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Smartphone

HTC One M8 im Test: Das fast perfekte Android-iPhone

In den letzten Jahren dominierte vor allem das Duell Apple iPhone gegen Samsungs Galaxy S-Modelle den Smartphone-Markt. 2013 forderte der taiwanische Smartphone-Hersteller HTC aber die Konkurrenz mit einer eine Milliarde US-Dollar schweren Werbekampagne heraus. Stars wie Robert Downey Jr. sollten die Verkaufszahlen des HTC One in die Höhen von Apples iPhone 5 und Samsungs Galaxy S4 schrauben.

Der Plan ging nur teilweise auf, auch wenn das HTC One wohl das erfolgreichste Smartphone in der Geschichte des Unternehmens sein dürfte. In den ersten zwei Monaten wurden fünf Millionen Stück verkauft. Zum Vergleich: Das iPhone 5 wurde bereits in den ersten drei Tagen fünf Millionen Mal verkauft. Viele Testberichte sahen im HTC One auch das beste Android-Smartphone des vergangenen Jahres. Es scheint also, als hätte HTC endlich den idealen Mix gefunden. Nun soll mit dem neuen HTC One, auch als One M8 bezeichnet, der endgültige Durchbruch gelingen, mit dem man in Sphären von Samsung und Apple gelangen will. Dabei vertraut HTC auf Bewährtes, das mit neuen Funktionen verfeinert werden soll. Ob das neue Rezept aufgeht, hat die futurezone im Test überprüft.

Das Design des “alten” HTC One war dank eines Aluminium-Unibodys ungemein hochwertig. Das scheint bei einem Preis von fast 700 Euro angemessen zu sein, doch in Anbetracht immer noch zahlreicher High-End-Smartphones aus Kunststoff ist es nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Das Gehäuse des HTC One M8 setzt glücklicherweise den Trend des Vorgängers fort und ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt. Dabei hat HTC das Design weiter perfektioniert und nahezu naht- und übergangslos gestaltet. Beim Unibody wurde zwar auch dieses Mal etwas getrickst, indem die Abdeckung für die BoomSound-Lautsprecher an der Front geklebt wurden, doch der Übergang von Aluminium zum Display ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser gelungen.

Die Gehäuse-Schale, in der sich die Hardware befindet, wurde aus einem einzelnen Block Aluminium gefräst. Im Gegensatz zum Vorgänger wurde jedoch die Oberfläche anders bearbeitet. Zuvor wurde das One pulverbeschichtet und hatte dadurch eine etwas raue Oberfläche, nun hat sich HTC für eine glatte Variante entschieden, die sich aber ebenso hochwertig anfühlt. HTC wollte aber offenbar hervorheben, dass es sich weiterhin um Aluminium handelt und hat die Rückseite gebürstet ausgeführt. Zudem prangt nicht mehr das hässliche Beats Audio-Logo auf der Rückseite. Lediglich das HTC-Logo in Schwarz ist dort noch zu finden.

Buckelig

Im Vergleich zum Vorgänger fällt vor allem die stark abgerundete Rückseite auf. An seiner dicksten Stelle misst es knapp 9,3 Millimeter, an der dünnsten wiederum fünf Millimeter. Die Rückseite ist aber nicht ein einziger Buckel, lediglich je ein Drittel an der Seite wurde abgerundet. In der Mitte verbleibt ein ebener Bereich, durch den das Smartphone ohne Wackler auf dem Tisch liegen bleibt. Einige futurezone-Leser haben bei der Ankündigung des One M8 Bedenken geäußert, dass das Smartphone, wenn es auf der Rückseite liegt, wippen könnte. Lediglich wenn man auf dem Tisch tippt und die äußersten Tasten der Tastatur nutzt, wippt das Smartphone ein wenig nach außen.

Die abgerundete Rückseite sorgt jedoch dafür, dass sich das Smartphone sehr gut in die Handfläche schmiegt, vor allem, weil auch die Radien an den Ecken vergrößert wurden. Das Smartphone ist mit 70,6 Millimetern schmal genug, dass man es angenehm mit einer Hand bedienen kann. Um die jeweils gegenüberliegenden Ecken zu erreichen, muss man den Daumen etwas strecken, ein Umgreifen ist aber nicht unbedingt erforderlich. Das One M8 kann aber auch zum schnellen Tippen mit zwei Händen angenehm bedient werden.

Verschwunden sind auch die beiden physischen Soft-Keys für Zurück (links) und Home (rechts). Diese wurden durch virtuelle Softkeys ersetzt, die nun die tatsächlich nutzbare Bildschirm-Auflösung auf 1776 mal 1080 Bildpunkte reduzieren. Der schwarze Balken mit dem HTC-Logo, auf dem die Soft-Keys zuvor zu finden waren, ist jedoch geblieben. Jeff Gordon, HTCs Senior Global Online Communications Manager, meint, dass sich hinter diesem Balken “viele Schaltkreise und Antennen befinden.” iFixit hat das One M8 zerlegt, auf den Bildern lassen sich aber keine außergewöhnlichen oder neue Bauteile erkennen. Ungeachtet dessen, ob der Balken Platz verschwendet oder nicht: Er sticht ins Auge.

Mit Ausnahme des Balkens gibt es aber am Design des One M8 wenig zu beklagen. Lediglich ein dünner Kunststoffrahmen, der um das Display und die BoomSound-Lautsprecher führt, entpuppte sich als Staubfänger. Auch die Soft-Keys werden bereits nach kurzer Zeit nicht mehr vermisst, da die virtuellen Soft-Keys ihre Arbeit oftmals sogar besser erledigen. Wenn das Smartphone im Querformat verwendet wird, ist es beispielsweise angenehm, dass die Soft-Keys stets an der rechten Seite zu finden sind. Zudem werden sie bei einigen Apps im Vollbildmodus ausgeblendet.

Aufgeweckt

Der 3,5 mm-Anschluss für Kopfhörer ist nun rechts unten, direkt neben dem microUSB-Anschluss, zu finden. Das gab HTC unter anderem die Möglichkeit, den Power-Button nun oben rechts statt links zu platzieren, sodass nun zumindest Rechtshänder das One M8 einfacher einschalten können. In Anbetracht der Größe ist es aber etwas mühsam, den Knopf rasch zu erreichen. Dafür hat HTC ein “Knock On”-ähnliches Feature implementiert, mit dem das Smartphone durch doppeltes Antippen aktiviert werden kann. Das kann den Power-Button allerdings nicht vollständig ersetzen, denn das One M8 akzeptiert das doppelte Antippen zum Aufwecken nur, wenn das Smartphone in der letzten Minute verwendet oder hochgehoben wurde. Das soll verhindern, dass das One M8 versehentlich in der Hosentasche aktiviert wird. Diese Sicherheitsfunktion frustrierte aber im Test, wenn das Smartphone längere Zeit auf dem Tisch lag und man nur einen kurzen Blick auf die Uhrzeit werfen wollte.

HTC hat neben dem “Knock On”-Feature noch einige weitere Gesten integriert, die bei ausgeschalteten Bildschirm funktionieren. Nach links streichen weckt beispielsweise den Bildschirm auf und führt den Benutzer umgehend, sofern kein Passwort definiert wurde, zum Homescreen. Wer lediglich den Bildschirm entsperren möchte, muss nach oben streichen. Die Geste nach rechts ausgeführt zeigt den Blinkfeed an, nach unten wischen startet die Sprachwahl, bei der der Name des Kontakts zum Wählen angesagt werden muss. All das klingt nach den etwas verwirrenden Gesten von Windows 8, im Alltag sind sie aber gut verwendbar.

Vor allem das Aktivieren des Bildschirms durch Wischen nach oben ist praktisch und hat im Test den Power-Button weitestgehend ersetzt. Dasselbe gilt für die Geste, mit der die Kamera-App schnell gestartet werden kann. Dafür muss das One M8 lediglich aus einer ruhenden Position hochgehoben und die Lautstärkewippe gedrückt werden. Dabei aktiviert sich sofort die Kamera-App, die Lautstärkewippe kann zudem als Auslöser verwendet werden. HTC überlässt dem Benutzer jedoch die Wahl, die Lautstärkewippe kann auch für den Zoom oder, wie vorgesehen, für das Einstellen der Lautstärke verwendet werden.

Schwer reparierbar

Kaum ein anderer Hersteller von Android-Smartphones legt dermaßen viel Wert auf hochwertiges Design wie HTC. Man könnte sogar sagen, dass das One M8 so aussieht, wie ein iPhone mit großem Bildschirm aussehen sollte. Ein Wermutstropfen ist jedoch, dass unter dem schönen Design die Reparaturfähigkeit des Smartphones leidet. Die auf Reparatur-Anleitungen spezialisierte Plattform iFixit hat das One M8 zerlegt und analysiert, wie einfach sich ein defektes Bauteil tauschen lässt. Das Urteil: Es ist nicht (mehr) unmöglich, das Smartphone zu reparieren, aber sehr schwierig. Auf dem “Repairability Index” erhielt das One zwei von zehn möglichen Punkten, der Vorgänger bekam lediglich einen Punkt. Selbst das iPhone 5s erhielt sechs von zehn möglichen Punkten.

Es ist keine leichte Aufgabe mehr, mit neuen Smartphone-Features daherzukommen, die die Konkurrenz nicht bereits hatte. Auch die “Duo Camera” von HTC, mit der der Fokus von Bildern nachträglich verändert werden kann, ist streng genommen nicht wirklich neu. Die Funktion selbst findet sich auch in den aktuellen Top-Modellen von Nokia (Refocus), Samsung (Selective Focus), Sony (Background Focus) und LG (Magic Focus), die Umsetzung von HTC ist jedoch neu. Während bei den Apps der anderen Hersteller mehrere Bilder nacheinander aufgenommen werden, hat HTC eine weitere Kamera über der Hauptkamera verbaut, die die Tiefeninformationen aufzeichnet und im Bild speichert. Laut fonearena erfolgt die Berechnung der Tiefeninformationen per Triangulation. Ein Infrarot-Sensor, wie in Microsofts Bewegungssteuerung Kinect, kommt nicht zum Einsatz.

HTCs Methode ist deutlich schneller und nahezu nahtlos integriert. Der Benutzer kann es sich nicht einmal aussuchen, ob diese Tiefeninformationen gespeichert werden sollen. Die Informationen werden direkt im JPEG gespeichert, wodurch die Datei knapp 30 bis 40 Prozent größer sein soll. Ein Bild, das mit der maximalen Auflösung von vier Megapixeln aufgenommen wurde, hatte im Test zwischen 1,5 und 3 Megabyte. HTC zufolge soll die zweite Kamera auch zum schnelleren Fokussieren genutzt werden. Im Test bestach die Kamera tatsächlich durch schnelles Fokussieren, die von HTC genannte Zeit von 0,3 Sekunden erscheint realistisch. Damit teilt es sich mit Samsungs Galaxy S5 den Titel für den “schnellsten Autofokus einer Smartphone-Kamera.”

Finde den Fokus

Das Nachfokussieren kann jederzeit über HTCs Foto-App durchgeführt werden. Die Ufocus-Funktion ist recht simpel, der Benutzer wählt einfach jenen Punkt aus, auf den er den Fokus setzen möchte. Alles, das sich außerhalb der Ebene des ausgewählten Punktes befindet, wird mit einem starken Weichzeichner-Effekt versehen. In der Praxis funktioniert das recht gut, vor allem bei nahen Objekten, die sich deutlich auf unterschiedlichen Ebenen befinden. Dafür reicht bereits ein Abstand von einem Zentimeter aus, alles darunter kann die App jedoch nicht mehr unterscheiden. Diese Unschärfe bringt jedoch auch Probleme mit sich, unter anderem bei runden Objekten. So kann es passieren, dass beim Fokussieren auf eine Kugel die Ränder bereits unscharf sind. Die “Duo Camera” erlaubt aber auch einige andere Spielereien.

So kann die Umgebung mit verschiedenen Effekten verfremdet und auf einen bestimmten Punkt fokussiert werden. Zudem kann die App automatisch Wackelbilder erstellen, auf denen durch Kippen des Smartphones die Perspektive auf das Bild leicht geneigt werden kann und so ein 3D-Effekt entsteht. Das automatische Ausschneiden von Personen wird durch die Tiefeninformation ebenfalls erleichtert und funktioniert erstaunlich gut.

Keine Katzenaugen

HTC setzt weiterhin auf seine UltraPixel-Technologie, die dank einer Pixelgröße von 2 µm deutlich mehr Licht einfangen und so qualitativ hochwertigere Bilder abliefern soll, vor allem bei schlechten Lichtbedingungen. Dafür muss man aber auch eine im Vergleich mit der Konkurrenz deutlich niedrigere Auflösung in Kauf nehmen. Bilder können maximal vier Megapixel groß sein, 4K-Video-Aufnahme ist trotz flottem Prozessor nicht möglich. Leider ist auch dieses Mal die Kamera das Haar in der Suppe, denn die marginal bessere Bildqualität kann die viel zu niedrige Auflösung nicht ausgleichen. Vor allem bei Motiven, die Landschaften oder weit entfernte Objekte zeigen, gehen sehr viele Details dadurch verloren. Überzeugen kann die Kamera jedoch bei nahen Motiven sowie bei Tageslicht. Vor allem das für Smartphone-Kameras klassische Rauschen trat beim Fotografieren mit dem One M8 nicht auf.

Auch wenn man der Ultrapixel-Kamera etwas bessere Ergebnisse bei schlechten Lichtbedingungen zugestehen kann, “Katzenaugen” wie das Lumia 1020 hat sie bei weitem nicht. Die Kamera-App fand oftmals nicht die richtigen Einstellungen im Automatik-Modus, in einigen Aufnahmen wurde der ISO-Wert automatisch auf ISO 3200 hochgedreht, wodurch aus dem 4 Megapixel-Foto unscharfer Matsch wurde. Der Benutzer kann manuell lediglich maximal ISO 1600 auswählen. Das reichte aber in den meisten Fällen, in denen die Kamera-App dem Benutzer ISO 3200 aufzwingen wollte, bereits aus und lieferte qualitativ bessere Ergebnisse. Auf der Rückseite sind nun nicht nur zwei Kameras, sondern auch zwei LED-Blitze zu finden. Ähnlich wie beim “True Tone”-Blitz des iPhone 5s werden die beiden Blitze miteinander kombiniert, um eine von mehr als 500 Farb-Varianten zu erzeugen, die zur Umgebung passen. Im Test lieferte das vor allem bei Aufnahmen von Gesichtern überzeugende Ergebnisse.

Optimiert für Selfies

HTC hat sich leider dafür entschieden, den optischen Bildstabilisator im One M8 zu entfernen. Das Feature, das im Vorgänger noch vorhanden war, sei nicht kompatibel mit dem “Duo Camera”-Setup. Das Fehlen des Bildstabilisators fällt vor allem bei der Videoaufnahme auf, die im Vergleich zum One etwas wackelig ist. Für die Bildaufnahme hat HTC zumindest einen Anti-Verwacklungs-Modus spendiert, der leichtes Zittern ausgleichen soll. Bei der Video-Aufnahme stehen Modi für Slow-Motion-Aufnahme (720p mit 120 fps) sowie Fast Full HD (60 fps) und HDR zur Auswahl. Die Kamera-App wurde zudem etwas aufpoliert und erlaubt nun das Anlegen eigener Kamera-Profile, in denen bestimmte Einstellungen festgelegt werden können.

Überraschend ist, dass HTC der Frontkamera eine höhere Auflösung als der Hauptkamera verpasst hat. Die Frontkamera (ohne Ultrapixel-Technologie) löst mit fünf Megapixeln auf und kann eine Weitwinkel-Optik (f2.0) vorweisen. Damit soll es sich besonders gut für die Aufnahme von Selfies eignen.

Im Zeitalter des Internets sind Leaks nahezu unvermeidbar geworden, doch von kaum einem anderen Smartphone war schon bereits vor der Ankündigung bereits dermaßen viel bekannt wie beim HTC One M8. Nicht einmal das Zubehör konnte geheim gehalten werden. Doch während bei den Leaks des Smartphones nur moderate Begeisterung aufkam, zogen die vorab veröffentlichten Bilder des ungewöhnlichen Dot-View-Covers unerwartet viel Aufmerksamkeit auf sich. Statt eines Sichtfensters, wie es zum Beispiel bei Samsungs S-View Covern zu finden ist, wurde der Deckel mit zahlreichen Löchern versehen. Tippt der Benutzer nun doppelt auf das Cover, wird die Uhrzeit mitsamt Wetter-Widget im Dot-Matrix-Stil angezeigt, wie man es von alten LC-Bildschirmen kennt. Es ist zudem möglich, Anrufe direkt über das Cover anzunehmen oder abzulehnen. Die Anrufdauer sowie die Lautstärke werden ebenfalls angezeigt.

Zugegeben, das Cover setzt eine clevere Idee auf recht simple Weise um, doch das Endprodukt fühlt sich qualitativ wie eine schnelle Notlösung an. Das One wird in die aus hartem Kunststoff gefertigte Hülle eingesetzt und lediglich an den vier Ecken fixiert. Das hält erstaunlich gut, wobei sich das Smartphone auch schnell einsetzen und herausnehmen lässt. Die gesamte rechte Seite sowie oben und unten sind frei, auch über die Bereiche hinaus, auf denen Anschlüsse und Tasten zu finden sind. Das One M8 ist in der Hülle knapp drei Millimeter dicker, dabei aber immer noch kompakt genug für die Hosentasche.
HTC behält in der Hülle die runde Rückseite bei, die beim Flip-Cover allerdings für ein Problem sorgt. Das Cover lässt sich nicht vollständig aufklappen, sondern steht in einem 10-Grad-Winkel von der Rückseite ab. So wird vor allem die einhändige Bedienung erschwert, da das Smartphone beim Tippen stets nachgibt und zu wippen beginnt. Um es normal und ohne Wackler halten zu können, muss das Cover mit etwas Kraft gebogen werden. Das dürfte von HTC so auch vorgesehen sein, da das Cover im Gegensatz zur Hülle für die Rückseite aus einem flexiblen Kunststoff besteht.

Teuer

Eine Lösung stellt das aber auch nicht dar, da das Smartphone mit dem Daumen fixiert werden müsste, dieser aber zur Bedienung benötigt wird. Es ist verständlich, wieso HTC diese kompakte Konstruktion gewählt hat, der Bedienbarkeit hat man damit aber keinen Gefallen getan. Mit einer UVP von 39 Euro ist das Case zudem kein Schnäppchen. Für zahlreiche Händler war dieser Preis wohl auch etwas überzogen, online ist es bereits für 25 Euro verfügbar. Die Hülle ist in fünf verschiedenen Farben (blau, grün, orange, grau, violett) erhältlich. Zudem ist die Zoe-Funktion wieder mit an Bord, die aus Bildern und Videos automatisch Zusammenfassungen erstellt. HTC will diese Funktion als Plattform ausbauen und schon bald eine Zoe-App für alle Android-Smartphones zur Verfügung stellen.

HTC verzichtet auch beim One M8 nicht auf seine Android-Oberfläche Sense, die mittlerweile bereits in der Version 6.0 verfügbar ist. Sense war in seiner Anfangszeit umstritten, hat aber in den letzten zwei Jahren einen erstaunlichen Wandel vollzogen. Von der bunten Oberfläche mit dem riesigen Uhren-Wetter-Widget ist wenig übrig geblieben, mittlerweile hält sich Sense im Hintergrund und kommt sogar dem originalen Android-Launcher optisch sehr nahe. Wer dennoch “pures Android” bevorzugt, für den wird mit der Google Play Edition eine Alternative geboten - in Österreich ist sie aber vorerst nicht erhältlich. Die Status-Leiste ist nun in einigen Apps transparent und nimmt dabei, ähnlich wie bei iOS 7, eine bestimmte Farbe an. HTC ist es trotz weniger Veränderungen gelungen, die Oberfläche schlank, funktional und optisch ansprechend zu gestalten.

Die Quick Settings im Benachrichtigungszentrum können frei belegt werden, 24 verschiedene Einstellungen stehen für zwölf Plätze zur Auswahl. HTC hält sich glücklicherweise mit vorinstallierten Apps zurück und hat neben eigenen Apps lediglich Google-Apps und die Fitbit-App installiert. Mit der App kann das Smartphone als Schrittzähler sowie als Fitness- und Ernährungs-Tagebuch genutzt werden. Die Daten werden auf Wunsch auch in HTCs Blinkfeed aufbereitet. Der Blinkfeed ist HTCs Antwort auf Nachrichten-Apps wie Flipboard und als einer von drei Homescreens vorinstalliert. Dieser kann durch Wischen nach links erreicht werden. Das Feature kann aber recht einfach deaktiviert werden, die entsprechende Startseite muss einfach nur entfernt werden und man wird nicht mehr von Blinkfeed behelligt.

Lange Laufzeit

Sehr praktisch ist auch die TV-App, mit der das Smartphone als Fernbedienung und Programm-Guide genutzt werden kann. Auf Basis der Postleitzahl stellt HTC vorgefertigte Senderlisten für Kabel-, Satelliten- und Antennen-Fernsehen bereit oder erlaubt das Erstellen eigener Listen. Der Kindermodus, der mit der App Zoodles realisiert wurde, ist hingegen etwas mühsam zu bedienen (auch für Erwachsene) und stürzte beim kurzen Test mehrmals ab. Zudem kann nur das Geburtsjahr der Eltern als Passwort zum Entsperren des Kindermodus verwendet werden. Es ist etwas naiv zu glauben, dass ein Kind das Geburtsjahr seiner Eltern nicht wissen kann.

HTC bietet weiterhin einen Energiespar-Modus an, der CPU-Taktrate und Displayhelligkeit reduziert, Vibrationsfeedback deaktiviert und die Datennutzung im Hintergrund einschränkt. Das senkte im Test den Akkuverbrauch deutlich, vor allem die Standby-Zeit wurde durch das Einschränken der Datenverbindung spürbar verlängert. Zwei Tage Standby verbrauchten lediglich 10 Prozent Akkuladung. Für Notfälle hat HTC auch einen Extrem-Energiesparmodus integriert, der aus fünf Prozent Akku bis zu 15 Stunden Standby-Zeit herausholen soll. Dafür wird die herkömmliche Sense-Oberfläche stark reduziert sowie Datenverbindung, Gesten und Zugriff auf installierte Apps eingeschränkt. Im Launcher stehen lediglich die Telefon- und SMS-Funktion sowie der Kalender, Taschenrechner und E-Mail-Client zur Verfügung. E-Mails werden nur auf Abruf synchronisiert.

Die Akkulaufzeit ist für ein Smartphone dieser Größe überragend. Ähnliche Werte ließen sich bislang nur mit Phablets, die mit Akkus mit 3.000 mAh und mehr ausgestattet sind, erreichen. Das One M8 lief zwei Tage ohne Probleme mit einer Akkuladung und selbst zum bitteren Ende stand der (Extrem-)Energiespar-Modus bereit und konnte noch einige Stunden Laufzeit aus dem 2.600 mAh-Akku herauskitzeln.

Mehr Leistung mit Tricks

Das HTC One M8 ist genauso gut ausgestattet wie seine Herausforderer: ein mit 2,3 GHz getakteter Qualcomm Snapdragon 801-SoC, zwei Gigabyte RAM, 16 Gigabyte interner Speicher sowie ein microSD-Kartenslot. Und wie seinen Konkurrenten wird auch HTC vorgeworfen, die Leistung seines Smartphones in den Benchmarks manipuliert zu haben. Die Art und Weise, wie HTC hier nachgeholfen hat, ist im Vergleich zu anderen “Benchmark-Betrügern”, wie dem Samsung Galaxy Note 3, deutlich ausgefeilter. Laut AnandTech lief die CPU nicht durchgehend mit voller Leistung, sondern schraubte die Taktfrequenz bei Bedarf schneller in die Höhe und behielt sie länger bei. Dieser Modus wird bei bestimmten Apps, unter anderem 3DMark und GFXBench - eher GPU-lastige Benchmarks - stets aktiviert.

HTC erlaubt in den Entwickler-Einstellungen das manuelle Aktivieren dieses “High Performance Mode”, sodass dieser Leistungsschub auch in anderen Apps genutzt werden kann. Im Test mit Benchmarks, die nicht auf dieser Liste stehen (AnTuTu, Vellamo, Quadrant) zeigte sich aber kein messbarer Unterschied. Auch im Alltag oder 3D-Spielen ließen sich keine Vorteile feststellen, dafür sank die Akkulaufzeit erheblich. HTCs Trickserei mag in gewisser Weise verwerflich sein, wie auch die Methoden von Samsung, letztendlich sagen diese Benchmarks aber ohnedies kaum etwas darüber aus, wie gut ein Smartphone ist. Jene Speed-Freaks, die um einen möglichst hohen Wert auf den Ranglisten von Antutu und 3DMark kämpfen, helfen ohnedies mit übertakteten CPUs und anderen Kernel-Mods nach.

Gutes Display

Beim Display setzt HTC weiterhin auf ein Super LCD3-Panel mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Pixeln. Der Bildschirm ist im Vergleich zum Vorgänger aber von 4,7 auf fünf Zoll gewachsen, wodurch die Pixeldichte auf immer noch hervorragende 440 ppi gesunken ist. Ansonsten hat sich im direkten Vergleich nahezu nichts verändert. Der Bildschirm ist nun einen Tick heller und weiterhin ohne sichtbaren Farbstich. Auch die Blickwinkelabhängigkeit ist hervorragend und ohne wirklichen Makel. Das selbe Prädikat kann den beiden BoomSound-Frontlautsprechern ausgestellt werden, die nach wie vor die Referenz unter Smartphone-Lautsprechern darstellen. In puncto Lautstärke kommen sie bereits einem kleinen Notebook nahe und übersteuern auch bei voller Performance nicht.

Mit dem One M8 hat HTC das bislang beste Smartphone der Firmengeschichte abgeliefert, ein großer Makel verhindert jedoch den Aufstieg auf den Android-Thron. Die Ultrapixel-Technologie war 2013 eine nette Idee, 2014 hinkt sie aber der Konkurrenz hoffnungslos hinterher. Daran kann auch die Duo Camera nichts ändern. In allen anderen Punkten hat HTC seine Aufgaben wie ein Musterschüler gemacht: hervorragende Akkulaufzeit, flotte Performance, gute Software sowie eine für ein Android-Smartphone herausragende Verarbeitung. Selten hat sich ein Smartphone so sehr den Begrif “iPhone-Herausforderer” verdient wie das HTC One M8. Wenn es der taiwanische Smartphone-Hersteller nächstes Jahr noch schafft, eine bessere Kamera zu verbauen, kann es zumindest bei der Frage nach dem besten Android-Smartphone keine Debatten mehr geben.

Alternativen

Wer qualitativ auf der Suche nach einer Alternative ist und sich noch bis Mai gedulden kann, sollte einen Blick auf das Sony Xperia Z2 werfen. Das 5,2 Zoll-Smartphone ist mit ähnlich guter Hardware ausgestattet und soll 599 Euro kosten. Bereits jetzt verfügbar ist das Samsung Galaxy S5, das einen wechselbaren Akku sowie ein Super AMOLED-Display vorweisen kann. Der Preis für das Samsung-Flaggschiff beträgt 699 Euro. Eine Alternative für etwas knappere Budgets stellt das LG G2 dar, das für rund 400 Euro verkauft wird.

Modell:
HTC One (M8)
Display:
5 Zoll Super LCD3-Bildschirm - 1920 x 1080 Pixel (16:9, 440 ppi, geschützt von Gorilla Glass 3)
Prozessor:
2,3 GHz Quadcore (Qualcomm Snapdragon 801)
RAM:
2 Gigabyte
Speicher:
16 GB intern, microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 4.4.2
Anschlüsse/Extras:
microUSB, Bluetooth 4.0, WLAN (a/b/g/n/ac), NFC, IR Blaster
Akku:
2.600 mAh
Kamera:
Duo Camera (4 Megapixel-Kamera mit Ultrapixel-Technologie, f2.0, 28 mm, 2 Megapixel-Kamera für Tiefeninformationen), Frontkamera (5 Megapixel, Weitwinkel für Selfies)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 60 fps möglich (Frontkamera mit 30 fps)
Maße:
146,36 x 70,6 x 9,35 mm, 160 Gramm
Preis:
679 Euro (UVP)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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