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Test

HP Sleekbook 15: Spiegelnder Touch-Einsteiger

Mit dem Start des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 8 hat vor allem eine Technologie in Laptops Einzug gehalten: Die Touch-Bedienung. Kaum ein Windows 8-Laptop kommt heutzutage noch ohne Touch-Bildschirm aus, da das Betriebssystem auf diese Bedienungsform ausgelegt ist. War Touch zum Anfang noch teuren Modellen vorbehalten, soll es laut Microsoft bis 2014 bereits in 80 Prozent aller verkauften Windows 8-Laptops verbaut sein.

Nun beginnen bereits die ersten günstigen Modelle einzutrudeln, die diese Revolution in Gang bringen sollen. Mit dem HP Sleekbook TouchSmart 15 hat HP das derzeit günstigste Touch-Modell seiner Größenklasse angekündigt, das in der günstigsten Konfiguration bereits ab 400 Euro erhältlich ist. Performance-Wunder darf man sich in dieser Preisklasse keines erwarten, doch das mit einer AMD-APU ausgestattete Modell will vor allem mit einem 15,6 Zoll großen Bildschirm sowie schlanken Maßen punkten.

Riese mit Ultrabook-Maßen
Mit dem Ultrabook- und Netbook-Boom der letzten Jahre ließ sich ein klarer Trend zu kleinen Bildschirmen erkennen. Geräte mit Bildschirmdiagonalen über 15 Zoll waren vorwiegend als Desktop-Ersatz gedacht und kamen in eher klobigen Gehäusen daher, beispielsweise bei Gaming-Notebooks. Das Sleekbook macht hingegen seinem Namen alle Ehre und präsentiert sich für ein Modell dieser Größe und Preisklasse unerwartet schlank. An seiner dicksten Stelle misst es knapp 24 Millimeter. Das ist zwar nicht auf dem Niveau eines Macbook Air oder anderer Ultrabooks, aber dennoch für ein Modell dieser Größe mit Touch relativ schlank.

Die Maße von 38,6 Zentimetern in der Breite sowie 25,9 Zentimetern in der Tiefe sind für einem normalen Messenger Bag noch verträglich, mit kleineren Taschen oder Rucksäcken wird man jedoch seine liebe Not haben. Zudem ist es mit einem Gewicht von knapp 2,5 Kilogramm (mit Akku) nicht gerade ein Leichtgewicht. Man muss kein Bodybuilder sein, um das Sleekbook mobil verwenden zu können, den ganzen Tag möchte man es aber auch nicht herumschleppen.

Die Erscheinung ist edel und lässt in keiner Weise den Preis von 400 Euro erahnen. Für das Gehäuse kommt durchgehend Kunststoff zum Einsatz, dessen leicht glänzende Optik eher gewöhnungsbedürftig ist und Fingerabdrücke sowie Fett-Schmierer stark anzieht. In puncto Stabilität lässt sich jedoch nichts bemängeln: Das Gehäuse gibt nicht nach und knarzt auch nicht bei festem Druck. Der Deckel ist bemerkenswert stabil und sollte leichten Stößen in einer Tasche standhalten. Lediglich die Chiclet-Tastatur gibt bei hartem Druck leicht nach. Das ist jedoch darauf zurückzuführen, dass die Abdeckung rund um die Tasten kein Teil des Gehäuses ist, sondern lediglich eine separat eingesetzte Platte.

Spielraum
Der Rahmen um den Bildschirm ist relativ schmal, an den Seiten beträgt der Abstand zur Kante rund zwei Zentimeter. Das gibt auch bei den Touch-Gesten von Windows 8 etwas Platz, beispielsweise beim "Hereinwischen" von Rechts. Alternativ lassen sich diese auch über das Trackpad ausführen. Das Scharnier des Sleekbooks lässt sich knapp 140 Grad öffnen, Ersatz für das Lenovo IdeaPad Yoga ist es somit keines. Der verfügbare Spielraum reicht jedoch aus, um den Laptop auch in ungewöhnlicheren Sitzpositionen angenehm bedienen zu können.

Bei der Bedienung am Schoß sollte man jedoch die Kühlung des Laptops im Hinterkopf behalten. Die warme Luft wird zwar über Kühlschlitze an der linken Seite abgeführt, frische Luft wird hingegen an der Unterseite angesaugt. Daher steht der Laptop auch etwas erhaben auf kleinen Standfüßen. Die Kühlschlitze zum Ansaugen von Luft sind zwar nahezu über die volle Breite des Laptops verteilt, dennoch kann die Luftzufuhr beim Verwenden auf dem Schoß oder aber auf weichen Oberflächen, beispielsweise einem Bett, beeinträchtigt werden. Im Test erreichte die Temperatur der Komponenten nie eine bedenkliche Höhe, dennoch sollte man das bei längerem Video-Schauen im Bett im Hinterkopf behalten und dem Laptop hin und wieder eine Pause gönnen.

Touch mit Unschärfe
Der Bildschirm kann mit Ausnahme der Touch-Bedienung nicht wirklich glänzen. Die Auflösung von 1366 mal 768 Bildpunkten ist ausreichend, man muss jedoch auch mit recht fransigen Schriften und Symbolen leben können. Bei einer Pixeldichte von 100 ppi fällt das sofort auf, von Macbook Pro Retina und Chromebook Pixel verwöhnte Augen wollen sich ohnedies nicht mehr an dieses Niveau gewöhnen. Dennoch ist es, in Anbetracht des günstigen Preises, eine solide Auflösung, die im Test keinerlei Schwierigkeiten im Alltag bereitete. Auch HD-Videos sehen auf dem 15,6 Zoll großen LED-Bildschirm gut aus, bei Spielen ist die Limitierung auf die Auflösung von 1366 mal 768 Bildpunkten hin und wieder sogar nützlich bzw. fällt kaum ins Gewicht, denn mehr schafft der AMD Radeon HD 7400G-Grafikchipsatz ohnedies nicht.

Bei der Winkelabhängigkeit des Bildschirms sieht man jedoch wieder, wieso der Laptop lediglich 400 Euro kostet. Bereits wenn man den Kopf leicht zur Seite neigt, wird der Bildschirm erheblich dunkler und schwerer lesbar. Zu zweit Film schauen ist damit zwar gerade noch möglich, wenn man sich eng aneinander kuschelt, bei mehreren Personen wird es jedoch bereits schwierig. Als wäre das noch nicht genug, spiegelt das Display zudem unglaublich stark.

Im Freien nahezu unbenutzbar
Selbst bei höchster Helligkeitsstufe am Netzteil lässt sich der Bildschirm (und das Gehäuse im übrigen auch) als Spiegel-Ersatz verwenden. Eigentlich sollte dies durch HPs BrightView-Technologie verhindert werden, doch die Realität sieht anders aus. Im Freien ist das Sleekbook 15 so nahezu unbenutzbar. Da es sich um das Touchscreen-Modell handelt, ist keine matte Version verfügbar, hier müsste man sich mit einer entspiegelnden Folie aushelfen, die den Bildschirminhalt wieder in den Vordergrund rückt.

Für einen LED-Bildschirm sind die Farben erstaunlich blass, wobei das allerdings auch auf die niedrige Auflösung zurückzuführen ist, durch die Details wie Farbübergänge verschwimmen und in einem etwas griesigen Einheitsbrei untergehen. Solange man einen Abstand von zumindest 50 Zentimetern zum Bildschirm hält, fällt das nicht wirklich auf, bei näherer Betrachtung fühlt man sich allerdings an Bildschirme aus dem vergangenen Jahrzehnt erinnert. Die Touch-Bedienung ist präzise und unterstützt offenbar bis zu zehn Finger gleichzeitig.

Kein Gaming-Notebook
Die AMD A4-4335M-APU kann keine wirklichen Wunder vollbringen, der Dualcore-Prozessor verrichtet aber seine Arbeit für den Office-Betrieb ordentlich. Die mit maximal 1,9 GHz getaktete CPU kam dabei nie so recht ins Schwitzen, auch nicht bei der Wiedergabe von HD-Videos oder beim Surfen im Internet. Möchte man allerdings ein Spiel starten, zeigen sich schnell die Grenzen des lahmen Grafikchips auf. Bei kaum einen Spiel ließ sich im Schnitt ein Wert über 20 fps erreichen, selbst ältere Titel wie Alan Wake oder Warhammer 40k Space Marine ruckelten bei niedrigen Grafikdetails. Der aktuelle 3DMark gab zudem kein Ergebnis aus, weil es den Grafikchip nicht erkennen konnte.

CineBench: 15,26 fps (OpenGL); 0,77 Punkte (CPU)
PCMark 7 Basic: 1139 Punkte
PCMark 05: Grafikkarte nicht erkannt
3DMark: Grafikkarte nicht erkannt

Abmagerungskur beim Akku
Beim mitgelieferten Akku hat HP unglücklicherweise das wohl kleinste, verfügbare Modell ausgewählt. Lediglich ein 4-Zellen-Akku mit knapp 40 Wh ist im Lieferumfang enthalten, andere Modelle in dieser Preisklasse kommen zumindest mit einem 6-Zellen-Akku mit 65 Wh daher. Das führt dazu, dass die Akkulaufzeit des Sleekbook trotz niedrig getakteter CPU miserabel ist. Bei normaler Verwendung mit aktiven WLAN und höchster Bildschirmhelligkeit hält der Akku knapp zwei Stunden durch, ohne WLAN ist es nur eine knappe Stunde länger. Die Reserven für den mobilen Einsatz sind somit eher klein, von HP wird kein offizieller größerer Akku angeboten, lediglich der mitgelieferte VK04-Akku kann nochmals um rund 60 Euro gekauft werden. Die Kühlung des Laptops ist hingegen gut gelöst, der Lüfter dreht auch unter Vollast nur selten hoch und ist im Betrieb kaum zu hören. Lediglich die Festplatte lässt hin und wieder von sich hören. Trotz des sparsamen Einsatzes des Lüfters war nie wirklich Abwärme von CPU oder GPU durch das Gehäuse zu spüren, das Kühlkonzept ging hier offenbar voll auf.

Ohne Bloatware kommt kein Laptop aus
HP konnte es sich nicht verkneifen und hat auch das Sleekbook mit einiger Bloatware ausgestattet, beispielsweise einer Testversion von Norton Internet Security und Office 2010 oder Links zu eBay und dem Musikportal Connected Music. Lediglich die vorinstallierte Cyberlink-Software wie PowerDVD, PowerDirector und PhotoDirector sind voll funktionsfähig. Als lästig erwies sich lediglich HP Connected Photo, das im Grunde genommen eine von HP gebrandete Windows 8-App für den Fotodienst Snapfish ist. Diese lief stets im Hintergrund und belegte Arbeitsspeicher, glücklicherweise ließ sich die vorinstallierte Software weitestgehend problemlos entfernen.

Fazit - Günstiger Einstieg mit Kompromissen
Das HP Sleekbook Touchsmart 15 ist nur eines von vielen Modellen in dieser Preisklasse, die in den nächsten Monaten auf uns zukommen werden. Doch es zeigt, dass es wohl in den nächsten Jahren kaum mehr ein Notebook-Modell ohne Touch-Bedienung geben wird. Mit diesem Trend wird man sich anfreunden müssen und er hat im Grunde genommen nur einen groben Nachteil für so manchen Käufer: das matte Display wird langsam, aber sicher, zu einer Rarität.

Das Sleekbook wird wohl noch auf längere Zeit die günstigste Variante für Einsteiger bleiben. Aus der selben Reihe gibt es auch Modelle ohne Touch-Bildschirm, allerdings ist aufgrund des auf Touch ausgelegten Windows 8 eher zu diesem Modell zu raten. In puncto Performance darf man nicht mehr als einen Office-Laptop erwarten, für Multimedia-Anwendungen oder gar Spiele ist es aufgrund der schwachen Hardware schlicht ungeeignet. Als positive Punkte bleiben die gute Verarbeitung, die Größe des Touch-Bildschirms und der Tastatur sowie der günstige Preis. Dafür muss man jedoch auch eine schwache Akkulaufzeit, den qualitativ mittelmäßigen Bildschirm sowie ein fehlendes optisches Laufwerk hinnehmen.

Alternativ gibt es in dieser Preisklasse noch das Acer Aspire V5, das ähnliche Spezifikationen vorweisen kann, dafür aber auf Intel-Hardware setzt. Eine deutlich flottere Ausstattung können das Lenovo Ideapad G505S oder das Samsung 300E5C vorweisen, dafür muss allerdings auf einen Touch-Bildschirm verzichtet werden. Alle genannten Modelle sind derzeit unter 500 Euro verfügbar.

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Modell:
HP Pavilion Sleekbook TouchSmart 15
Maße und Gewicht:
386 x 259 x 24 mm; 2,5 kg
CPU:
AMD A4-4355M (Dual-Core 1,9 GHz)
GPU:
AMD Radeon HD 7400G
RAM:
6 Gigabyte (tauschbar)
Bildschirm:
15,6 Zoll LED-Touch-Bildschirm (BrightView-Technologie, 1366 x 768 Bildpunkte, 16:9, 100 ppi)
Speicher:
500 GB HDD (2,5", tauschbar, 5400 U/min)
Akku:
37 Wh (Lithium-Ionen)
Sonstiges:
1 x Ethernet, 1x USB 2.0, 2 x USB 3.0, WLAN, Webcam (0,9 Megapixel, 1280 x 720 Bildpunkte), Speicherkartenleser (SD, MMC)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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