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Glotze

Mit OLED und UltraHD gegen die Flat-TV-Krise

Sportgroßereignisse waren immer schon ein willkommener Anlass, um Konsumenten neue Fernsehgeräte schmackhaft zu machen, um die Bilderpracht in bestmöglicher Qualität zu genießen. Gerade 2012 wird sich dies wieder bewahrheiten, denn mit der Fußball-EM und den Olympischen Spielen stehen gleich zwei Spektakel der Sonderklasse auf dem Programm. Die Industrie hat diese Events auch bitter nötig, denn der TV-Markt ist gesättigt. "Die Boomphase der 2000-Jahre ist vorbei. Seit 2010 stagniert der Markt weltweit. In Europa ist jeder versorgt, nur die Schwellenländer sorgen für Nachfrage", so Steve Bambridge vom Marktforscher GfK.

OLED als Hoffnungsträger
Neuen Schwung soll in den kommenden Jahren eine neue Bildschirmtechnik bringen, die bisheriges in Sachen Bildqualität übertrumpft: OLED. Dass Bildschirme auf Basis dieser Technik die aktuelle Generation an LCD/LED-Geräten ablösen wird, war nur eine Frage der Zeit. Bereits seit über acht Jahren werden Displays mit Organischen Licht Emittierenden Dioden auf Messen gezeigt. Doch bislang konnten Besucher die extrem dünnen, besonders farbprächtigen Geräte nur in kleinen Größen bewundern. Modelle über 22 Zoll waren zu teuer oder technisch nicht machbar.

Auf der diesjährigen CES zeichnet sich nun ein Durchbruch ab. LG zeigt ein OLED-Gerät mit 55 Zoll, Samsung präsentiert ebenfalls eines mit 55 Zoll – und nennt es "Super OLED". Sony wiederum zeigt seine Eigenentwicklung Crystal LED (CLED), die die gleichen Vorzüge bei anderer Konstruktionsweise und Technik bieten soll.

Dünn, scharf, kraftvoll
Alle Geräte sind nur wenige Millimeter dünn, möglich wird dies aufgrund der OLEDs. Werden bei aktuellen LCD-Fernsehern die Pixel mit Licht Emittierenden Dioden (LEDs) zum Leuchten gebraucht, erledigt dies bei den OLEDs eine hauchdünne Schicht organischen Materials. Wird diese unter Strom gesetzt, beginnt sie zu leuchten. Neben der Platzersparnis bringt die neue Technik weitere Vorteile: Sie kann Licht bedeutend schneller ein- und ausschalten. Dies resultiert in einem TV-Bild ohne Verwischer oder Ruckler. Die Darstellung wirkt insgesamt brillanter und schärfer.

Verwirrung bei der Umsetzung
Die Technik hat jedoch auch Nachteile: Bei Bilddarstellung mit kräftigen, hellen Farben kommt es mitunter zu mehr Stromverbrauch als bei LCDs. Des Weiteren altern die verschiedenfärbigen OLEDs (verbaut sind Rot, Grün, Blau) unterschiedlich schnell, was zu Farbenstichen führt. LG löst dies mit vier weißen OLEDs, wovon drei mit Farbfiltern arbeiten (RGB) und das vierte den Lichtausstoß verstärkt. Sony wiederum verbaut sechs Millionen Nano-LEDs bei CLED und bringt die Pixel so zum Strahlen. Hinter jedem einzelnen Pixel sitzen LEDs in den Farben Rot, Grün und Blau. Marktführer Samsung, der als einziger auf klassisches OLED setzt, glaubt hingegen, das Problem des Farbstichs im Griff zu haben.

UltraHD-Geräte ohne UltraHD-Inhalte
Da bei der Herstellung der OLED-TVs erfolgreich neuen Techniken angewandt werden konnten, sind die ersten großen Modelle überraschend günstig. Samsung etwa peilt 5000 Euro für sein Modell an und will in der zweiten Jahreshälfte starten. Bedeutend teuer ist hingegen eine andere Entwicklung, die sich auf der CES abzeichnet. LG (84 Zoll), Toshiba (55 Zoll), Sony und Sharp zeigen Geräte, die Inhalte mit einer noch höheren Bildqualität darstellen. Der  Startpreis liegt bei 10.000 Euro. Der Nachfolge-Standard von FullHD (1920x1080) heißt UltraHD (in der Filmindustrie auch 4K genannt) und bietet viermal so viele Pixel (3840x2160). Besonders Sony setzt auf den neuen Standard, da der Konzern mit dem eigenen Filmstudio direkten Zugriff auf passende Inhalte hat. An denen mangelt es nämlich deutlich.

Extrem hohe Datenraten
Dies ist auch die Hauptkritik an diesem Format, weshalb es in den nächsten fünf Jahren sicher nicht massenmarkt-tauglich wird. TV-Stationen haben erst kürzlich auf HD umgestellt, ein nochmals Aufrüsten ist aus Budgetgründen auszuschließen. Auch Blu-rays in diesem Format gelten als unwahrscheinlich, brauchte eine Minute 4K-Film rund ein Gigabyte. Bislang ist es nur bei YouTube erlaubt, Filme mit dieser Auflösung hochzuladen. Was noch hinzukommt: Die hohe Auflösung macht erst in TVs mit über 50 Zoll einen Sinn, was den Großteil der Wohnzimmer ausschließt.

4K für brillenloses 3D

Geht es nach den Herstellern, wird die höhere Pixelzahl vor allem für brillenloses 3D eingesetzt. Mit diesen Geräten ist es nämlich möglich, die nötigen Perspektiven parallel und ohne großen Qualitätsverlust anzuzeigen. Toshibas (mit Facetracking via Kamera) und Sonys Modelle beherrschen dies bereits. Auf der CES konnte deren Autostereoskopie ausprobiert werden – und hinterließ einen überraschend positiven Eindruck.

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Benjamin Sterbenz

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