Mit der App steuert man die SoundTouch Lautsprecher
Mit der App steuert man die SoundTouch Lautsprecher
© Benjamin Sterbenz

Test

Bose SoundTouch: Hands-on mit den Streaming-Lautsprechern

WLAN ist in den Haushalten omnipräsent, auch mit der Idee des Musikstreaming sind Konsumenten mittlerweile vertraut. Nachdem Firmen wie Sonos den Weg in Sachen Streaming und Multi-Room geebnet haben und selbst klassische Audio-Marken wie Marantz oder Cambridge Audio auf vernetzte Systeme setzen, drängt nun auch Bose in den Markt.

Wie Bose-Chef Bob Maresca gegenüber der futurezone betont, passiert dies nicht verspätet. Man habe solange gewartet, bis es gut funktioniert und so einfach ist, wie einen Lichtschalter umzulegen. Um diesen Anspruch in der Realität umzusetzen, bringt Bose drei neue Sound-Systeme auf den Markt. Diese sollen Streaming und Multi-Room-Sound drastisch vereinfachen. Wie bei Sonos ist die Lösung modular aufgebaut. Die einzelnen Bausteine sind beliebig kombinierbar.

SoundTouch 30

Der größte Baustein in der neuen Serie ist der SoundTouch 30. Das durchaus massive Gerät (25,4 cm hoch, 43,2 cm breit und 17,8 cm tief) ist dabei das stärkste Modell der Reihe. Es hat die bekannte Waveguide-Technologie integriert, die den Schall durch Bahnen im Gehäuseinneren leitet, um besseren Klang zu realisieren. Des Weiteren sind zwei neuartige Tieftonlautsprecher verbaut, um noch sattere Bässe zu liefern. Im Vergleich zu den zwei anderen neuen Systemen wirkt der SoundTouch 30 wuchtig. Die damit verbundenen Audio-Erwartungen werden nicht enttäuscht. Der Lautsprecher kann einen großen Raum mühelos beschallen, ohne dabei an Grenzen zu stoßen. Der Sound ist klar, präzise und satt. Bose selbst sieht dieses Modell im Wohnzimmer, als zentrales Audio-System des Hauses.

SoundTouch 20

Für weitere Räume, wie etwa Schlafzimmer und Kinderzimmer, ist SoundTouch 20 konzipiert. Dieses Modell erinnert von den Maßen (17,8 cm hoch, 30,5 cm breit und 10,2 cm tief) eher an die bekannten SoundLink-Docking-Stations. Die Designsprache ist wie bei den zwei anderen Geräten nüchtern und schlicht. Die Front ist von schwarzem Material überzogen und überdeckt die Lautsprecher. Die seitlichen und oberen Gehäuseteile sind in Weiß mit eingearbeitetem Muster gehalten. Die Rückseite ist grau. An der Oberseite dominieren ganz klar die Bedientasten. In Sachen Sound macht auch der kleinere SoundTouch 20 eine gute Figur. Ein Schlafzimmer in guter Qualität damit zu beschallen, stellt kein Problem dar. Obwohl Bose selbst das Modell als Ergänzung sieht, dürfte es aber in den meisten Haushalten als Hauptabspielgerät ausreichen. Selbst eine Party könnte damit halbwegs vernünftig beschallt werden.

SoundTouch Portable

Der letzte Teil des Trios ist der SoundTouch Portable. Wie der Name schon erahnen lässt, ist es ein tragbares Modell mit eingebautem Akku. Es ist eine Spur kleiner (15,2 x 25,4 x 7,6) als der SoundTouch 20, der Akku soll je nach Musikstil zwischen drei und sechs Stunden halten. Geht es nach Bose, soll dieses Modell in jene Räume mitgenommen werden, wo kein fixes Sound-System installiert ist. Obwohl am kleinsten, ist der Lautsprecher keinesfalls schwach. Wie von Bose gewohnt, gibt es satten Sound ohne hörbare Defizite.

Das Design ist mit jenen der beiden größeren Gerät ident. Zentral sind die Steuertasten.

Die Favoriten-Tasten

Was alle Modelle gemein haben, ist ein kleines OLED-Display für Musik-Infos in der Mitte sowie ein grauer Tastenblock in der Mitte des oberen Gehäuseteils. Hier hat Bose alle wesentlichen Funktionen gesammelt, um das Streaming-System auch ohne App einfach bedienen zu können. Links ist der Ein/Aus-Knopf, darunter die Wahl des AUX-Eingangs, mittig sitzen die sechs Pre-Set-Tasten, links die Lautstärken-Kontrolle. Über die Zahlentasten können rasch die gespeicherten Favoriten (Radio-Station, Musik-Genre, Playlist, Künstler, Album, ein Song, etc) binnen einer Sekunde abgerufen werden. Damit will sich Bose von der Konkurrenz abheben. Die banale Idee hat durchaus ihren Charme. Wie sie sich im Alltag schlägt und wie leicht man sich die Favoriten merkt, muss sich allerdings in der Praxis weisen. Was man jetzt sagen kann, ist, dass die Tasten sehr gut ansprechen und aufgrund der mittigen Position prompt zu bedienen sind.

Gute Qualität

In Sachen Verarbeitung wirken alle drei Modelle sehr gut. Die Boxen sind massiv und stabil, nichts wackelt, scheppert oder kracht. Wenn man etwas bemängeln will, könnte es das weiße Plastikgehäuse sein. Das Material wirkt insgesamt nicht so edel, wie man es von einem Bose-Produkt gewohnt ist. Es fühlt sich zwar hochwertig an, optisch vermisst man einen Wow-Effekt. Darauf angesprochen, erklärte der Chef-Designer der futurezone, dass dieses Material bewusst gewählt wurde, um Interferenzen und abgeschwächten WLAN-Empfang zu verhindern.

Die Verarbeitung aller Modelle ist sehr gut. Alles ist extrem stabil und solide. Der mittlere, weiße Teil ist aus weißem Plastik. Metall kommt nicht zum Einsatz, um den WLAN-Funk nicht zu beeinträchtigen.

Mittelweg

Auf die Frage, welches System der Beststeller wird, antwortete Bose ausweichend. Nach dem Probehören liegt der futurezone-Tipp jedoch beim SoundTouch 20. Das System ist für die meisten Räume und Szenarien mehr als ausreichend. Die Größe macht die Box sehr dezent und lässt sie im Raum verschwinden. Schließlich spricht auch der Preis für dieses Modell: 400 Euro sind angemessen. Um das gleiche Geld bekommt man zwar auch den SoundTouch Portable, allerdings büßt man hier Soundvolumen zugunsten von Tragbarkeit ein – was in den eigenen vier Wänden zweitrangig ist. Die 700 Euro für das stärkste Modell wiederum könnte den meisten Konsumenten schlicht zu viel sein.

Runde Fernbedienung

Im Laufe der nächsten Monate sollen übrigens andere Bose-Produkte WLAN-fähig werden. Hierzu zählen etwa das Wave Music System, die Outdoor Lautsprecher, die Lifestyle Home Entertainment Systeme und auch der Flat-TV VideoWave. Beim Wave Music System wird dies durch einen Untersatz gelöst, der im Wave-Design gehalten ist. Beim Flat-TV wird es eine neue Steuerkonsole geben.

In der Mitte sitzt ein OLED-Display, das Infos zur Musik anzeigt. Umrandet ist es von sechs Pre-Set-Tasten. Der äußere Rand ist drehbar und regelt die Lautstärke.

Für all diese Stereoanlagen wurde eine neue Streaming-Fernbedienung entwickelt. In der Mitte sitzt ein OLED-Display, das Informationen zur Musik anzeigt. Umrahmt ist es von sechs Pre-Set-Tasten. Im Inneren gibt es einen Annäherungssensor, der die Fernbedienung aktiviert, sobald die Hand in der Nähe ist. Berührt man die Preset-Tasten leicht, wird eine Vorschau der eingespeicherten Station angezeigt. Ein Druck startet dann die Musik. Der äußere Rand ist schließlich von einem Ring umfasst, der als Lautstärken-Regler fungiert. Insgesamt wirkt das Konzept durchaus schlüssig.

Funktionale App

Parallel zur neuen Hardware hat Bose eine App zur Steuerung entwickelt. In dieser nimmt man alle Einstellungen vor, verknüpft Musik-Dienste und richtet sein Multiroom-System ein. Auch die Favoriten 1-6 können über die App einfach per Drag & Drop arrangiert werden. Will man etwa ein Album eines Künstler auf PreSet 2, zieht man dazu einfach das Albumcover auf die Nummer Zwei. Alternativ kann lange auf die Zwei drücken. Das funktioniert einfach und intuitiv. Ingesamt ist die App sehr aufgeräumt. Das Design und schlicht und logisch. Symbole und Knöpfe sind groß genug. Die Software reagiert schnell und lässt nichts vermissen.

Betrachtet man Hardware und Software, hat Bose also durchaus eine gute Leistung abgeliefert. Die Lautsprecher klingen gut und werden den Qualitätsansprüchen gerecht. Auch die App tut genau das, was man sich von solch einer Fernsteuerung erwartet.

Die Mängelliste

Kritik gibt es allerdings für jene Sachen, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Dass zum Start etwa keine NAS-Laufwerke als Musikquelle unterstützt werden, verwundert. Zudem gibt Bose zu, dass sie zwar auf UPNP und DLNA setzen, aber fürs Erste nur eigene Produkte unterstützen. Dies soll Ausfälle und Probleme im Betrieb verhindern, um Kunden ein beschwerdefreies Streaming zu ermöglichen. Für den Massenmarkt mag das durchaus nachvollziehbar sein, Musik-Fans und Technik-Tüftler wird man damit vorerst aber vergraulen. Ebenso verwundert, dass man zu Beginn die Audioformate FLAC und Apple Lossless ausgelassen hat. Schließlich wird zum Start auch nur Apple Airplay unterstützt, Googles Chromecast ist noch kein Thema. Ebenso darf man laut Bose in näherer Zukunft auch nicht auf Apps für BlackBerry oder Windows Phone hoffen.

Abwarten

Aufgrund dieser Funktionsaussparungen und dem Mangel an Musik-Partnern – es stehen 18.000 Radiostationen sowie Musik vom eigenen Computer zur Auswahl, Spotify & Co fehlen zum Start – wirkt Bose SoundTouch noch wie ein „Work in Progress“. Das System hat viel Potenzial, Streaming in viele Haushalte zu bringen und die Bedienung drastisch zu vereinfachen, Interessierte in Europa sollten aber unbedingt auf die ersten Software-Updates sowie die Integration von Spotify, Deezer und andere Partner warten. Erst dann wird das System seine Stärken voll ausspielen können.

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Benjamin Sterbenz

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