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Lärmfilter: Neue Bose Kopfhörer QC20 angetestet

Wer auf einem Langstreckenflug seinen Blick über die Passagiere in der Kabine schweifen lässt, wird feststellen: Boses geräuschunterdrückende Kopfhörer dominieren den Luftraum. Zwar gibt es Modelle von AKG, Sony und anderen Marken, der Großteil der Fluggäste greift aber zum Original. Bose hatte das Konzept als erster am Markt, knapp vor Sennheiser. Der Konzern hat etliche Patente auf die Methode mittels Gegenschall störende Lärmquellen zu dämpfen gesichert – und scheut auch nicht zurück, sein geistiges Eigentum zu schützen.

Erstmals In-Ears mit Noise-Cancelling
Der sorgsame Umgang mit dem eigenen Know-how, gepaart mit den gut bewerteten, wenn auch teuren Produkten hat der US-Firma die Marktführerschaft gesichert. Damit dies so bleibt, hat der Konzern ein neues Produkt zu seiner Noise-Cancelling-Reihe hinzugefügt. Bei den neuen Quiet Comfort 20 handelt es sich um In-Ear-Kopfhörer, umgangssprachlich als Ohrstöpsel bekannt. Es ist das erste Modell von Bose, das diese Bauform mit Geräuschunterdrückung kombiniert. Überhaupt ist es seit 2010 der erste Neuzugang in der Noise-Cancelling-Reihe. Neben den Bestsellern Quiet Comfort 15 und QC 3 runden sie das Angebot ab.

Für den alltäglichen Einsatz entworfen
Laut Bose richten sich die In-Ears, die ob ihrer Bauform kleiner und leichter (44 Gramm) sind, an die Generation Smartphone. Als Einsatzort sieht der Konzern nicht mehr nur das Flugzeug, sondern den normalen Alltag. Die QC20 sind als alltäglicher Begleiter konzipiert, der nicht nur Musik vom Smartphone oder Tablet wiedergibt oder Telefonie inklusive Freisprecheinrichtung ermöglicht, sondern auch die Hektik und Lärmbelästigung ringsum ausblendet. Straßenlärm, gesprächige U-Bahn-Gäste oder gewerbliche Musikbeschallung sollen durch die Kopfhörer ausgeklammert werden.

Viel Technik auf engstem Raum
In den Quiet Comfort 20 sind hierfür auf engstem Raum zwei Mikrofone verbaut. Eines ist nach Innen gerichtet und misst die Geräusche im Gehörgang, das andere analysiert den Lärm in der Umgebung. Basierend auf diesen Messungen wird der Gegenschall errechnet, der die Störquellen verschwinden lässt. Dieser Rechenprozess passiert in einer kleinen Box, die weiter unten im Kabel sitzt, und in den Bose einen neu entwickelten Chip gepackt hat. In dem wenige Millimeter dünnen Gehäuse befindet sich auch der Lithium-Ionen Akku, der 16 Stunden durchhalten soll. Im Gegensatz zu anderen NC-Modellen von Bose funktionieren die QC20 auch passiv, ohne Akku.

Modus für die Außenwelt
Für Situationen, in denen man die Umgebung wahrnehmen muss, hat Bose den „Awareness Mode" konzipiert. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Art der Filterung. Hier werden niedrig frequente Geräusche abgesenkt und gefiltert. So hört man etwa Durchsagen in Verkehrsmitteln oder kann Gespräche führen, ohne die Stöpsel aus den Ohren nehmen zu müssen. Wenn man über die Kopfhörer Telefongespräche führt, hört man außerdem die eigene Stimme besser. Über die integrierte Fernbedienung am Kabel (Versionen für iOS, Android, WP8 und Blackberry werden angeboten) kann zwischen dem Awareness-Modus und der totalen Filterung mittels Knopfdruck gewechselt werden. Zusätzlich gibt es noch Knöpfe für die Lautstärke, Vor/Zurück und Telefonie.

Bequemes Ohrstück für mehr Dämpfung
Eine Schwachstelle gegenüber On-Ear-Kopfhörern ist bei den Stöpseln das Entfallen der zusätzlichen Dämmung. Da keine dicken Polster das Ohr umgeben, kommt zwangsläufig mehr Lärm durch. Hier steuert Bose mit einem neuen Ohrstück gegen, das die Muschel besser ausfüllt. Externer Schall kann so schwerer eindringen. Ein weiterer Vorteil: Der Tragekomfort wurde erhöht. Die Kopfhörer sitzen sicher im Ohr, man hat aber nicht das Gefühl, dass sie im Gehörgang feststecken.

Beeindruckendes Hörerlebnis im Test
Für die neuen Kopfhörer gibt Bose an, so viele neue Patente, wie nie zuvor, angemeldet zu haben. Was nach übertriebenen Stolz und Werbung klingt, macht Sinn, sobald man die QC20 aufsetzt und ausprobiert. Die futurezone hatte im Zuge einer Präsentation in München die Möglichkeit, die neuen In-Ears auszuprobieren und näher unter die Lupe zu nehmen. Dabei zeigte sich: Die kleinen Stöpsel übertreffen das größere Modell QC15 deutlich. Die Filterung ist extrem gut, menschliche Sprache ringsum wird effizient ausgeblendet. Nur wenn man auf die Lippen des Gegenübers schaut, merkt man, dass dieser spricht.

Angenehm zu tragen
Die neuen Ohrstücke sind ebenfalls gelungen, der Tragekomfort ist angenehm – trotz In-Ear-Prinzip. Ein längerer Einsatz ist denkbar und sollte zu keinem Drücken führen. An das bequeme Gefühl von Over-Ears reichen sie natürlich nicht heran. Dass bei den QC20 der Rechenchip extern am Kabel hängt, stört nicht. Das Modul ist so dünn, unauffällig und leicht, dass man schnell vergisst, es bei sich zu tragen.

Haschen nach Aufmerksamkeit
Die Idee des Awareness-Modus ist ebenfalls gelungen. Die Unterschiede zwischen den beiden Filter-Varianten ist extrem und unterstreicht, wie gut die QC20 die Umgebung vergessen machen können. Für kurze Konversationen macht der neue Modus durchaus Sinn, man spart sich das Ausstöpseln. Möchte man jedoch längere Zeit einer externen Quelle lauschen, nimmt man aber weiterhin die Kopfhörer zur Gänze ab.

Musik endlich auch mit leerem Akku
Herzuheben ist, dass die QC20 auch ohne Akku als Kopfhörer verwendet werden können. Ist die Batterie leer, handelt es sich um ganz normale Stöpsel. Dies ist eine enorme Verbesserung gegenüber den beiden größeren Modellen. Positiv ist auch, dass der Akku über MicroUSB geladen wird – und somit mit jedem gängigen Handy-Ladegerät gespeist werden kann.

Neuer Bluetooth Lautsprecher für unterwegs
Zusätzlich zu den Quiet Comfort 20 hat Bose auch einen neuen externen Lautsprecher präsentiert. Die SoundLink Mini ist eine verschrumpfte Version der bestehenden Serie und nimmt es mit Jawbone und vergleichbaren Konkurrenzmodellen auf. Das Gerät wiegt 670 Gramm und ist in etwa so schwer wie ein Tablet. Die Maße von 5,1x18x5,8 cm lassen es in einer Jacken- oder Sakko-Tasche verschwinden. Musik nimmt der Lautsprecher via Bluetooth oder Klinken-Kabel auf.

Alles Mini
Bose hat für die kleine Box neue Lautsprecher und einen Passiv-Strahler entwickelt, um trotz geringer Größe tollen Klang zu realisieren. Was als gelungen bezeichnet werden darf. Die futurezone konnte sich ein wenig mit dem Winzling spielen und stellte dabei fest, dass die Mini-Box ohne Probleme einen 30 Quadratmeter großen Raum beschallen kann – und zwar mit satten Bässen und klaren Höhen und Mitteltönen. Zu Übersteuerungen kam es nicht.

Stabil im Alu-Look
Haptisch macht das Gerät einen guten Eindruck. Es ist sehr gut verarbeitet, die Spaltmaße sind gering, alles wirkt solide. Viel trägt das Alu-Gehäuse dazu bei, das sich nicht nur gut anfühlt, sondern auch Stabilität bringt. Die SoundLink Mini wird mit einem Lithium-Ionen-Akku betrieben, der laut Bose sieben Stunden hält – was erst in späteren Test überprüft werden kann. Als Ladegerät fungiert ein Dock, in das man die Box stellt. Ein- und Ausstecken entfällt.

Preise und Verfügbarkeit
Die Bose Quiet Comfort 20 sind im Laufe des Sommers für 299 Euro verfügbar. Die Bose SoundLink Mini ist ab 11. Juli für 199 Euro zu haben.

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