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Leapfrog Creatr Dual im Test: 3D-Druck mit zwei Farben

Der Markt für 3D-Drucker unter 2.000 Euro ist hart umkämpft, neben den Marktführern Stratasys (Makerbot) und 3D Systems (Cube) wollen auch viele kleine Start-ups mitmischen. Dass das durchaus funktionieren kann, hat Makerbot vor seinem Verkauf an Stratasys bereits bewiesen. Mit dem UP von PP3DP oder Formlabs Form 1 gibt es weitere vielversprechende Vertreter. Auch in Europa versucht sich mit Leapfrog seit geraumer Zeit ein junges Unternehmen auf dem 3D-Drucker-Markt. Insgesamt drei Modelle finden sich mittlerweile in deren Sortiment, wobei sich der Creatr XL und der Xeed in puncto Funktionsumfang und Preis (ab 4.000 Euro) eher an professionelle Anwender richten.

Das günstigste Modell von Leapfrog hört auf den Namen Creatr und ist ab 1.500 Euro zu haben. Damit platziert sich der Creatr als etwas teurere Alternative zu Einsteiger-Modellen wie dem Cubify Cube 3 oder Pearls FreeSculpt EX1, bietet dafür aber eine deutlich hochwertigere Verarbeitung aus Aluminium, Stahl und Kunststoff. Doch zahlt sich der Aufpreis aus, obwohl die genannten Einsteiger-Modelle bereits recht solide Qualität liefern? Die futurezone hat den Creatr in der Dual-Variante mit zwei Druckköpfen (Extruder) getestet. Für einen Aufpreis von 300 Euro darf man mit zwei Materialien und Farben spielen, muss dabei aber auch mit kleineren Schwierigkeiten zu Beginn kämpfen.

Der Creatr Dual ist vieles, kompakt hingegen nicht. Bereits bei der Zustellung des Testgeräts wurde das deutlich, denn der Creatr Dual kam in einer wuchtigen Holzkiste daher. Leapfrog bietet auf der Webseite sogar ein Video an, in dem erklärt wird, wie die Holzkiste geöffnet werden muss. Zunächst musste die knapp 40 Kilo schwere und sperrige Kiste aber einmal von zwei futurezone-Redakteuren in den zweiten Stock gehievt werden. Der 3D-Drucker selbst wiegt 32 Kilo und ist damit auch alles andere als ein Leichtgewicht. Wirft man einen Blick auf die Konstruktion, wird jedoch schnell klar, wieso der Creatr Dual dermaßen viel Gewicht auf die Waage bringt.

Der Rahmen setzt sich aus recht massiven Aluminium-Profilen zusammen, die auch den kleinsten Wackler verhindern. Vor allem im Betrieb war der Creatr Dual im Vergleich zu anderen Modellen sehr steif, auch bei raschen Bewegungen des Druckkopfs blieb der 3D-Drucker stabil. Optisch sowie auch in der Stabilität verstärkt wird der Rahmen durch recht dicke Blechplatten, die den Innenraum an drei Seiten verschließen. Der größte Nachteil dieser Platten ist jedoch, dass der Zugang zum Innenraum erschwert wird, sowie dass einzelne Komponenten nicht erreichbar sind. Sollte eine rasche Reparatur anstehen, müssen allein zum Abnehmen der Platte auf der Rückseite gut ein Dutzend Schrauben entfernt werden.

Beheizter Bauraum im Selbstbau

Obwohl der Bauraum des Creatr an drei Seiten verschlossen ist, bleibt er dennoch oben und vorne offen. Eine Abdeckung, mit der der Bauraum nachträglich vollständig verschlossen werden kann, wie beispielsweise beim FreeSculpt EX1, wird nicht mitgeliefert. Leapfrog wollte wohl nicht das Risiko einer Klage von Stratasys eingehen, die nach wie vor das Patent auf den geschlossenen, beheizten Bauraum besitzen. Dieses wird voraussichtlich erst 2023 auslaufen. Die 3D-Druck-Community weiß sich aber zu helfen und hat bereits vor einigen Jahren simple Lösungen für das Problem veröffentlicht, unter anderem das Verschließen des Bauraums mit einer Plastik-Folie.

Der Creatr Dual ist der erste 3D-Drucker im futurezone-Test, der auch wirklich optisch ansprechend ist. Das dürfte wohl eines der unwesentlichsten Kriterien für den Kauf eines 3D-Druckers sein, dennoch ist es auch in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit, wie recht "funktionale" Modelle,beispielsweise der Fabbster, beweisen. Der Creatr nimmt eine Grundfläche von 50 mal 60 Zentimetern ein und ist 50 Zentimeter hoch. Auf dem Schreibtisch neben dem PC findet er somit nur schwer Platz. Davon ist auch aufgrund der Lautstärke des Druckers abzuraten. Der Creatr ist im Vergleich relativ laut, die Lautstärke kann mit einem laufenden Kopiergerät verglichen werden. In einem Fablab oder einer Werkstatt ist das verschmerzbar, im Büroumfeld stört das allerdings erheblich.

Das ist schade, denn Leapfrog hat sich alle Mühe gegeben, den Creatr hübsch in Szene zu setzen. Neben dem ansprechenden, schlichten Design finden sich unter der beheizten Druckplatte LEDs, die den Innenraum blau ausleuchten. Dahinter steckt nicht nur reine Spielerei, in einem finsteren Raum ließ sich so zumindest erkennen, was gerade gedruckt wird.

Beim Design ist allerdings auch ein wenig die Funktionalität abhanden gekommen. Das Spulen-Material wird im Innenraum unter der Druckplatte auf einen Drehteller gelegt. Dieser hat allerdings keine Befestigung für die Spule, lediglich der etwas erhabene Mittelpunkt ist mit Übung ertastbar und gibt einen Anhaltspunkt für die Platzierung. Das mag eine simple Lösung sein, wirkt aber relativ billig. Bereits ein kleiner Schubs genügt und die Spule fällt von der Drehscheibe. Für den normalen Betrieb besteht jedoch keine Gefahr - der Extruder kann das Material mit einem maximalen Vorschub von 60 mm pro Sekunde einziehen, in der Praxis liegt die Geschwindigkeit aber deutlich niedriger - dennoch sorgt die Lösung für Bauchschmerzen, wenn ein mehrstündiger Druckauftrag unbeaufsichtigt laufen soll.

Bei einer Spule mag das noch gut gehen, im Fall des Creatr Dual drängen sich aber bereits zwei Spulen auf den spärlich vorhandenen Platz unter der Druckplatte. Da das Filament auch noch in die entsprechende Öffnung eingefädelt werden muss, verkommt das Einsetzen von neuem Material zu einer mühsamen Aufgabe. Ansonsten kann der Creatr jedoch als "Plug and Play" bezeichnet werden, ein manuelles Kalibrieren der Druckplatte ist nicht erforderlich. Mit Hilfe von vier Stellschrauben kann hier jedoch nachgebessert werden. Alternativ kann auch die "printer gap", der Abstand zwischen Düse und Druckplatte, in den Einstellungen des Slicers angepasst werden.

Mühsame Druckvorbereitung

Der Creatr wird mit einer beheizten Druckplatte ausgeliefert, die das Verziehen des Objekts durch zu rasches Auskühlen verhindern soll. Vor allem für den Druck von ABS, das mit Temperaturen von bis zu 230 Grad im Extruder geschmolzen wird, ist das erforderlich. Leapfrog empfiehlt zudem, eine dünne, raue Kunststofffolie auf die Glasplatte aufzukleben, damit die Objekte während des Drucks besser halten. Im Test kam es aber mit dieser Lösung zu leichten Schwierigkeiten. Das Auftragen der Folie war recht simpel, mit einem Lineal ließ sich die Folie gut glattstreichen. Doch das Entfernen war umso schwerer, vor allem, da der Bauraum recht umständlich zugänglich ist.

Der Kleber muss vor dem Auftragen einer neuen Folie ebenfalls entfernt werden. Mit etwas Mühe, einem Schwamm und Seife ging das recht gut, nahm aber stets rund zehn Minuten in Anspruch. Beim Entfernen einiger Objekte, auch bei aktiver beheizter Druckplatte, wurden zudem Teile der Folie abgerissen, wodurch diese neu aufgetragen werden musste. All das wäre verschmerzbar, wenn die Folie zumindest ihren Zweck erfüllen und die Objekte durch die raue Oberfläche fixieren würde. Doch im Test verrutschten die Objekte, auch zahlreiche Versuche mit der Temperatur des Druckplatte brachten keinen Erfolg. Letztendlich musste UHU-Stick zur Fixierung herhalten, einige Anleitungen im Internet empfehlen auch den Einsatz von Haarspray.

Der Creatr verfügt leider über keine drahtlose Schnittstelle (zum Beispiel WLAN oder Bluetooth) oder zumindest einen SD-Kartenleser. Der Druckauftrag kann nur mit Hilfe der Leapfrog-Software gestartet werden, dazu muss ein PC oder Laptop mit Windows oder Mac angeschlossen werden. Dieser muss auch während des Druckauftrages eingeschaltet und angeschlossen bleiben. Die mitgelieferte Software basiert auf Repetier-Host und kann Einsteiger etwas überfordern. Hat man aber einmal die Funktionen der Software durchschaut, entpuppt sich diese als mächtiges Werkzeug.

Praktisch sind vor allem der G-Code-Editor, der schichtweise den Druckvorgang visualisiert, sowie das übersichtliche Temperatur-Diagramm, mit dem die Temperatur der Extruder sowie der Druckplatte erfasst werden kann. Das Verbinden mit dem Drucker geht flott vonstatten, ein Knopfdruck reicht aus. Die Software akzeptiert 3D-Dateien im STL-Format oder bereits berechneten G-Code. Es ist möglich, mehrere STL-Dateien in einem Druckauftrag zu platzieren, die Berechnung des G-Codes erfolgt anschließend vom kostenlosen Slic3r. Leapfrog liefert hier zahlreiche vorkonfigurierte Profile mit, die sowohl auf den Druck mit einem oder zwei Extrudern ausgelegt sind. Auch das Material sowie ob mit oder ohne Stützmaterial gedruckt werden soll, kann ausgewählt werden.
Die von Leapfrog für PLA voreingestellten Temperaturen sorgten im Test jedoch für ziemliche Probleme. Standardmäßig wurde die Platte mit 70 Grad aufgeheizt, wodurch es zu Verzug kam und die Bodenplatte des gedruckten Bauteils sich meist aufbog. Erst bei einer Temperatur von 50 Grad kam es nicht mehr zu diesem Effekt. Die Qualität der gedruckten Objekte war eher durchschnittlich, der Unterschied zum 800 Euro-Modell von Pearl war kaum erkennbar, gelegentlich waren die Ergebnisse von Pearls Modell sogar besser. Vor allem bei Überhängen ist der Creatr gnadenlos und vernichtete unter anderem die Ohren einer Yoda-Büste, die sich auf anderen Modellen problemlos ausdrucken ließ.
Die Standard-Einstellungen wollten nicht einmal mit Leapfrogs offiziellem Test-Modell eines Frosches so recht funktionieren. Erst nach einigen Versuchen mit verschiedenen Einstellungen ließen sich passable Ergebnisse erzielen. Einen Tick komplizierter wurde es hingegen mit zweifarbigen Modellen. Dazu muss ein Modell in zwei Dateien aufgeteilt werden, die jeweils jene Teile eines Objekts beinhalten, das die selbe Farbe hat. Diese Dateien müssen wiederum manuell in Slic3r geladen und daraus G-Code mit zwei Extrudern erzeugt werden. Leapfrog erklärt diesen Vorgang in der Bedienungsanleitung ausführlich, der - sofern man die beiden 3D-Dateien bereits hat - recht simpel ist.

Leider ist der Druckvorgang selbst nicht dermaßen simpel, selten kam bereits beim ersten Versuch das gewünschte Ergebnis heraus. Vor allem der Extruder-Wechsel bereitete des öfteren Probleme und riss hin und wieder sogar das Objekt von der Druckplatte. Das Verändern der "Printer Gap" sowie der voreingestellten Temperaturen behoben das Problem schlussendlich. Dann ließen sich auch große Objekte, beispielsweise eine knapp zwanzig Zentimeter hohe, zweifärbige Vase mit Rorschach-Muster ausdrucken. Der Creatr kann Objekte mit einer Größe von maximal 23 mal 27 mal 20 Zentimetern ausdrucken.

Der Leapfrog Creatr Dual ist ein solider 3D-Drucker, bei dem großer Wert auf die Verarbeitung gelegt wurde. Die Software kann jedoch qualitativ nicht mit der Hardware mithalten. Sie ist zwar funktional, aber nicht einsteigerfreundlich und lädt zu sehr zum Experimentieren ein. Für jene, die sich damit abfinden können oder sogar Freude an der Suche nach den perfekten Einstellungen haben, ist der Creatr Dual gut geeignet. Der Support durch Leapfrog ist gut und sowohl per Mail als auch telefonisch gut erreichbar. Zudem ist die Bedienungsanleitung sehr ausführlich und beleuchtet nahezu jeden erdenklichen Aspekt des Creatr Dual. Anfänger, die zunächst nur in die Welt des 3D-Drucks hineinschnuppern möchten, sollten sich nach einem etwas günstigeren Modell umsehen, da die Investitionskosten beim Creatr mit rund 1800 Euro recht hoch sind. Der Leapfrog Creatr ist unter anderem beim Wiener 3D-Druck-Händler 3DEE.at erhältlich.

Modell:
Leapfrog Creatr Dual
Maße:
50 x 60 x 50 cm, 32 Kilogramm
Maximale Größe des Objekts:
23 x 27 x 20 cm
Verwendbares Material:
PLA, ABS, PVA, Laybrick, Nylon
Druckauflösung:
0,05 bis 0,35 Millimeter
Unterstützte Betriebssysteme:
Microsoft Windows (ab XP), Mac OS X
Lieferumfang:
Transparente Versand-Etiketten, Netzkabel
Preis:
1.815 Euro

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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