HD-Filme in der Videothek
HD-Filme in der Videothek
© Jakob Steinschaden

Fernsehen

A1 TV im Test: Starkes Design, schwache Apps

Das neue A1 TV - für Österreichs Telekom stellt das TV-Angebot den wichtigsten Produktstart des Jahres da, mit dem man sogar "ein bisschen österreichische Fernsehgeschichte" (O-Ton A1-Marketing-Vorstand Alexander Sperl) schreiben will. Mehr als 200.000 Haushalte (bzw. eine halbe Million Österreicher) sowie potenzielle Neukunden in dem wachsenden digitalen TV-Markt sollen auf ein stark überarbeitetes Fernseh-Erlebnis umsteigen. Das neue A1 TV kann sich, wie ein KURIER-Test zeigt, sehen lassen, hat aber auch einige Ecken und Kanten.

Einfachere und schnellere Bedienung
Der erste Anblick beeindruckt: A1 hat seinem TV-Angebot, das es seit 2006 gibt, endlich ein zeitgemäßes Design verpasst, das mit großen Bildern, klarer Schrift und bunten Symbolen leicht erlernbar ist. Auch das erste Zappen durch die mehr als 180 Kanäle (davon 35 HD- und 30 Premium-Sender) und das Menü zeigt: Endlich wurde das früher lähmend langsame Navigieren deutlich beschleunigt. Zusammen mit einer neuen Fernsteuerung mit abgerundeten Kanten ist die Bedienung stark verbessert wurden.

Gewöhnungsbedürftig ist das Steuerungskonzept dennoch. Aus einer Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand mit Punkten wie “TV-Programm”, “Videothek” oder “Aufnahmen” springt man in deren Sub-Menüs, die darüber aufklappen. Sind einmal mehrere dieser Submenüs offen, kann es passieren, dass man unabsichtlich in der falschen Zeile navigiert.

Übersichtlichkeit im Programm
Unter dem Punkt “TV” in der Hauptmenüleiste kann man sich die aktuelle Sendung sowie die nachfolgenden fünf Sendungen des Kanals einblenden lassen. Je zwei Spalten links und rechts werden die benachbarten Kanäle angezeigt. Mit der Fernbedienung kann man flott durch die bis zu 180 Sender hüpfen und mit dem OK-Knopf ohne viel Wartezeit auf den gewählten wechseln.

Wer in die Zukunft blicken will, öffnet den Elektronischen Programm-Guide (EPG), der Zugriff auf das Programm der nächsten neun Tage bietet. Wählt man den gewünschten Tag aus, kann man kommende Sendungen durchsuchen und sich außerdem Zusatzinfos über Inhalt, Laufzeit, Schauspieler etc. anzeigen lassen. Hat man eine interessante Sendung entdeckt, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kann A1 TV an diese erinnern und blendet kurz vor dem Start ein Pop-up ein - oder man programmiert die Aufnahme.

Aufnehmen mit Einschränkungen
Die Aufnahme-Funktion von A1 TV ist im Prinzip so konzipiert, wie man sie sich vorstellt: Man sucht sich den gewünschten Film aus, klickt auf Aufnehmen, ändert gegebenenfalls Start- und Endzeit (der Recorder startet die Aufnahme von Haus aus 10 Minuten früher und beendet sie 10 Minuten später) und bestätigt. Die Aufnahme im Zweikanalton ist, sofern vom Sender untersützt, möglich. Im Test wurden 9 Spielfilme mit einer Gesamtlaufzeit von 21 Stunden aufgenommen, die 6 Prozent der 400 GB großen Festplatte brauchten. Laut A1 passen bis zu 175 Stunden auf die Platte des Recorders. (Anm.: Die Mediabox mit Recorder-Funktion kostet 9,90 Euro pro Monat zusätzlich zum A1-TV-Tarif).

Der Recorder ermöglicht auch zeitversetztes Fernsehen. Muss man beim Filmschauen mal aufs Klo, drückt man auf der Fernbedienung einfach die Pausetaste und, wenn das Geschäft erledigt ist, wieder auf “Play”. Die Aufnahme ist mit Einschränkungen verbunden: Die Funktionen sind nur für die 110 Sender des Basispakets verfügbar. Aus Lizenzgründen verweigern dazugebuchte Premium-Kanäle (z.B. die neue Staffel von “True Blood” auf SciFi) den Speicher-Befehl.

Kostspielige Videothek
Wie gehabt ist bei A1 TV eine Online-Videothek mit derzeit 2000 Filmen und Serien im Repertoire angeschlossen - die natürlich zusätzliches Geld kosten. Neue Filme in HD wie “Fast verheiratet”, “Der Lorax” oder “The Amazing Spider-Man” kommen auf 5,90 Euro (gemietet wird immer 48 Stunden), Klassiker wie “Doktor Schiwago” oder “Vom Winde verweht” kosten 2,50 Euro. (Originalversionen sind teilweise, aber nicht immer verfügbar). Eine Anmerkung: Die Auswahl klingt groß, erfahrungsgemäß findet man nach längerer Nutzung aber kaum mehr Filme, die man unbedingt streamen will.

Der Videothek hat A1 eine prominente Rolle eingeräumt, schließlich lassen sich mit den On-Demand-Streams” zusätzliche Einnahmen machen. Unter dem Hauptmenüpunkt “Filmtipps” finden sich nicht etwa TV-Inhalte, sondern lediglich Verweise auf Streifen in der Videothek. Und auch im EPG werden zwei Videothek-Titel beworben.

Die Mediabox - mit oder ohne Festplatte
Mit dem neuen A1 TV kommt auch eine neue Mediabox (ab 2,90 Euro Leihgebühr/Monat) ins Haus. Deren Design ist nicht unbedingt aufregend, aber wenigstens unauffällig. Die teurere Variante (9,90 Euro Leigebühr pro Monat)  bietet mit 400 GB internem Speicher viel Platz für Aufnahmen. Viel anfangen kann man mit ihr aber ansonsten nicht - zwar erkennt sie über die zwei USB-Anschlüsse etwa externe Festplatten oder USB-Sticks. Im Test konnten so zwar JPG-Fotos und MP3-Songs abgespielt werden, Videoformate wie MP4 oder AVi wurden aber nicht angenommen.

Bestehende A1 TV Kunden können ihr bisher verwendetes Set-Top-Gerät behalten. Sie erhalten ein Upgrade, wobei es aber sein kann, dass die Steuerung ein ist langsamer als bei den neuen Geräten. Auf zeitversetztes Fernsehen und Aufnahmen muss man mit älteren Geräten verzichten, da sie ja keine Festplatte haben.

Achtung Bandbreite
Wesentlich bei der Nutzung von A1 TV ist der Netzanschluss, über den der Dienst ins Haus kommt. Wer etwa, wie der Tester, nur über einen 8 Mbit-Anschluss verfügt, der muss mit Einschränkungen rechnen. So ist es dann nicht möglich, gleichzeitig einen Film aufzunehmen und einen HD-Kanal zu sehen - ein Hinweis am Bildschirm verrät dann, dass zu wenig Bandbreite zur Verfügung steht. Auch die Restbandbreite für das Internet, das A1-TV-Kunden über die selbe Leitung nutzen können, schrumpft dann gehörig zusammen.

Im Test mit der Analyse-Webseite Speedtest.net zeigte sich, dass normale TV-Sender oder gestreamte SD-Filme aus der Videothek etwa 3 Megabit/Sekunde brauchen, die man von der Gesamtbandbreite abziehen muss. Ein HD-Sender bzw. ein gestreamter HD-Film beanspruchte im Test 7 Megabit/Sekunde. Für zusätzliche Mediaboxen im Haushalt oder Internet bleibt entsprechend weniger Bandbreite übrig.

“Der Großteil der konsumierten Inhalte ist derzeit SD. Bei 8 Mbit (das Produkt, das meist vorhanden ist) bleibt damit meistens noch die Hälfte der Bandbreite zum Surfen über”, heißt es dazu seitens A1. “Für Durchschnittsuser reicht das unseren Erfahrungen nach aus. Für Heavy-User empfehlen wir ganz klar Gigaspeed. Hier können, je nach Wohnort, bis zu 100 Mbit/s realisiert werden.” Gigaspeed-Produkte von A1 schlagen mit 4,90 bis 44,90 Euro pro Monat zusätzlich zu Buche.

Apps und Social Media
An den beiden Themen “Apps” und “Social Media” kommt auch A1 nicht vorbei. Die Auswahl im Bereich “Internet-Apps” ist derzeit noch dürftig - wirklich sinnvoll erscheint nur die ORF TVthek und die Wetteranzeige - alle anderen Apps sind am TV-Bildschirm nicht optimal nutzbar. So kann man sich zwar aktuelle News-Meldungen der APA oder RSS-Feeds von großen Online-Medien wie Zeit Online, CNN oder FAZ.net auf den Flat-TV holen - doch die wird man allesamt in besserer Nutzbarkeit im Web finden.

Auch die Einbindung von Facebook, Twitter und Flickr ist nicht wirklich gelungen. Die Flickr-App fand trotz richtiger Eingabe eines Usernamens den zugehörigen Account nicht, die Anmeldung bei Facebook scheiterte im Test aufgrund eines Fehlers in der A1 App, und die Twitter-Nutzung am Flat-TV ist kaum nutzerfreundlich zu nennen. Gedacht ist die Social-Media-Integration wohl dazu, damit man Sendungen, die man gerade sieht, teilen kann - ob sich das aber in dieser Form durchsetzen wird, ist anzuzweifeln. Gerade in Haushalten mit mehreren Personen wird wohl kaum einer so verwegen sein, seinen Facebook-Account mit A1 TV zu verknüpfen. Das würde voraussetzen, dass sich jeder Nutzer des Fernsehers ein eigenes A1-TV-Profil anlegt, um seinen Facebook- oder Twitter-Account vor dem Zugriff durch andere zu schützen.

Die ORF TVthek App

Fazit
A1 ist mit seinem neuen TV-Angebot ein großer Schritt in die richtige Richtung gelungen. Im Vergleich zur Vorgänger-Plattform wurden Bedienung, Interface und Design stark verbessert. Aufnahmen und zeitversetztes Fernsehen (a.k.a. Pausieren) klappen tadellos, und auch On-Demand-Inhalte streamen ohne Holpern auf den Flat-TV. Während es an Sendern und HD-Inhalten nicht mangelt, hat A1 TV noch starken Aufholbedarf in Sachen Apps, wenn man in diesem Bereich ernsthaft mit Konkurrenten wie Samsung (Smart TV), Apple (Apple TV) oder Microsoft (Xbox) konkurrieren will.

Alle Bestandskunden können sich über ein verbessertes Design und mehr Bedienkomfort dank neuer Mediabox und Software freuen. Prüfen sollte man allerdings, welche Geschwindigkeit der Festnetzanschluss schafft, da der Internet-Speed unter A1 TV leiden kann. Wer zu Hause nur einen 8 Mbit-Anschluss hat, der wird TV und Internet nicht gleichzeitig voll ausnützen können. Außerdem ist die Preisfrage zu stellen, da Konkurrenten von A1 mit ähnlichen Angeboten locken.

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Verfügbarkeit:
Ob A1 TV für den eigenen Haushalt verfügbar ist, überprüft man unter http://ppp.a1.net/amp/index.sp. Für den vollen Funktionsumfang von A1 TV zahlt man  mindestens 33,60 Euro/Monat.

Neukunden können A1 TV ab 19,90 Euro pro Monat beziehen, in Kombination mit Internet und Telefon hält A1 derzeit Angebote ab 17,90 Euro/Monat parat (nach 6 Monaten erhöht sich die Gebühr um 10 Euro/Monat).

A1-Kunden können ab 6,90 Euro pro Monat A1 TV dazunehmen, Kunden, die das alte A1 TV haben,   werden ab 2013 kostenlos auf das neue A1 TV umgestellt, ihr bestehender Tarif bleibt unverändert.

Premium: Die Freischaltung von HD-Kanälen, zusätzlichen Sendern und Serien „on demand“ kostet extra (je 4,90 bis 9,90 Euro/Monat).

Hardware: Für alle Kunden  kommt pro Monat die Leihgebühr für die Mediabox dazu. Die einfache Version kostet 2,90 Euro/Monat, die Variante mit 400-GB-Festplatte kommt auf 9,90 Euro pro Monat. Die Installation kostet zudem einmalig 69,90 Euro.


Unterstützte Formate:
Die A1 Mediabox verfügt über zwei USB-Anschlüsse. Laut Betreiber können von angeschlossenen Speichermedien Dateien in den Formaten AVI, TS, MPG, MP4, M4V, MOV (teilw.), FLV, H.264, HD MPEG-2, HD MPEG-4 SP/ASP, XviD, und DivX 3/4/5 abgespielt werden. Im Test funktionierte das aber nicht immer, und laut A1 wird nicht garantiert, das alle Formate auch tatsächlich abgespielt werden können.

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