer Funkzelle verbundenen Geräte und smarten Objekte wird um ein Vielfaches erhöht.

Grausam rechnet damit, dass wie LTE auch 5G aus marktwirtschaftlichen Gründen zunächst in den Städten verfügbar sein wird. Anwendungen wie das autonome Fahren würden aber eine entsprechende Infrastruktur auch am Land notwendig machen. Bis Ende des Jahres will A1 zumindest sein LTE-Netz flächendeckend in Österreich ausgebreitet haben, derzeit seien drei Viertel der Bevölkerung damit abgedeckt. Durch die Verlängerung von Glasfaserleitungen un die damit einhergehende Verkürzung der Kupferleitungen auf den letzten Metern soll die Bandbreite am Land sukzessive gesteigert werden, sagte Grausam.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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