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Tablet

HP Slate 7 im Test: Billig-Tablet mit Marke

HP und Tablets - diese Geschichte fand eigentlich vor genau zwei Jahren ein eher unrühmliches Ende. Das auf webOS basierende HP TouchPad wurde nur sechs Monate nach seiner Veröffentlichung aufgrund schwacher Verkaufsergebnisse eingestellt und

. Dennoch zog sich der US-Konzern nach dieser Erfahrung vollständig aus dem Tablet-Business zurück.

2012 folgte dann die Kehrtwende: Neo-Firmenchefin Meg Whitman dachte offen über eine Rückkehr nach. Diese

nun dieses Jahr
. Das Android-Tablet ist allerdings weit entfernt von dem, was einmal das HP TouchPad war und konkurriert viel mehr mit Googles Nexus 7 sowie dem Kindle Fire von Amazon. Die futurezone hat das 7 Zoll-Tablet unter die Lupe genommen und überprüft, ob es das erhoffte "massentaugliche" Tablet ist oder wieder ein drohender Flop.

Edel günstig
Optisch weist das Slate 7 zumindest von vorne betrachtet sehr viele Ähnlichkeiten mit Googles Nexus 7 auf. Die Front ist von einer durchgehenden Glasscheibe verdeckt, die leider nicht auf Gorilla Glas basiert. Die Ränder sind mit knapp 14 Millimetern an der rechten und linken Seite sowie 20 Millimetern oben und unten nicht zu breit und bieten eine angenehme Auflagefläche. Ansonsten ist lediglich die kleine VGA-Frontkamera zu sehen, die mittig über dem Bildschirm platziert wurde.

Selbst die Abmessungen sind nahezu ident, auch wenn das Slate 7 um wenige Millimeter kleiner ist (197,1 x 116,1 vs. 198,5 x 120 mm). Die flache Rückseite besteht aus griffigem Kunststoff, der guten Halt gibt. Generell ist die Haptik gut gelungen. Das Tablet lässt sich angenehm mit einer Hand halten, während man es mit der anderen bedient. Dabei sorgt das Gewicht von 372 Gramm nicht unbedingt für lange Arme, hätte jedoch in Anbetracht des Formfaktors durchaus ein paar Gramm leichter sein können.

Das Gehäuse wurde mit einem Metallrahmen versehen, der dem Tablet ein hochwertiges Gefühl und zusätzliche Stabilität verleiht. Interessanterweise lässt sich der Rahmen theoretisch sogar abnehmen, zwei Schrauben finden sich an der Oberseite - eine Rarität bei Tablets. Ebenso hochwertig wurden die Tasten ausgeführt. In die Lautstärkewippe, die sich an der rechten Seite findet, wurde ein leichter Radius hineingefräst, sodass der Unterschied zwischen oben und unten leichter ertastet werden kann. Die Tasten sind steif, besitzen aber dennoch einen sehr guten Druckpunkt.

Der Power-Knopf wurde etwas unglücklich platziert. Dieser findet sich oben rechts und ist somit nur mit einer zweiten Hand leicht zu betätigen. Die Übergänge zwischen Plastikdeckel, Metallrahmen und Gehäuse sind zwar nicht nahtlos, aber gut gelöst und bieten keinen Platz für Staub- und Dreckablagerungen. Anfällig für Schmierereien sind jedoch vor allem die Glasfront sowie die Kunststoff-Rückseite. Diese wies auch einige "hohle" Stellen auf, an denen spürbar war, dass sich dahinter ein großer Leerraum befindet. Ausgerechnet dort, wo das große HP-Logo prangt, lässt sich der Deckel besonders leicht eindrücken. Dennoch kann die Verarbeitung für ein Tablet dieser Preisklasse als gelungen bezeichnet werden.

Blasser Spiegel
Weniger gelungen ist hingegen der Bildschirm. HP setzt beim 7 Zoll großen LC-Display auf die FFS+ Technologie (Fringe Field Switching), die der IPS-Technologie stark ähnelt, jedoch eine bessere Lesbarkeit unter Tageslicht bieten soll. Dieser Effekt ließ sich im Test nicht feststellen. Im Gegenteil. Die geringe Helligkeit sorgte für ein blasses Bild unter Tageslicht, dunkle Stellen waren kaum erkennbar. Leider hat HP den Helligkeitssensor eingespart, so dass das Regeln der Bildschirmhelligkeit dem Benutzer überlassen ist. Zudem kommt noch ein verhältnismäßig starkes Spiegeln hinzu, das dem Slate 7 endgültig den Stempel "Nicht Outdoor-tauglich" aufdrückt. Für die Verwendung in geschlossenen Räumen ist es hingegen ideal und kann hin und wieder auch mit guter Bildqualität punkten.

So fallen dort auch die relativ guten Weißwerte auf, auch wenn der Kontrast generell nicht überzeugen kann. Die Auflösung von 1024 mal 600 Bildpunkten und die daraus resultierende Pixeldichte von 169 ppi ist zwar nicht berauschend, für ein Tablet in dieser Preisklasse jedoch in Ordnung. Dafür muss man jedoch auch recht verwaschene Schrift und Icons sowie leichte Stufenbildung in Kauf nehmen. Das hat zur Folge, dass man des öfteren beim Surfen im Internet etwas näher heranzooomen muss, da ansonsten die Schrift nur schwer lesbar ist. Bei der Videowiedergabe fällt die geringe Auflösung hingegen kaum auf, auch Full HD-Videos sind immer noch recht ansehnlich. Für diesen Zweck bietet sich das Tablet durchaus an, HP gibt eine Laufzeit von fünf Stunden für Videowiedergabe an.

Die Farben des Bildschirms fallen eher blass aus, sind aber dennoch öfter am Original dran als die etwas überzeichneten Ergebnisse von Super AMOLED-Bildschirmen. Der Betrachtungswinkel ist recht weit, in sehr steilen Winkeln fällt die Sichtbarkeit jedoch rasch ab und schnell ist nichts mehr erkennbar. Dennoch ist der Bereich weit genug, sodass beispielsweise auch mehrere Leute auf dem Bildschirm ohne Probleme Videos ansehen können.

Performance
HP greift beim Slate 7 auf einen Budget-SoC zurück, der für simple Anwendungen ausreichend Leistung liefert. In den Benchmarks sorgte der mit 1,6 GHz getaktete Dualcore-Prozessor für durchaus gute Ergebnisse, die in etwa auf dem Niveau des Samsung Galaxy Note liegen. Auch Spielen war mit Titeln wie GTA Vice City oder Max Payne problemlos möglich. Hin und wieder kam es bei GTA zu leichten Rucklern, die den Spielfluß aber nicht weiter störten. Absurderweise kam es auch zu Rucklern bei der Benutzung von Android, diese fielen vor allem bei der Verwendung im Hochformat auf. Die Bedienung wurde dadurch kaum beeinträchtigt. Als GPU kommt der bereits etwas betagte Mali 400-Chip zum Einsatz, der über vier Kerne verfügt und eher als Auslaufmodell gilt. Neben der Mali 400-GPU sind auf dem Rockchip RK30-SoC auch zwei Cortex A9-Kerne verbaut.

Die Wärme konzentriert sich bei rechenintensiveren Aufgaben vor allem an jener Stelle, an der der SoC verbaut ist. Dabei wurde das Tablet jedoch nie unangenehm heiß und dank der gummierten Rückseite ließ sich die die nach Außen abgegebene Wärme deutlich reduzieren. Mit dem Budget-SoC lassen sich aktuelle Spiele und Apps problemlos nutzen, auf Reserven für die Zukunft kann man dabei aber nicht setzen. Wem jedoch Casual Games eher zusagen als Spiele mit anspruchsvoller 3D-Grafik, dürfte die nächsten Jahre keinerlei Probleme mit der gebotenen Leistung bekommen.

Spiele- oder Multimedia-Tablet?
Bei einem Budget-Tablet wie dem Slate 7 stellt sich vor allem die Frage nach dem optimalen Einsatzgebiet. Da der Bildschirm alles andere als hochauflösend ist, verkommt Lesen und Surfen im Internet darauf eher zu einer mühseligen Angelegenheit, da man recht stark zoomen muss. Ein Kindle-Ersatz ist es somit nicht. Anders sieht es wiederum bei Videospielen und Filmen aus. Die Bildschirmgröße ist ideal für ein kurzes Spiel oder YouTube unterwegs. Umso enttäuschender ist es, dass das Slate 7 lediglich als WiFi-Variante angeboten wird, ein Modell mit SIM-Kartenslot gibt es nicht. So muss man unterwegs stets auf ein öffentliches WLAN hoffen oder auf die Tethering-Funktion des Smartphones zurückgreifen.

Einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Nexus 7 hat das Slate 7 jedoch: einen microSD-Kartenslot. Dadurch ist das Smartphone um bis zu 32 Gigabyte Speicher erweiterbar, wodurch dann ausreichend Platz für Spiele oder Filme vorhanden sein sollte. Die Akkuleistung des Slate 7 beim Spielen lässt sich nur schwer einschätzen, da es hier auch sehr stark vom Spiel selbst abhängig ist. Im Fall von GTA Vice City hielt der Akku knapp drei Stunden beim aktiven Spielen durch. Ein respektabler Wert, der jedoch für Langstreckenflüge oder lange Zugfahrten nicht wirklich ausreicht. Ein Akkupack ist für solche längeren Reisen beim Slate 7 unverzichtbar.

Sound - Mit Beats-Siegel
Dass das Slate 7 vor allem für Film-Seher interessant sein könnte, hat sich wohl auch HP gedacht und dem Tablet kurzerhand Stereo-Lautsprecher verpasst. Diese finden sich an der Unterseite und sind im Grunde genommen auch relativ laut in Anbetracht der Größe des Tablets. Doch die Tatsache, dass sie zur Seite gerichtet sind, lässt den Ton eher dumpf klingen. Des weiteren war es unbedacht von HP, beide Lautsprecher an einer Seite zu montieren.

Wer sich die Rückseite des Slate 7 ansieht, wird rasch das Beats-Logo erblicken. Wie auch bei einigen anderen Herstellern, unter anderem HTC, hat HP die Softwarelösung auf dem Tablet installiert - und wieder einmal ist der Effekt mäßig. In den Einstellungen lässt sich der Effekt lediglich deaktivieren oder der verwendete Kopfhörer-Typ einstellen. Bei der Verwendung von Kopfhörern lässt sich eine minimale Verbesserung von Bass und Höhen bemerken, unverzichtbar ist es allerdings nicht. Der Beats-Effekt tritt lediglich bei der Verwendung von Kopfhörern auf, der Klang der Lautsprecher wird nicht verbessert. Nach wie vor gilt bei Beats Audio: Nett, wenn es mitgeliefert wird, aber Wunder darf man sich davon keine erwarten.

Kamera
Mit einer Auflösung von 3,15 Megapixeln wirkt die mitgelieferte rückseitige Kamera im Zeitalter eines 41 Megapixel-Smartphones  veraltet. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus: Das ist sie auch. Denn obwohl die Kamera-Funktion am Slate 7 recht flott ist und schnell fokussiert, wirken die Bilder dennoch verwaschen und rauschen bereits unter herkömmlichen Lichtbedingungen. Unglücklicherweise lässt sich der ISO-Wert nicht anpassen. Generell sind die Einstellmöglichkeiten stark begrenzt. Gerade einmal der Weißabgleich sowie die Szenenerkennung dürfen verändert werden, weitere Einstellungen gibt es nicht. Auch ein LED-Blitz fehlt. Zu diesem Zweck gibt es allerdings einen Nachtmodus, der den ohnedies hoffnungslos hohen ISO-Wert weiter künstlich hinaufschraubt.

Auch die Videofunktion wird kaum für Begeisterung sorgen. Die Auflösung wurde sowohl bei Front- als auch Rückkamera auf VGA (640 mal 480 Pixel) limitiert, das Bild ist dabei maßlos verwaschen und lässt Erinnerungen an alte Kamera-Handys aufkommen. Die Kamera-App selbst wirkt schlecht portiert, so bleibt beispielsweise die Leiste mit den Android-Buttons stets auf der rechten Seite eingeblendet, unabhängig davon, in welcher Position sich das Tablet befindet. Auch das manuelle Wählen des Fokus ist in der Kamera-App nicht möglich. Auf dem Slate 7 kommt eine weitestgehend unveränderte Version von Android 4.1.1 zum Einsatz. Zusatzsoftware findet sich mit Ausnahme einer HP ePrint-App, die sich jedoch installieren lässt, nicht auf dem Gerät. Das Rooten erweist sich laut verschiedenen Foren-Einträgen als schwierig, eigens angepasste Custom-ROMs gibt es derzeit keine.

Fazit: Zu günstig gebaut
Das Slate 7 könnte ein solides Einsteiger-Tablet sein, wären da nicht viele kleine Fehler. Bei der niedrigen Bildschirmauflösung könnte man womöglich noch ein Auge zudrücken, doch der stark spiegelnde Bildschirm und die geringe Helligkeit wiegen zu schwer. Zudem ist die Akkulaufzeit zu schwach, um als optimaler Begleiter für den Tag durchzugehen. Optisch mag es dem Nexus 7 ebenbürtig sein, im Inneren lassen sich doch einige Mängel erkennen.

Wer derzeit auf der Suche nach einem günstigen Einsteigertablet ist, das auch zukunftssicher ist, sollte einen Blick auf die Konkurrenz von Asus werfen. Die kostet zwar etwas mehr, bietet für den Preis jedoch auch eine deutlich solidere Ausstattung. So ist beispielsweise

bereits für 149 Euro zu haben. Wer noch einmal 50 Euro drauflegt, kann sich bereits mit dem
, dem
oder aber einem
anfreunden. Bei letzterem sollte man jedoch noch auf die neue Generation warten, die in den kommenden Wochen auch in Österreich erhältlich sein dürfte.

Wer sich jedoch nicht zu weit von der Marke von 100 Euro entfernen möchte, muss sich mit einer deutlich eingeschränkten Auswahl zufrieden geben. Neben dem HP Slate 7 stehen lediglich das Asus MeMO Pad für knapp 110 Euro sowie das Lenovo IdeaTab A1000 für knapp 130 Euro zur Auswahl. Bei Einsteiger-Tablets sollte man sich jedoch zumindest 150 Euro als Untergrenze setzen, darunter sind derzeit nur technisch stark unterlegene Geräte zu finden.

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Modell:
HP Slate 7
Display:
7 Zoll FFS+ LC-Display - 1024 x 600 Pixel (WSVGA, 16:9, 169 ppi)
Prozessor:
1,6 GHz Dualcore (Cortex A9)
RAM:
1 GB
Speicher:
8 GB intern, über microSD-Kartenslot um bis zu 32 GB erweiterbar
Betriebssystem:
Android 4.1.1
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth 2.1
Akku:
3.500 mAh
Kamera:
3,15 Megapixel (Hauptkamera), VGA (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in VGA möglich
Maße:
197,1 x 116,1 x 10,7 mm, 372 Gramm
Preis:
149 Euro UVP (Straßenpreis: ab 99 Euro)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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