iRobot Roomba 980 Staubsaugerroboter
iRobot Roomba 980 Staubsaugerroboter
© David Kotrba

iRobot Roomba 980 im Test: Enttäuschender Edel-Roboter

iRobot Roomba 980 im Test: Enttäuschender Edel-Roboter

Im September stellte der Staubsaugerroboter-Marktführer iRobot mit dem Roomba 980 sein neuestes Topmodell vor. Visuelle Navigation, selbstständige Saugleistungsanpassung bei verschiedenen Bodenbelägen, eingebautes WLAN und eine Steuerung per App über das Heimnetzwerk sollten das Gerät von der Konkurrenz abheben.

Der Großhändler Robopolis stellte der futurezone einen iRobot Roomba 980 zur Verfügung. Während der vergangenen Wochen sollte ich überprüfen, ob die hohen Erwartungen an das Gerät auch in der Praxis erfüllt werden.

Technik

Der Roomba 980 erscheint im bekannten, runden Staubsaugerroboter-Design. Das Gerät hat einen Durchmesser von 35 Zentimeter, eine Höhe von 9 Zentimeter und wiegt samt eingebautem Akku 3,94 Kilogramm. Die unauffällige, grau-schwarze Oberfläche wird von einem großen, silbernen "Clean"-Knopf, zwei weiteren Tasten und einigen Symbol-LEDs beherrscht. Unter einer transparenten Plastikabdeckung erkennt man die schräg nach oben gerichtete Kamera für die visuelle Navigation.

An der Unterseite findet sich eine einzelne Seitenbürste. Der Akku bietet genug Kapazität für zwei Stunden ununterbrochenes Reinigen von Hartböden. Die Ladestation ist relativ klein und leicht gehalten. Im Zubehör findet man neben einem Ersatzfilter und einer Ersatzseitenbürste zwei batteriebetriebene Module, die man in der Wohnung platzieren kann, um virtuelle Barrieren für den Roboter aufzubauen.

IRobot Roomba 980 Staubsaugerroboter

Praxis

Um den Roomba 980 in Betrieb zu nehmen muss man nur auf den großen "Clean"-Knopf drücken. Ein weiterer Druck und der Roboter setzt sich saugend in Bewegung. Alternativ kann man den Roboter auch gleich mit der iRobot-App verbinden. Das Set-up nimmt ein wenig Zeit in Anspruch. Das Mobilgerät wird dabei abwechselnd mit dem heimischen WLAN und dem WLAN-Hotspot des Roboters verbunden. Am Ende ist der Roboter im Heimnetzwerk eingeloggt und lässt sich per App steuern.

Magere App

Mit der App kann man den Roomba 980 auf Reinigungstour schicken, zur Basisstation zurückbeordern, einen Reinigungs-Zeitplan erstellen oder verschiedene Einstellungen verändern. Unter anderem kann man den Teppichturbo aktivieren oder deaktivieren: Erkennt der Roboter einen weichen Untergrund, wird die Saugleistung erhöht. Der Roomba heult dann auf und erreicht einen Geräuschpegel wie große Staubsauger. Der Turbo wird im Betrieb manchmal auch dann aktiviert, wenn sich der Roboter im Kabelsalat verheddert hat. Trotz zahlreicher Kabelfallen blieb der Roomba während meines Tests nie hängen.

Die App bietet auch eine Verlaufsanzeige. Dabei wird exakt protokolliert, wann der Roomba wie lange unterwegs war und welche Fläche er dabei gereinigt hat. Was man bei der App vermisst, sind verschiedene Betriebsmodi, etwa Spot-Reinigung, Kanten-Reinigung oder ähnliches. Auch der Akkuladestand des Roboters wird in der App nicht angezeigt. In eine gewünschte Richtung fernsteuern lässt sich der kleine Haushaltshelfer auch nicht.

Verwirrte Navigation

Die angepriesene visuelle Navigation (iRobot nennt es iAdapt 2.0) erweist sich in der Praxis als mäßig erfolgreich. Der Roomba durchstreift sein Territorium in parallelen Bahnen. Vor breiteren Möbelbeinen bremst der Roboter ab, dünnere werden gerammt und danach in einem Halbkreis umrundet. Manchmal stellt sich der Roboter beim Möbel-Slalom sehr ungeschickt an. Stößt er gegen ein Hindernis, dreht er eine Schleife nach rechts und versucht, den Gegenstand nochmal zu umrunden. Wenn das nicht gelingt, geht es im Rechtswalzer weiter, obwohl manchmal nur ein kleiner Schwenk nach links ausreichen würde, um die gesuchte Lücke zu finden.

Auch bei der Rückkehr zur Basisstation ist der Roomba 980 oft nicht der Cleverste. Er steuert dann etwa schräg auf die Station zu, kommt auf der Platte nicht exakt auf den Metallkontakten zu stehen und setzt wieder zurück. Statt eine kleine Kurve zu machen und es nochmal aus anderem Winkel zu probieren, fährt der Roboter weit von der Station weg, manchmal bis in die Tiefen des Raumes, wo der dann hilflos umherirrt. Manchmal geht dem Roboter dabei sogar der Saft aus und er hält irgendwo im Zimmer an. Hin und wieder verschiebt der Roboter die allzu leichte Ladestation bei Andock-Versuchen auch leicht. Die visuelle Navigation hält also nicht immer, was sie verspricht.

Einwandfreies Saugen

Bei der Saugleistung habe ich während des Testens hingegen keine Mängel entdeckt. Der Roboter ist auch ziemlich entdeckungsfreudig. Eine etwa zwei Zentimeter hohe Schwelle in meiner Wohnung, die bereits bei früheren Staubsaugerroboter-Tests die Spreu vom Weizen getrennt hat, wurde in rund 50 Prozent aller Fälle überwunden. Manchmal versuchte der Roboter vehement darüber zu gelangen, schaffte es aber nicht. Andere Male drang er dagegen in die restliche Wohnung vor. Im Vorzimmer verstreute Schuhe waren ein deutlicher Hinweis darauf beim Nachhausekommen.

Per Voreinstellung bricht der Roboter Saug-Missionen ab, wenn der Staubbehälter voll ist. Im Test war dies relativ rasch der Fall. Der Behälter wird am Heck des Roomba entnommen. Die breite Saugeinlassöffnung ist direkt in die Verschlussklappe des Staubbehälters integriert. Beim Hantieren fällt die eine oder andere Staubflanke daraus hervor - das ist aber kein großes Drama.

Doppelte Walzen mit Lamellen statt Bürsten, damit sich Haare weniger stark herumwickeln

Auf der Unterseite des Roomba 980 erkennt man gleich zwei Walzen über dem Saugeinlass, die mit Gummilamellen anstatt Borsten arbeiten. Dies soll verhindern, dass allzu viele Haare daran hängen bleiben - ein funktionierendes Konzept, wie sich nach mehrwöchigem Einsatz zeigt.

Fazit

Vor dem Test stellte ich mir den iRobot Roomba 980 als besonders fortschrittlichen Haushaltshelfer vor. Die Fakten sprachen dafür: Vom Marktführer produziert sowie mit WLAN und App-Verbindung, Kamera und visueller Navigation ausgestattet. Daher hatte ich hohe Erwartungen. Diese konnte der Roomba 980 allerdings nicht erfüllen.

Obwohl der Roboter gut und zuverlässig arbeitet, sticht er weder durch besondere Intelligenz noch Funktionalität hervor. Er ist saugstark und entdeckungsfreudig, gibt aber manchmal auf der Suche nach seiner Basis mitten in der Wohnung den Geist auf. Ein wenig mehr Gewicht im Standfuß der Basis wäre eine einfache Lösungsstrategie. Was nutzt visuelle Navigation, wenn dem Roboter die leichte Ladestation an der Wand entflieht?

Der wohl größte Nachteil des iRobot Roomba 980 ist sein Preis. Mit 1199,99 Euro (UVP) zählt er zu den derzeit teuersten, am Markt erhältlichen Staubsaugerrobotern. Um den Preis könnte man fast drei Roboter mit gleicher Reinigungsleistung, gleicher Agilität und mindestens ebenso guter Navigation kaufen, wenn man auf die App-Bedienung verzichten kann.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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