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Smartphone

HTC Sensation: Schickes Dual-Core-Handy im Test

Mit dem Desire HD hat sich HTC bereits einmal an ein Android-Smartphone mit 4,3-Zoll-Display gewagt. Das Resultat war nicht so beeindruckend wie die Größe – weder Handhabung noch Akkuleistung konnten überzeugen. Das Sensation (UVP 599 Euro), gleichzeitig das erste HTC-Handy mit Dual-Core-Prozessor, macht vieles besser. Trotz Bildschirmdiagonale von 4,3 Zoll wirkt das Sensation nicht überdimensioniert, sondern wohl proportioniert. Mit 148 Gramm ist es zwar nicht so ein Leichtgewicht wie das Samsung Galaxy SII (116 Gramm), dafür vermittelt die Aluminium-Konstruktion aber einen wertigen und stabilen Eindruck. Und da es nahezu perfekt ausbalanciert ist, fällt das Gewicht im alltäglichen Gebrauch nicht negativ auf.

Die Gehäuse-Schale besteht aus Aluminium und wird zum Einlegen von Akku, SIM-Karte und MicroSD-Karte vollständig abgenommen. An der Rückseite der Schale sind zwei dreieckige Plastikflächen. Das Material ist rau und soll dadurch den Grip des Smartphones in der Hand verbessern. Alle Ecken der Gehäuse-Schale sind abgerundet, wodurch das Sensation trotz seiner Größe angenehm in der Hand liegt.

Auch an der Front gibt es Kurven, die zwar kaum sichtbar, aber fühlbar sind. Die Ränder des robusten Gorilla-Glases sind leicht nach außen gebogen. Das fühlt sich nicht nur interessant an, sondern soll auch verhindern, dass das Handy bei einem Absturz frontal auf das Display fällt – vorausgesetzt der unfreiwillige Landungsbereich ist eben.

Obwohl kein sichtbarer Spalt zwischen Display-Rand und Gehäuse-Schale besteht, sammelt sich Dreck unter der Schale an. Der ist erst sichtbar, wenn man die Schale abnimmt. Ein Schmutzproblem hat auch die Kameralinse. Damit diese geschützt ist, befindet sich eine Erhebung rund herum. Das verhindert zwar Kratzer, steckt man das Sensation aber in die Hosentasche, kommt trotzdem Schmutz auf die Linse. Durch die Erhebung ist ein schnelles Reinigen etwas schwierig – wirklich sauber wird sie nur, wenn man die Gehäuse-Schale abnimmt.

Display
Das LCD-Display hat eine qHD-Auflösung von 960x540 Pixel. Die Darstellung ist scharf, besonders Text auf Websites wird sehr gut dargestellt. Dafür ist das Display aber weniger hell als etwa beim HTC Incredible S (800x480 Pixel). Im direkten Vergleich fallen noch die weiteren, wenn auch nur kleinen, Vorzüge des höherauflösenden Displays auf. Beim Sensation sieht man etwa zehn Kontakte gleichzeitig, beim Incredible S sind es acht. Bei der Terminübersicht im Kalender sind es neun Einträge, die auf dem Bildschirm des Sensation gleichzeitig sichtbar sind, beim Incredible S nur sieben.

Mit der Kontraststärke des Super AMOLED Plus Displays des Samsung Galaxy SII kann das LCD-Display des Sensation nicht mithalten. In den höheren Helligkeitseinstellungen ist zudem ein leichtes Auswaschen der Farben bemerkbar.

Leistung
Wie auch das Samsung Galaxy SII hat das Sensation einen Dual-Core-Prozessor mit 1,2GHz. Das Sensation muss aber mit 768MB RAM Arbeitsspeicher auskommen, während das SII 1GB RAM hat. Zumindest in diversen Benchmark-Tests sichert das dem SII einen Geschwindigkeitsvorteil. Im direkten Vergleich wirkt das SII zwar auch einen Tick schneller, was aber auch auf die Verwendung unterschiedlicher Menüoberflächen von Samsung und HTC zurückgeführt werden kann.

Das Sensation reagiert flott und präzise auf Eingaben und lässt sich auch von mehreren Apps, die im Hintergrund laufen, nicht verlangsamen. Im Webbrowser können auf Websites eingebettete Flash-Videos in der HD-Qualität 720p ruckelfrei betrachtet werden (länger mit dem Finger draufdrücken für Vollbild-Modus). Erst bei Flash-Videos mit einer Auflösung von 1080p resigniert das Smartphone. Ist das FullHD-Video auf dem 1GB großen internen Speicher oder der mitgelieferten 8GB-Micro-SD-Karte abgelegt, funktioniert die Wiedergabe einwandfrei. Die Inhalte können über den Micro-USB-MHL-Anschluss auch per HDMI ausgegeben werden, ein entsprechendes Kabel oder Adapter ist aber nicht inkludiert.

Wie auch das SII unterstützt das Sensation HSPA+, allerdings nur mit 14,4MBit/s (SII: 21,1MBit/s). WiFi Direct wird vom Sensation nicht unterstützt, auch ein NFC-Modul (das SII hat ebenfalls keines) fehlt.

Der Akku des Sensation hat 1520mAh. Etwas mehr wäre wünschenswert gewesen (Samsung SII: 1650mAh), denn ein großes Display mit einer hohen Auflösung hat auch einen höheren Energiebedarf. Ausgeglichen wird das durch den sparsamen Standby-Modus. Befindet man sich hauptsächlich im WLAN, hat regelmäßige, automatischen Updates und Push-Notifications aktiviert und telefoniert weniger als eine halbe Stunde täglich, reicht der Akku zwei Tage. Nutzt man das Sensation allerdings aktiver, surft mit 3G, sieht Videos an, spielt oder verwendet die Kamera, ist der Akku am Endes des Tages leer.

Software
Als Betriebssystem wird Android 2.3.3 genutzt. Darüber liegt HTCs Benutzeroberfläche Sense 3.0, die auch beim Tablet HTC Flyer zum Einsatz kommt. Wem das nicht passt, der muss auf ein Update von HTC warten, das den Bootloader freigibt – derzeit ist dieser beim Sensation noch gesperrt.

Die Änderungen von Sense 3.0 sind hauptsächlich kosmetisch. Die Homescreens sind jetzt als Karussell angeordnet und werden mit einem hübschen 3-D-Effekt durchgescrollt. Die Widgets und vorinstallierten Apps wurden aufpoliert. Beim Wetter-Widget sollte man die Option „Soundeffekte“ deaktivieren, da sonst bei jedem Entsperren des Displays die jeweilige Wetter-Situation mit einem Geräusch unterlegt wird. Denn es gibt nicht nur für Regen und Gewitter Sounds, sondern auch für Sonnenschein und bewölkten Himmel.

Nützlich ist der neue Lockscreen, der mit vier Schnellauswahlen belegt werden kann. Um etwa die Kamera-App zu öffnen, zieht man das Kamera-Symbol in den Ring. Will man das Smartphone einfach nur entsperren, zieht man den Ring nach oben. Im Lockscreen werden auch Ereignisse, wie neue SMS und verpasste Anrufe angezeigt. Man kann allerdings nicht die Details dazu anzeigen lassen, wenn man das Ereignis in den Ring zieht, was eigentlich logisch wäre. Das funktioniert nur mit Twitter oder Facebook-Updates, wenn als Displaysperre-Hintergrund in den Einstellungen „Friend Stream“ gewählt wurde.

Schade ist, dass im Menü "Kurzeinstellungen" in der Notification Bar der freie Platz nicht genutzt wurde. Neben Einstellungen wie WLAN, GPS und mobiler Hotspot ein/aus, wäre noch genug Platz gewesen, um eine Einstellung für die Display-Helligkeit hinzuzufügen. Wirklich oft benötigt man die Funktion aber ohnehin nicht, da die automatische Helligkeitseinstellung recht zuverlässig funktioniert.

Gemischte Gefühle erzeugt die Onscreen-Tastatur. Vorbildlich ist der Umfang des Wörterbuchs für Wortvorschläge und automatische Korrekturen. Störend ist, dass die virtuelle Tastatur geschlossen wird, wenn man den kleinen Spalt zwischen letzter Tastenreihe und dem unteren Display-Rand erwischt. Tippt man etwas schneller im vertikalen Modus, kann das beim versuchten Anschlagen der Leertaste, des Punkts oder Beistrichs schon mal vorkommen. Der schon vom Desire S bekannte Bug, bei dem bei SMS-Nachrichten die Lupe zur leichteren Positionierung des Cursors über der Textzeile und somit nutzlos ist, wurde nicht behoben.

Kameras
Die rückseitige Kamera des Sensation hat acht Megapixel. Die Fotos sind bei guten Lichtverhältnissen meist in Ordnung, allerdings werden sie durch die automatisierten Bildverbesserungen eher für das Handy-Display als für große Bildschirme angepasst. Oft werden farblich ähnliche Flächen weichgezeichnet, was zwar am Smartphone-Display gut aussieht, aber einen Detailverlust bedeutet, wenn man Ausschnitte aus Fotos verwenden oder diese am Computer bearbeiten will.

Auch die Automatik-Einstellung lässt zu wünschen übrig. Die Farbdarstellung weicht manchmal ab und der Makro-Modus wird trotz Automatik nicht automatisch aktiviert. Wählt man die entsprechenden Modi manuell aus und nimmt Bildanpassungen wie Belichtung oder Kontrast selbst vor, bekommt man durchaus gute Ergebnisse. Die Front-Kamera für Videotelefonie hat nur VGA-Auflösung.

Fazit
Das Sensation ist ein ausgezeichnetes Smartphone. Allerdings fällt es schwer, Argumente zu finden, die den Kauf rechtfertigen. Ist man nur auf Superlative aus, bekommt man mit dem Samsung Galaxy SII das Schnellste und Flachste. Will man einfach ein gut funktionierendes Android-Handy, das die wichtigsten Funktionen und Apps bereits vorinstalliert hat, reicht auch ein günstigeres HTC Desire S oder Incredible S.

Wann sollte man also zum HTC Sensation greifen? Wenn man ein Dual-Core-Handy mit großem Touchscreen in einem eleganteren Look als das Samsung Galaxy SII haben will oder ein Smartphone mit einem hochauflösenden Display sucht, das kein iPhone 4 ist.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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