© futurezone/Thomas Prenner

Smartphone

Huawei Ascend G300 im Test: Referenz aus China

Die Chinesen holen auf - zumindest auf dem Smartphonemarkt. Nachdem ZTE bereits 2010 mit dem Blade ein hervorragendes Smartphone für Einsteiger lieferte, wagt sich nun auch der direkte Konkurrent Huawei

. Mit der Ascend-Serie wurde auf dem diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona
, das den etablierten Herstellern durchaus Grund zur Sorge geben könnte. Den Anfang macht nun das Einsteigermodell Ascend G300, das lediglich 160 Euro kostet und ordentlich ausgestattet ist. Im futurezone-Test erwies sich das Smartphone als Referenzmodell in dieser Preisklasse und würdiger Nachfolger des "Hofer-Smartphones" ZTE Blade.

Optik
Obwohl das Design des G300 durchaus ansprechend ist und etwas an HTC-Klassiker wie das Desire oder Wildfire erinnert, hat man sich leider bei der Verarbeitung nur wenig Mühe gegeben. Der Gehäusedeckel knarzt und generell wirkt die Plastikverkleidung etwas wackelig. Dennoch lässt sich das 160 Euro-Smartphone leicht in die Hand nehmen und angenehm bedienen. Die gummierte Ober- und Unterseite erhöht die Haptik und trägt durch den farblichen Unterschied durchaus positiv zum Gesamteindruck bei. Der abnehmbare Gehäusedeckel, hinter dem sich SIM- und microSD-Karteneinschub, Lautsprecher, Akku sowie ein zusätzliches Mikrofon für die Videoaufnahme verbergen, ist in schlichtem Grau gehalten und wirkt wie gebürstetes Aluminium.

Das Display wird von Corning Gorilla-Glas vor Kratzern geschützt, verschmiert aber sehr leicht bei Berührung. Hier hat Huawei einen kleinen designtechnischen Fehler gemacht: das Display wird durch das Gehäuse umrandet und steht dabei knapp ein bis zwei Millimeter davon ab, vermutlich um das Display vor Kratzern beim Hinlegen oder Einstecken in die Hosentasche zu schützen. Doch der Plan geht schief, da das Material relativ empfindlich ist und bei leichten Stößen verbiegt. So hat man relativ rasch unschöne Dellen im Gehäuse des ansonsten gut gelungenen G300.

Bedienung
Obwohl Huawei auf die klassischen Bedienelemente setzt, gibt es dennoch einige Feinheiten, die beim G300 auffallen. So wurde der Power-Button deutlich näher zur Mitte positioniert und sitzt nun leicht rechts. Damit lässt sich das vier Zoll große Smartphone deutlich besser mit einer Hand ein- und ausschalten als bei vergleichbaren Modellen.

Die Lautstärkewippe auf der linken Seite ist ordentlich verarbeitet und wirkt nicht klapprig wie bei vielen anderen Modellen. Doch sie ist etwas klein ausgefallen, sodass immer nur ein Finger darauf platziert werden kann. Einziger wirklicher Kritikpunkt in der Bedienung sind die Soft Keys, die genau getroffen werden müssen um tatsächlich zu funktionieren. Über dieses Problem beschweren sich auch sehr viele Nutzer in Onlineforen, das Problem soll aber mit dem angekündigten Update auf Ice Cream Sandwich behoben werden.

Software
Im G300 kommt die Android-Version 2.3.6 mit dem Codenamen Gingerbread zum Einsatz, die letzte Android-Version für Smartphones vor der aktuellen Version Ice Cream Sandwich. Ein Update für das G300 wurde bereits angekündigt. Nichtsdestotrotz liefert das Huawei Ascend G300 eine mehr als überzeugende Performance ab. Die Menüs reagieren rasch, es ist keine Verzögerung spürbar - eine wahre Wohltat im direkten Vergleich mit dem LG Optimus L7, das nahezu die selben Spezifikationen hat, aber dennoch deutlich langsamer läuft. Der Grund wird durch einen Blick auf den Task-Manager offensichtlich: während der Launcher (die Software zur Darstellung der Oberfläche) des Optimus L7 mehr als 50 MB RAM okkupiert, benötigt das Pendant des G300 lediglich 20 MB. Dort sind auch zumeist mehr als 200 MB der insgesamt 512 MB RAM frei - ein Zustand, der beim L7 nie erreichbar schien.

Die Oberfläche von Gingerbread blieb nahezu unberührt, lediglich einige Icons wurden ausgetauscht. Zusatzfunktionen sind rar, neben den Google-Apps haben lediglich Facebook, Twitter, Documents to Go und einige kleine Zusatzprogramme ihren Weg auf das Billig-Smartphone gefunden. Hier gab es auch wieder einige amüsante Übersetzungen des chinesischen Herstellers, der einen "Verkehrsmanager" zum Überwachen des Datenguthabens sowie die "Ströme"-App für die Verwaltung der wichtigsten Sozialen Netzwerke mitliefert.

Performance
Das G300 wurde mit einem Qualcomm Snapdragon S1 (MSM7227A) ausgestattet, eine Singlecore-CPU, die mit 1 GHz getaktet ist. Das reicht voll und ganz aus, um das Low-Budget-Smartphone anzutreiben. In Kombination mit den 512 MB RAM bietet das G300 eine - zumindest für diese Preisklasse - hervorragende Performance ab, die auch von einigen anderen Modellen, die um fast 100 Euro teurer sind, nicht erreicht wird. Im Benchmark erreichte man mit dem Samsung Galaxy S vergleichbare Werte. Das reicht immer noch, um Apps und Videos flüssig anzuzeigen, für moderne Spiele wie GTA III oder Shadowgun ist das aber zu wenig.

Display
Größte Pluspunkt des Displays ist dessen Größe. Ein Smartphone mit vier Zoll in dieser Preisklasse wäre bis vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen, auch jetzt liegen noch nahezu alle Vergleichsmodelle in dieser Größenordnung bei knapp 250 Euro und mehr. Das LCD-Display ist mit 480 x 800 Pixel aufgelöst und bietet demnach eine Pixeldichte von 223 ppi. Die Farben neigen etwas in das Rötliche und wirken blass. Auch eine leichte Treppenbildung lässt sich, trotz relativ hoher Auflösung, beim Zoomen nicht vermeiden. Die Helligkeit ist durchschnittlich, wodurch es bei starker Sonneneinstrahlung schon einmal zu Problemen kommen kann. Leider spiegelt das Display recht stark, sodass es bereits in Innenräumen bei normalen Lichtverhältnissen zu lästigen Spiegelungen kommen kann. Dafür kann es in der Winkelabhängigkeit punkten - das Display bleibt in nahezu allen Lagen lesbar und verändert seine Farben dabei kaum.

Batterielaufzeit
Obwohl das G300 lediglich mit einem 1.350 mAh-Akku ausgestattet ist, kann es dennoch mit einer verhältnismäßig guten Laufzeit punkten. Im Test hielt der Akku bei moderater Nutzung knapp eineinhalb Tage durch, wobei sich hier auch der im Notfall aktivierte Stromsparmodus als nützlich erwies. Dieser kappt bei schwacher Akkuladung automatisch aktivierte WLAN- und Bluetooth-Verbindungen sowie den Hintergrunddownload über das mobile Netzwerk und schraubt die Animationen und die Bildschirmhelligkeit auf ein Minimum

Kamera
Die 5-Megapixel-Kamera ist kaum der Rede wert. Die Bilder sind durchschnittlich, doch bereits bei leicht schwächeren Lichtverhältnissen kapituliert sie trotz LED-Blitz und liefert unbrauchbare Ergebnisse. Für einen gelegentlichen Schnappschuss lässt sich die Kamera allerdings durchaus verwenden, hier sollte das Motiv allerdings stillstehen, da der Autofokus durch die mangelnde Performance etwas länger benötigt.

Videoaufnahmen sind in "Full Width"-VGA-Qualität (854 x 480 Pixel) mit 30 Bildern pro Sekunde möglich. Die Videos ruckeln nicht und haben eine ordentliche Qualität. Ein rückseitig angebrachtes Mikrofon soll auch die Aufnahmequalität des Tons verbessern, eine starke Verbesserung im Vergleich zu anderen Smartphones war im Test allerdings nicht hörbar.

Fazit
Huawei hat mit dem Ascend G300 ein Smartphone aus dem Hut gezaubert, das auch für wenig Geld einen hervorragenden Einstieg in die Android-Welt bietet. Normale Handy-Nutzer, die keinen Wert auf besondere Features und grafisch anspruchsvolle Spiele legen, finden hier den perfekten Begleiter. Die große Android-Entwickler-Community wird dieses Handy mit Sicherheit schnell in ihr Herz schließen und - wie bereits beim ZTE Blade - eine entsprechend große Zahl an Custom-ROMs liefern, die aus dem ohnehin hervorragenden Smartphone noch einmal mehr herausholen werden. Daher ist das Huawei Ascend G300 eine absolute Kaufempfehlung für all jene, die nicht mehr als 200 Euro für ein Smartphone ausgeben wollen. Das Smartphone gibt es derzeit vertragsfrei um knapp 160 Euro und bei telering mit dem Tarif Masta Max um 0 Euro.

Alternativen
Derzeit gibt es keine günstigere Alternative für den Smartphoneeinstieg. Um knapp 180 Euro erhält man allerdings das Motorola Milestone 2, ein Smartphone mit Slider-Tastatur und guter Ausstattung. Outdoor-Fans erhalten mit dem Samsung Galaxy Xcover um 190 Euro einen zuverlässigen Begleiter, der nahezu unzerstörbar ist. Eine kleine und leichte Alternative stellt das Nokia 500 dar, dessen größter Schwachpunkt allerdings das Betriebssystem Symbian ist.

Mehr zum Thema

  • Huawei will in Europa expandieren
  • Huaweis Ascend D quad im Kurztest
  • Huawei stellt Quad-Core-Smartphones vor
  • Das Hofer-Handy Huawei Sonic im Test
  • Huawei MediaPad 10FHD im Hands-On

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

mehr lesen
Michael Leitner

Kommentare