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Elektro-Skateboard mit 30km/h Spitze im Test

Was macht ein Gadget-Liebhaber, wenn er einen Drang nach Freiluft, Geschwindigkeit und erstaunten Blicke verspürt? Eine Möglichkeit, die nicht anstößig ist und bei der sich auch die Gefahr für Leib und Leben in Grenzen hält, ist, sich ein beonX Elektro-Skateboard zu schnappen und loszubrettern. Die futurezone hat die Gelände-Version des Akkubetriebenen Gefährts, das beonX Dirt (699 Euro), getestet.

Groß, schwer, stinkig
Der Riesenkarton, in dem das beonX Dirt verpackt ist, lässt schon vermuten, dass es sich hierbei nicht bloß um ein Skateboard mit angeklebten Modellbau-Motor handelt. Das Dirt wiegt 27 Kilogramm mit angebrachtem Akku und ist 113 cm lang.

Wie in der Beschreibung zu lesen ist, ist es nicht nur „ein Meisterwerk der IT-Technologie", sondern auch nicht zur Lagerung in Wohnräumen gedacht. Grund hierfür dürften nicht nur die Dimensionen sein, aufgrund derer man es nicht mal schnell wie ein normales Skateboard in die Ecke stellen kann, sondern auch der starke Gummigeruch, der von den großen Offroad-Reifen verströmt wird.

135kg Tragelast, 30km/h schnell
Das Dirt macht einen robusten Eindruck. Nichts wackelt da, wo es nicht sollte, und ist wirklich einmal etwas locker, kann man die Schrauben und Muttern mit dem mitgelieferten Werkzeug-Set nachziehen.

Das Brett hat eine Tragekraft von bis zu 135 Kilogramm, der Hersteller empfiehlt unter 115 Kilogramm zu bleiben. Hält man sich daran und ist der Akku voll geladen, sind Geschwindigkeiten von knapp über 30 km/h möglich. Gerade am Anfang sollte man die auf dem Board aufgedruckte Warnung ernst nehmen und zumindest Ellbogen-, Handgelenks- und Knieschoner tragen, um Verletzungen zu vermeiden.

Der Weg ist nicht das Ziel
Der Akku muss drei bis sechs Stunden laden, eine LED-Leuchte neben dem Stromanschluss zeigt an, wenn er voll ist und wann das Dirt eine Pause braucht – etwa wenn der Motor zu heiß oder der Akku feucht wird. Je nach Geschwindigkeit, Gewicht und Gelände hält der Akku für gut eine Stunde reine Fahrzeit oder bis zu 26km zurückgelegte Distanz.

Wenn man ein geeignetes Gelände direkt vor der Haustüre hat, kann es eigentlich losgehen. Wenn nicht, muss man das Dirt erst mal dort hin schaffen. Da es keine Straßenzulassung hat, darf man damit nicht auf der Straße fahren. Da es motorisiert und weitestgehend einem Skateboard entspricht, auch nicht auf dem Gehweg.

Hält man sich an die Straßenverkehrsordnung, heißt es tragen, was bei dem 113 cm langen und 27 kg schweren Elektro-Skateboard nicht einfach ist. Ist kein Park, Feldweg oder sonstige, geeignete Fläche in Tragereichweite, sollte man das Dirt im Auto transportieren, um Armkrämpfe zu vermeiden.

Finger am Gas
Gas und Bremse wird über den kabellosen Controller mit Pistolengriff bedient. Dieser sieht aus wie eine Steuerung für ein ferngesteuertes Auto und funktioniert auch ähnlich. Zieht man den Abzug, wird beschleunigt, drückt man ihn nach vorne, wird gebremst. Im Griffstück des Controllers sind nicht nur die zwei AAA-Batterien untergebracht, sondern auch ein kleiner Schalter. Dieser steht für die zwei Geschwindigkeitsstufen.

Da in beiden Stufen die Beschleunigung sehr stark ist, sollte man gerade am Anfang auf „Trigger Discipline" achten, also den Abzug sanft und kontrolliert ziehen. Die Geschwindigkeit kann damit stufenlos geregelt werden, vom langsamen Schritttempo bis zur rasanten Fahrt.

Zieht man den Abzug beim Wegfahren gleich voll durch, macht sich die Beschleunigung voll bemerkbar und die Chancen sind hoch, dass das Brett einem unter den Füßen wegfährt. Nach einer halben bis einer Stunde sollte man das nötige Feingefühl im Zeigefinger haben. Dann heißt es sanft anfahren, Gleichgewicht halten und Gas geben.

Lenken, bremsen, Rückwärtsgang
Der Motor treibt nur ein Hinterrad an und auch die Bremse blockiert nur dieses Rad. Deshalb hat man einen Bremsweg von bis zehn Metern. Auf Beton und Asphalt bremst es sich schneller, auf losem oder unebenen Boden kann man schon noch ein ganzes Stück rollen, bis man nach einer Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit zum stehen kommt.

Gelenkt wird, wie bei einem nicht-motorisierten Skateboard, mit Gewichtsverlagerungen. Wird das Gewicht nach links oder rechts verlagert, lenkt die Vorderachse in die entsprechende Richtung. Der Einschlagwinkel der Achse ist klein, weshalb der Kurvenradius relativ groß ist.

Vielleicht hat beonX auch deshalb einen Rückwärtsgang eingebaut, damit auch auf weniger Raum ein Wenden möglich ist, ohne das Board zu verlassen. In den Rückwärtsgang wird gewechselt, indem der Schalter auf dem Controller einmal betätigt wird. Es gibt keinen Indikator, ob man gerade im Vorwärts- oder Rückwärtsgang ist, weshalb man prinzipiell im vorsichtig anfahren sollte – auch, weil das Board rückwärts fast genauso schnell wie vorwärts fährt.

Die rutschfeste Oberfläche hilft mit den Füßen beim Gewichtsverlagern auf dem Board zu bleiben. Man sollte aber darauf achten, überhaupt richtig auf dem Board zu stehen. Stellt man die Füße auf Höhe der Achsen zu quer, kann man mit den Schuhen an den Rädern streifen.

Fahrgefühl
Hat man einmal die Basics des Elektro-Boardens gemeistert, macht das Dirt viel Spaß. Das Brettern über Wiesen und staubige Feld- oder Parkwege ist einfach lustig. Aber man muss nicht immer rasen: Auch das gemütliche Rollen auf asphaltierten Wegen mit leichten Lenkbewegungen gefällt und hat etwas entspannendes.

Da das Dirt nicht mit dem Fuß, sondern per Motor beschleunigt wird, muss man nicht darauf stehen. Auch im Sitzen kann man mit dem Board durch die Gegend düsen. Da es so leichter ist, das Gleichgewicht zu halten und im Notfall mit den Füßen (ähnlich wie bei einer Rodel) zu bremsen, kann man so ordentlich Gas geben.

Fazit
Das beonX Dirt ist zwar nicht das in der Beschreibung versprochene „Meisterwerk der IT-Technologie", aber trotzdem ein tolles Gadget. Das Fahren macht Spaß, solange man einen Park, Feldweg oder sonstiges Gelände in der Nähe hat. Ist das nicht der Fall, wird man sich möglicherweise nur selten aufraffen, das Board ins Auto zu packen und einen geeigneten Fahrort zu suchen. Bei einem Preis von 700 Euro wäre es schade, wenn das Dirt nur zwei Mal im Jahr verwendet wird und die restliche Zeit im Keller Staub ansetzt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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