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Angriff auf Chromecast: Amazon Fire TV Stick im Test

Angriff auf Chromecast: Amazon Fire TV Stick im Test

Rund ein halbes Jahr nach dem Start in den USA bringt Amazon den Fire TV Stick nun auch in Österreich auf den Markt. Um 39 Euro kann man seinen Fernseher mit einem Gerät ausstatten, mit dem man Videos streamen, Musik hören und Spiele spielen kann. Im Vergleich zu Googles Chromecast will Amazon mit stärkerer Hardware, mehr Funktionen sowie einer physischen Fernbedienung punkten. Die futurezone hat in der Praxis überprüft, ob es Amazon mit Google aufnehmen kann.

Erster Eindruck und Inbetriebnahme

Der Fire TV Stick wird in einer kleinen, schwarzen Box geliefert. Darin befindet sich neben dem Stick selbst und der Fernbedienung samt Batterien noch weiteres Zubehör. Wie der Chromecast muss auch der Fire TV Stick im Betrieb per MicroUSB-Kabel mit Strom versorgt werden. Aus diesem Grund liegt ein entsprechendes Kabel mit 1,5m Länge sowie ein Netzteil bei.

Wer keine Steckdose in der Nähe hat, kann den Strom auch über die USB-Schnittstelle des Fernsehers oder des AV-Receivers beziehen. Das hat den Vorteil, dass sich der Stick beim Ausschalten des Gerätes ebenfalls komplett ausschaltet. Wenn man den Stick per Netzteil permanent mit Strom versorgt, geht er nach einiger Zeit lediglich in den Ruhemodus. Neben dem Netzteil liegt dem Stick noch ein kurzer HDMI-Extender bei, für den Fall, dass direkt beim HDMI-Anschluss nicht genug Platz für das Gerät ist.

Das Design des Sticks ist ansprechend minimalistisch, wenngleich das natürlich nur eine kleine Rolle spielt, da er die meiste Zeit hinter dem Fernseher oder Receiver verschwindet. Auch das Design der Fernbedienung ist zurückhaltend und wenig auffällig. An der Oberseite befinden sich ein Vierweg-Auswahlrad sowie eine Bestätigungstaste. Darunter befinden sich drei Tasten für die klassischen Android-Bedienelemente - Zurück, Home und Menü. Eine Reihe darunter sind die Tasten, um Videos oder Musik nach vor bzw. zurück zu spulen sowie eine Play/Pause-Taste.

Im Test wurde der Stick an einem AV-Receiver angesteckt und per Netzteil mit Strom versorgt. Die Inbetriebnahme erfolgte völlig problemlos, der Stick fuhr sofort hoch.

Fernbedienung vs. Handy

Die Bedienung des Fire TV Stick über die beiliegende Fernbedienung funktionierte im Test problemlos. Der Stick reagierte dabei flott und zuverlässig auf die Befehle. Alternativ zur Fernbedienung kann man den Fire TV Stick noch mit einer entsprechenden App für Android-Handys und Tablet steuern. Dazu muss man die App lediglich installieren und pairen. Das funktioniert auf Basis eines vierstelligen PINs, der am TV-Gerät angezeigt wird, und dauert nur wenige Sekunden.

Die App weist die gleichen grundlegenden Funktionen wie die Fernbedienung auf, jedoch mit einem kleinen Unterschied: Sie unterstützt Sprachsteuerung. So muss man lediglich die entsprechende Leiste von oben nach unten ziehen und aussprechen, was man suchen möchte. So kann man etwa nach Filmen, Serien, Musik oder Apps suchen. Die Sprachsuche funktioniert jedoch nur mit Inhalten, die von Amazon stammen bzw. dort gekauft wurden. Somit ist es nicht möglich, etwa das Netflix-Angebot per Sprache zu durchsuchen.

Die Hardware

Der Fire TV Stick ist mit einer Dual-Core-CPU ausgestattet, die von einem GB Ram unterstützt wird. Flash-Speicher sind acht GB vorhanden, die in erster Linie für das Installieren von Apps genutzt werden dürften, da der Stick nicht dafür gedacht ist, Inhalte lokal abzuspeichern. Für eine störungsfreie WLAN-Verbindung sorgt eine DualBand-Antenne.

Im Test hat sich der Fire TV Stick mit einer Datenrate von über 200Mbit mit dem Router verbunden, der im gleichen Raum stand. Alle Spiele und Apps liefen im Test durchwegs flüssig und auch das Streamen von Videos ging ohne Probleme oder Ruckler. Von Aussetzern, wie es manche Nutzer berichten, war nichts zu bemerken.

Die Software

Wenn man den Fire TV Stick zum ersten Mal in Betrieb nimmt, muss man sich, nachdem man das WLAN-Netz konfiguriert hat, mit seinem Amazon-Account einloggen. Anschließend bekommt man ein kurzes Tutorial-Video geliefert, bevor man sich im Hauptmenü wiederfindet. Wenn man Oberflächen von Mediacenter-Software wie Plex oder Xbmc bzw. Kodi kennt, wird man sich auch in der Fire-TV-Oberfläche schnell zurecht finden. Links kann man die verschiedenen Punkte durchgehen, wobei sich an oberster Stelle Amazons hauseigener Videodienst Prime platziert hat. Darunter hat man Zugriff auf seine gekauften Filme, Serien, Musik sowie auf Fotos.

Apps

Einer der deutlichsten Unterschiede zwischen dem Fire TV Stick und Googles Chromecast ist, dass der Fire TV Stick auch ohne verbundenes Smartphone Apps ausführen kann. Möglich ist das dadurch, dass das Betriebssystem auf Android basiert und somit theoretisch jede Android-App auch auf dem Fire Stick ausgeführt werden kann.

Installiert werden die Apps unter dem entsprechenden Menüpunkt. Auswählen kann man zwischen verschiedenen Kategorien, wie Bildung, Kochen, Gesundheit, Sport, etc. oder etwa auch zwischen den derzeit beliebtesten Apps.

Auch der Videostreaming-Dienst Netflix ist mit einer eigenen App vertreten und wer auf seinen eigenen Mediaserver über den Stick zugreifen will, kann das etwa über Plex tun. Auch der Mediaserver Kodi wird zwar unter den Apps angeboten, ließ sich im futurezone-Test jedoch nicht auf offiziellem Wege installieren, stattdessen kam eine Fehlermeldung.

Angeboten werden außerdem Mediatheken von TV-Sendern wie ARD, ZDF oder arte. Für Sportbegeisterte sind etwa auch sport1 oder Laola vertreten. Die ORF TvThek ist derzeit noch nicht auf dem Fire TV Stick abrufbar.

Alle verfügbaren Apps sind dabei für die Nutzung am Fire TV und mit der Fernbedienung ausgelegt, wodurch sie sich in der Regel problemlos bedienen lassen.

Auch Spotify ist vertreten, allerdings lediglich mit der Spotify Connect App. Das bedeutet, man verbindet sich über ein Smartphone, Tablet oder über einen PC mit der App auf dem Fire TV Stick und kann dann Musik abspielen.

Die Spiele Auf dem Fire TV Stick kann man nicht nur Videostreaming-Apps, sondern auch Spiele installieren. Steuern kann man sie entweder über die mitgelieferte Fernbedienung, oder über einen Bluetooth-Spielecontroller. Den Controller muss man zuerst im Einstellungsmenü pairen, um ihn nutzen zu können. Anschließend kann man verschiedene Android-Spiele kaufen, installieren und spielen.

Apps abseits des Stores

Da Fire TV auf Android basiert, kann man per APK jede Android-App darauf installieren. Am bequemsten funktioniert das über ADB-Zugriff via Netzwerk, was in den Fire-TV-Einstellungen aktiviert werden kann. Anschließend kann man mit jedem Rechner im gleichen Netzwerk APK-Dateien auf den Stick pushen.

Nur, weil man eine App installieren kann, heißt das jedoch nicht, dass sie auch gut bedienbar ist. So benötigt etwa die TVThek App die Google-Play-Dienste, die am Fire TV Stick mangels Zertifizierung fehlen. So kann man die App zwar starten, Videos abspielen ist jedoch nicht möglich.

Erfolgreicher war im Test der Versuch, die Kodi-App auf diesem Weg zu installieren. Das Mediacenter ließ sich dabei ohne Probleme auf den Stick laden und nutzen.

Fazit

Amazon macht mit dem Fire TV Stick sehr vieles richtig. Wer in erster Linie Streaming-Dienste wie Amazons Instant Video oder Netflix nutzt, hat mit dem Stick den Vorteil, dass kein Handy in der Nähe sein muss, um die Wiedergabe zu steuern. Auch die Möglichkeit, mit Kodi ein vollwertiges Mediencenter darauf zu betreiben, ist eine sinnvolle Sache. Dadurch kann man sich den Stick auch dann bedenkenlos zulegen, wenn man mit Amazons Content-Universum nichts am Hut haben will und seine Video lieber über andere Services streamt oder sie lokal abgespeichert hat.

Etwas ausgebaut werden könnte noch das Angebot an Apps. Auch ist es derzeit nicht möglich, nach kostenlosen Applikationen zu filtern. Die Navigation im Store wirkt darüber hinaus insgesamt noch etwas verwirrend und wenig übersichtlich.

Während man mit Chromecast das Display von nahezu jedem aktuellen Android-Handy oder Tablet auf dem Fernseher spielen kann, ist das bei Fire TV derzeit nur mit den Fire-Tablets und einigen anderen ausgewählten Hardware-Herstellern möglich.

Bei einem Preis von 39 Euro kann man mit dem Fire Stick jedenfalls wenig falsch machen. Die Funktionen und das Angebot an Apps übertreffen viele Smart TVs und werden in Zukunft noch weiterhin ausgebaut werden.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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