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Hybrid

Asus PadFone 2 im Test: Gespaltener Hybride

2012 kamen sich Smartphones und Tablets deutlich näher. Die Bildschirmdiagonalen von Smartphones wurden stets größer, während Tablets zu schrumpfen begannen. Doch einige Hersteller versuchen eine andere Kompromisslösung zwischen Tablet und Smartphone zu finden. Asus kündigte bereits 2011 mit dem

den bislang einzigen Hybriden aus Tablet, Smartphone und Netbook an. Doch dem Konzept blieb aufgrund einiger Kinderkrankheiten der große Erfolg verwehrt. Im Oktober kündigte Asus den Nachfolger an, der deutlich entschlankt und mit neuen Ideen daherkommt. Ob das PadFone 2 tatsächlich für rund 800 Euro einen vollwertigen Tablet- und Smartphone-Ersatz bieten kann, lesen sie im futurezone-Test.

Design und Haptik - Eine Ebene weniger
Das

folgte noch dem Grundprinzip: "Innen hui, außen pfui." Die Verarbeitung der Tablet-Hülle sowie des Tastatur-Docks war eher durchschnittlich und wirkte billig, lediglich das Smartphone selbst konnte durch ein ansprechendes Äußeres überzeugen. Aus diesen Fehlern hat Asus nun gelernt. Statt eines klapprigen Kunststoff-Deckels findet sich ein simpler Einschub für das Smartphone auf der Rückseite der PadFone Station.

Dieser offenbart auch gleich die erste große Neuerung: Statt dem alten 40-Pin-Anschluss wird das Smartphone nun über einen neuartigen 13-Pin-Konnektor mit der Tablet-Hülle verbunden. Diese Konstruktion verlangte unglücklicherweise auch nach einem umgestalteten Ladestecker, der im Herzen zwar ein herkömmlicher Micro-USB-Anschluss ist, von Asus allerdings verbreitert und mit zwei Metall-Zacken an der Seite ergänzt wurde. So soll dieser besser fixiert werden. Das PadFone lässt sich weiterhin über ein herkömmliches Micro-USB-Kabel laden, doch das ist durch die deutlich breitere Asus-Konstruktion des Anschlusses eine mehr als wackelige Angelegenheit, da das Kabel nur sehr lose hält.

Die neu konstruierte Lösung des offenen Einschubs funktioniert in der Praxis recht gut. Das PadFone wird von einem simplen Mechanismus sowie zwei Kontaktstiften fixiert. Beim Einführen oder Entnehmen ist kaum Kraft erforderlich, dennoch erweckt das PadFone nie den Eindruck, dass es plötzlich aus seiner Halterung fallen könnte. Auf Schütteln sollte man allerdings verzichten. Der PadFone-Einschub selbst stellt allerdings nach wie vor alles andere als eine Zierde dar. Der wuchtige Buckel dominiert die Rückseite der PadFone Station, fügt sich allerdings deutlich besser in das Gesamtbild des PadFone 2 ein als noch beim Vorgänger.

Design mit Tücken
Das Design des Tablets ist eine zwiespältige Angelegenheit. Auf den ersten Blick überzeugt es durch seine schlichte Form, die vor allem an das Samsung Galaxy Tab 10.1 erinnert. Doch bereits mit der ersten Berührung kommt die große Enttäuschung. Die Verarbeitung der Tablet-Hülle ist mangelhaft, es knarzt bei sanften Druck auf die Rückseite und die Ränder des Gehäuses sind sehr scharfkantig. Positiv zu bemerken ist jedoch, dass die graue Rückseite sehr griffig ist. Auch die Metall-Umrandung rund um den Einschub fügt sich gut in das Gesamtbild ein. Etwas schwergängig ausgeführt wurden der Power-Knopf, der links oben zu finden ist, sowie die Lautstärkewippe auf der linken Seite.

Das Design des PadFone selbst ist deutlich besser gelungen und erinnert ob seiner schlichten Form von vorne betrachtet an das iPhone. Die Vorderseite ist durchgehend schwarz, die insgesamt drei Soft Keys sind lediglich bei aktivem Display sichtbar. Das Unibody-Gehäuse ist an den Kanten von einem Metallrahmen umgeben, dessen Breite zur unteren Hälfte hin abnimmt. Der SIM-Karteneinschub findet sich oben rechts, einen microSD-Kartenslot gibt es nicht. Die Rückseite besteht aus Kunststoff und ist dank seiner rauen Oberfläche etwas griffiger als die PadFone Station und liegt gut in der Hand. Mit einer Breite von rund 69 Millimetern ist es auch mit einer Hand einfach zu bedienen, lediglich Menschen mit kleineren Händen könnten womöglich Probleme bekommen. Diese sollten allerdings ohnedies zu einem Smartphone mit kleineren Bildschirm greifen.

Hardware - Auf Tablet-Niveau
Wie auch beim Vorgänger ist wieder einmal das Smartphone das "Herz" der Konstruktion. Die PadFone Station ist lediglich eine leere Hülle mit Display, die ohne PadFone zwar geladen, aber nicht verwendet werden kann. Um aber auch im Tablet-Betrieb nicht ins Schwitzen zu kommen, hat Asus bei der Ausstattung des PadFone 2 nicht gespart: ein 1,5 GHz Quadcore-Prozessor, zwei Gigabyte RAM sowie zumindest 16 Gigabyte interner Speicher (auch Varianten mit 32 und 64 Gigabyte erhältlich). Das sehr flotte System-on-a-Chip von Qualcomm ist der derzeit schnellste Vertreter der Snapdragon S4 Pro-Serie und kommt auch im LG Optimus G, Googles Nexus 4 sowie dem HTC Droid DNA zum Einsatz.

Im Zusammenspiel mit der weiteren Ausstattung katapultiert sich das PadFone 2 an die Spitze aller Benchmarks wie Vellamo, Quadrant oder AnTuTu. Auch 3D-Spiele wie GTA III, Max Payne oder aber das Rennspiel Riptide GP ließen sich im Test problemlos starten und laufen absolut ruckelfrei. Die Leistungsreserven machen sich im Alltagsbetrieb dennoch kaum bemerkbar, die Wiedergabe von HD-Inhalten verrichtet das PadFone 2 beispielsweise ebenso bravourös wie jedes andere moderne Smartphone, dennoch gibt der flotte Quadcore-Prozessor einen gemütlichen Polster für die Zukunft und die kommenden Android-Versionen ab.

Software - Jelly Bean-Kur
Apropos Android: Obwohl Asus ankündigte, das Gerät mit der Android-Version 4.1 alias Jelly Bean ausliefern zu wollen, fand sich auf dem Testgerät nach wie vor Version 4.0.4. Das Update-Tool von Asus wollte von der neuen Version noch nichts wissen. Auf den Support-Seiten findet sich das Update allerdings bereits zum Download, Ungeduldige können auf diese Weise schon jetzt auf die neue Version umsteigen. Das ist auch zu empfehlen, da das Update sehr viele Funktionen hinzufügt und die Bedienung deutlich angenehmer gestaltet. War im Tablet-Modus noch eine deutliche Verzögerung beim Deaktivieren des Bildschirms bemerkbar, so ist diese nach dem Update nahezu verschwunden.

Das Update liefert auch die beiden Apps BuddyBuzz und PinPal mit, die bei der Verwaltung von Facebook- und Twitter-Konten helfen sollen. Ohnedies hat Asus nicht an Zusatzsoftware gespart. Insgesamt 21 eigene Apps hat Asus vorinstalliert. Neben einem Backup-Programm, der Fotobearbeitungs-App Asus Studio und dem automatischen Wörterbuch "Instant Dictionary" finden sich auch viele kleine Zusatz-Apps wie ein "Uhren-Kalender", der Termine des Tages rund um eine Uhr anzeigt. Mit der App-Flut hat es Asus womöglich etwas übertrieben, denn nahezu jedes erdenkliche Anwendungsgebiet wird abgedeckt: Web-Speicher (ASUS WebStorage), Notizen (MyBitCast und SuperNote), selbst ein UPnP-Client ist mit MyNet vorinstalliert.

Ansonsten wurden jedoch kaum Änderungen an der Android-Oberfläche vorgenommen, lediglich der Quick-Launcher sowie die Standard-Tastatur von Android wurden durch ASUS-Varianten ersetzt. In den Einstellungen können diese jedoch entfernt werden. Im Tablet-Modus kommt außerdem noch ein Soft-Key hinzu, über den insgesamt sechs verschiedene, voreingestellte Apps wie ein Rechner oder Kalender gestartet werden können. Diese werden als eigenes Fenster im Bild platziert und können frei verschoben werden. Wie auch beim Vorgänger gibt es sogenannte "Pad Only"-Apps, die lediglich im Tablet-Modus ausgeführt werden können. Diese werden dann zwar auf dem PadFone 2 angezeigt, können aber nur, wenn es sich in der PadFone Station befindet, tatsächlich ausgeführt werden. Derartige Tablet-Apps sind derzeit allerdings noch rar gesät, beispielsweise SketchBook X von Autodesk. Viele Apps, wie beispielsweise Flipboard oder BaconReader, passen sich dem Modell an und zeigen dementsprechend den Inhalt im Tablet- oder Smartphone-Layout. Diese Apps müssen allerdings auf eine Ausnahmenliste gesetzt werden, da die Asus-Software beim Einsetzen oder Entnehmen des PadFone 2 automatisch alle "inkompatiblen" Apps beendet.

Displays - gleiche Auflösung, anderer Effekt
Das 4,7 Zoll große Super IPS+ LC-Display des PadFone 2 überzeugte im Test auf voller Linie. Trotz leicht spiegelnder Oberfläche kann die hohe Helligkeit dieses Manko rasch ausgleichen. Asus hat hierfür auch einen "Außenmodus" hinzugefügt, der die Helligkeit auch im automatischen Modus nach oben schraubt. Die Winkelabhängigkeit des Bildschirms sowie der Kontrast sind sehr gut, mit einer Pixeldichte von 312 ppi gibt es auch in hohen Zoomstufen kein Problem mit Treppenbildung. Die Farben sind kräftig, ein eindeutiger Farbstich ist nicht zu erkennen.

Doch so gut der Bildschirm des Smartphones gelungen ist, bei der PadFone Station hat sich Asus unglücklicherweise für eine Spar-Variante entschieden. Der 10,1 Zoll große IPS-Bildschirm kann lediglich eine Auflösung von 1280 mal 800 Bildpunkten (WXGA, 150 ppi) vorweisen und liegt damit weit hinter Modellen wie Apples iPad (2048 mal 1536 Bildpunkte, 260 ppi) oder Samsungs Nexus 10 (2560 mal 1600 Bildpunkte, 300 ppi). Die geringe Pixeldichte macht sich vor allem bei Text bemerkbar, da hier eine leichte Stufenbildung zu sehen ist und diese dem in den vergangenen Monaten durch hochauflösende Bildschirme verwöhnten Auge sofort auffällt. Von der Auflösung abgesehen weist das Display jedoch keine wirklichen Schwächen auf und bietet ähnliche Helligkeits- und Kontrastwerte wie der Bildschirm des PadFone 2.

Kamera - lahm, aber hübsch
Bei der Kamera setzt Asus auf Technologie von Konkurrent Sony: Neben dem BSI-Sensor stammt auch der Bildprozessor von den Japanern. Dieser nimmt Bilder mit einer maximalen Auflösung von 13 Megapixel auf, die Auflösung wird im Tablet-Modus allerdings auf maximal 5,5 Megapixel reduziert. Im Test erwies sich vor allem die lange Belichtungszeit als problematisch. Selbst unter normalen Lichtbedingungen verstrich zwischen Betätigen des Auslösers und dem fertigen Bild auf dem Bildschirm meist mehr als eine Sekunde. Gerade bei Motiven in Bewegung sorgt das gelegentlich für Frust.

Bei schlechten Lichtverhältnissen kommt meist der LED-Blitz zum Einsatz, der jedoch im Zusammenspiel mit der relativ langen Belichtungszeit im Test zu hoffnungslos überbelichteten Bildern führte. Da sich die Belichtungszeit, trotz unzähliger Einstellmöglichkeiten, nicht verändern lässt, muss man entweder hoffnungslos überbelichtete oder sehr dunkle Bilder akzeptieren, da die Optik mit einer Lichtstärke von f2,4 eher durchschnittlich ist.

Doch der Bildprozessor von Sony lässt in einem Punkt wirklich seine Muskeln spielen: bei der Videoaufnahme. Das PadFone 2 nimmt 1080p-Videos mit einer Bildrate von 60 fps auf und sorgt so für flüssige Bilder. Ein Bildstabilisator wäre hier jedoch von Vorteil gewesen, da man ohne ruhige Hand so schnell ein wackeliges Bild erhält.

Akku - lange Laufzeit ohne Frustmomente
Die Laufzeit des PadFone 2 ist vor allem in Anbetracht der schnellen Hardware sehr gut gelungen. Der 2.140 mAh-Akku des Smartphones hält rund eineinhalb Tage bei herkömmlicher Nutzung und geriet auch ohne Energiesparmodus nie unter Druck. Dieser kann jedoch wahlweise aktiviert werden und bietet im Vergleich zu den Energiesparmodi einiger anderer Hersteller recht umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten. Beim "optimierten ASUS-Modus" werden in einer Art Rundumschlag alle Funktionen auf ein Minimum reduziert und die Akkulaufzeit so auf ein Maximum verlängert. Aber auch das Energiesparen "per Szenario" ist möglich. Hierbei können gewisse Anwendungsgebiete wie Musik hören oder Instant Messenger ausgewählt werden, die von den Energiesparfunktionen ausgenommen werden sollen und so immer auf voller Leistung laufen.

Die PadFone Station kann im Notfall auch als Ladegerät verwendet werden. Diese Funktion erwies sich als überaus hilfreich, da der 6.000 mAh starke Akku der PadFone Station das PadFone theoretisch bis zu drei Mal laden könnte - was meist recht rasch von statten geht.

Fazit
So muss ein Nachfolger aussehen. Asus hat im Vergleich zum Vorgänger keinen Stein auf dem anderen gelassen und einen weiteren mutigen Versuch gestartet. Dass dabei nicht alles gut gelungen ist, ist bedauerlich, aber verschmerzbar. Das PadFone 2 ist ein exzellentes Smartphone, das sich wohl auch ohne PadFone Station gut verkaufen würde. Doch da das Gerät derzeit nur im Kit um rund 799 Euro erhältlich ist, dürfte das PadFone 2 nur eine relativ kleine Zielgruppe ansprechen. Die jedoch ist klar: Wer auf der Suche nach einem möglichst günstigen Kompromiss zwischen Tablet und Smartphone ist, wird hier definitiv fündig. Die rasend schnelle Hardware, eine gute Akkulaufzeit sowie das clevere Design sprechen für das PadFone 2 und gegen eine "herkömmliche" Lösung aus Smartphone und Tablet.

Modell:
Asus PadFone 2
Display:
PadFone 2: 4,7 Zoll Super IPS+ LCD - 1280 x 720 Pixel (720p, 16:9), von Corning Gorilla Glass geschützt
PadFone Station: 10,1 Zoll IPS Display - 1280 x 800 Pixel
Prozessor:
1,5 GHz Quadcore-CPU (Qualcomm MDM215m/APQ8064)
RAM:
2 GB
Speicher:
32/64 GB intern, kein microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 4.1.1 (wird mit Android 4.0.4 ausgeliefert)
Anschlüsse/Extras:
3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n), Bluetooth 4.0, NFC, LTE
Akku:
PadFone: 2.140 mAh
Station: 5.000 mAh
Kamera:
13 Megapixel (Hauptkamera, im Tablet-Modus auf 5,5 Megapixel reduziert), 1,2 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich
Maße:
PadFone 2: 137,9 x 68,9 x 9 mm, 135 Gramm
PadFone Station: 263 x 180,8 x 10,4 mm, 514 Gramm (Gesamt: 649 g)
Preis:
ab 799 Euro (32 GB) UVP

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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