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Eric Schmidt: "Niemand muss Google nutzen"

"Mr. Schmidt doesn`t like photos." Die Keynote von Eric Schmidt startet kurios, denn offenbar stört sich der Aufsichtsratsvorsitzende des IT-Konzerns Google an unvorteilhaften Fotos. Schließlich wagte sich Schmidt doch noch auf die Bühne und so konnten die Vertreter der Mobilfunkbranche auf dem Mobile World Congress in Barcelona seiner Sicht der Dinge auf die Entwicklung mobiler Plattformen lauschen. Dabei gab er sich relativ versöhnlich gegenüber den Telekommunikationsunternehmen und kritisierte die Zensurmaßnahmen einiger Regierungen scharf.

Fünf Milliarden Menschen ohne Internetzugang
"Das Web wird künftig wie Elektrizität sein - es ist einfach immer und überall verfügbar", schwärmt Schmidt in seiner Keynote vom allgegenwärtigen mobilen Internet und dessen Möglichkeiten. Beweis dafür sieht er im Erfolg von Android: Jeden Tag würden 850.000 neue Android-Smartphones aktiviert, weltweit gebe es bereits 300 Millionen Geräte mit dem mobilen Betriebssystem von Google. Doch trotz des enormen Wachstums sieht Schmidt nach wie vor enormes Potenzial: "Derzeit sind nur knapp zwei Milliarden Menschen mit dem Internet verbunden. Die Erde hat aber sieben Milliarden Bewohner. Das Internet ist bereits jetzt toll, stellen sie sich vor, wie großartig es mit fünf Milliarden weiteren Menschen sein könnte."

"Wir zwingen niemanden dazu, unsere Dienste zu nutzen"
Angesprochen auf die nicht unumstrittene Datenschutzpolitik Googles betonte Schmidt den offenen Umgang mit den gespeicherten Daten. "Wir bieten Tools an, um alle von Google gespeicherten Daten zu löschen. Noch dazu zwingen wir niemanden dazu, unsere Dienste personalisiert zu nutzen." Das geht aber einigen Datenschützern nicht weit genug, die in Googles neuen Richtlinien das europäische Datenschutzrecht verletzt sehen. Noch dazu stellen die gesammelten Daten Googles Haupteinnahmequelle dar. Knapp 98 Prozent des Umsatzes werden mit Onlinewerbung generiert, die durch die gesammelten Daten besonders gezielt ausgespielt werden können.

Demokratiemotor Internet
Um das zu ermöglichen will Google offenbar den Ausbau des LTE-Netzwerkes vorantreiben und Lösungen für Entwicklungsländer anbieten. "Es gibt Länder, in denen das Internet zehn- bis fünfzehn Mal so teuer wie bei uns, die Bevölkerung aber deutlich ärmer ist. Diese Lücke gilt es zu schließen." Auch der Facebook-Dienst Zero, der über die Datennetzwerke zahlreicher Netzbetreiber kostenlosen Zugang zum Sozialen Netzwerk ermöglicht, findet Lob: "Alle Maßnahmen, die mehr Leuten Zugang zum Internet verschaffen, sind gut."

"Künftig werden sich Diktatoren kaum mehr vor der Öffentlichkeit verstecken können", meint er im Hinblick auf den Arabischen Frühling. "Mit Information hat man Macht. Und Macht bedeutet das Privileg der Wahl." Das Internet, das Informationsnetzwerk schlechthin, würde so auch demokratische Gesellschaften erlauben. Der verzweifelte Versuch einiger Regierungen, das Internet zu blockieren, sei bereits vorhinein "zum Scheitern verurteilt."

Allgegenwärtige Technologie
Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs scheint auch bei Schmidt einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. "Es wird immer Menschen wie ihn geben, die die moderne Gesellschaft beeinflussen." Seiner Meinung nach konnte Jobs moderne Technologien zu dem machen, was sie heute sind - allgegenwärtig. Den selben Ansatz möchte nun auch Google mit der Android-Plattform verfolgen, die nicht nur auf Smartphones und Tablets, sondern auch in Unterhaltungselektronik zum Einsatz kommen soll.

Gegenüber den Mobilfunkunternehmen bringt der ehemalige Google-CEO Verständnis auf: "Es ist sehr anstrengend, heutzutage ein Mobilfunkunternehmen zu sein. Das kostspielige Umrüsten auf LTE und die Vorgaben der Regierungen setzen sie doch sehr unter Druck."

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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