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Smartphones

Nexus 4: Starker Androide mit kleinen Schwächen

Googles Nexus-Smartphone-Reihe ist mittlerweile in der vierten Generation angekommen. Nach HTC (Nexus One) und Samsung (Nexus S und Galaxy Nexus) hat sich der Suchmaschinenkonzern diesmal erstmals mit LG zsuammengetan, um das neue Flaggschiff zu entwickeln und zu produzieren.

Erster Eindruck
Liegt das Smartphone flach auf einem Tisch lässt, es sich im ersten Moment nur schwer von seinem Vorgänger unterscheiden. Die abgerundete Form wurde beibehalten und auch die Abmessungen im Vergleich zum Galaxy Nexus haben sich kaum geändert. Das Nexus 4 misst 134 x 69 x 9 mm. Das Display hat eine Diagonale von 4,7 Zoll (120 mm), das Gewicht liegt bei 139 Gramm.

LG setzt bei der Rückseite auf Glas anstatt auf Kunststoff. Kamera und LCD-Blitz sind vollständig in das Gehäuse integriert und bilden keine Erhebung. Durch die gläserne Rückseite fühlt sich das LG-Smartphone zwar edel, aber auch etwas zerbrechlich an. Auch an Fingerabdrücke auf der Rückseite sollte man sich schnell gewöhnen. Nicht perfekt gelöst ist auch die Kante. Der silberne Rahmen rund um das Display ist wenig widerstandsfähig und lässt sich relativ leicht abschlagen.

Die einzigen physischen Tasten am Gehäuse sind die Power- und die Lautstärke-Taste. Der Druckpunkt der Power-Taste hätte etwas klarer ausfallen können, es braucht oft mehr als einen Versuch, das Handy so aus dem Standby zu wecken. Die Rückseite ist fest verschraubt, wodurch der Akku auch nicht ohne Werkzeug auswechselbar ist. Die SIM-Karte wird über einen Einschub an der linken Seite eingesetzt.

Das Innenleben und das Display
In Sachen Spezifikationen weist das Nexus 4 derzeit fast alle anderen High-End-Smartphones in die Schranken. Die Quadcore-CPU von Qualcomm ist mit 1,5 GHz getaktet, mehr bietet derzeit nur das One X+ von HTC mit 1,7 GHz. Arbeitsspeicher sind zwei GB Ram vorhanden. Flash-Speicher sind, je nach Ausführung, 8 oder 16 GB verfügbar. In Sachen Konnektivität setzt das Nexus 4 auf Bekanntes. WLAN wird in den Standards a/b/g und n unterstützt, Bluetooth in der neuesten Version 4.0. Mobilfunk- und WLAN-Empfang fielen im Test weder besonders positiv noch negativ auf, auch die Sprachqualität stimmt.

Beim Display setzt LG auf die IPS-Technologie "TrueHD+". Die Auflösung beträgt 1280 x 768, wodurch bei einer Diagonale von 4,7 Zoll eine Pixeldichte von 320 Pixels per Inch (PPI) entsteht. Das entspricht in etwa dem, was man von anderen High-End-Smartphones kennt, das HTC OneX+ kommt etwa auf 312 PPI, das Galaxy S III auf 306 PPI.

Schärfe und Helligkeit stimmen beim Nexus 4. Durch die IPS-Technologie strahlt das Display intensiv genug, dass man es auch unter widrigen Umständen, wie etwa bei Sonnenschein im Freien, ohne Schwierigkeiten lesen kann. Durch das IPS-Panel wirken Farben weit weniger gesättigt, als man es etwa von OLED-Displays kennt. Dafür ist das Weiß sauberer und strahlender als bei Smartphones mit den organischen Leuchtdioden.

Auch im Vergleich mit anderen LCD-Displays wirken die Farben auf dem Nexus 4 eine Spur blasser. Besonders fällt das auf, wenn man das Display von einem schiefen Blickwinkel betrachtet.

Die Leistung
Nichts auszusetzen gibt es an der Leistung des Nexus 4. Die Navigation durch die Menüs läuft ohne jegliche Verzögerungen ab. Der Touchscreen reagiert präzise und auch bei Multitasking zeigt das Smartphone keinerlei Schwächen. Auch aufwändige Apps wie 3D-Spiele haben im Test keine Probleme gemacht. Der Eindruck vieler Tester, dass Googles Browser Chrome wenig flüssig läuft, konnte nur teilweise bestätigt werden. Zwar reagiert Chrome in der aktuellen Version nicht ganz so schnell, wie der Stock-Browser, wirklich dramatisch ist der Geschwindigkeitsverlust aber nicht.

Diese gute Leistung wird auch in den Benchmarks widerspiegelt. Im Quadrant Standard kommt das Nexus 4 auf 3.592 Punkte, AnTuTu misst 11.972 Punkte. Vellamo kommt im CPU-Test auf 570 Punkte, der HTML5-Test konnte im Test mit der aktuellen Vellamo-Version nicht durchgeführt werden.

Die Software
Wie alle Nexus-Geräte wird auch das Nexus 4 mit Android in der unmodifizierten Originalfassung ausgeliefert und bietet dahingehend keine Überraschungen. Zum Marktstart ist die neueste Version 4.2.1 vorinstalliert, die im Vergleich zu 4.1 (Jelly Bean) unter anderem eine überarbeitete Kamera-App sowie eine neue Tastatur bietet.

Der Akku
In der Vergangenheit wurde immer wieder von einer schwachen Akkuleistung berichtet, die unter Android 4.2 auftritt. Im Test zeigte sich der Akku eher schwach bis bestenfalls mittelmäßig. Das Nexus hielt bei mittlerer bis starker Nutzung rund 17 Stunden durch, zwei Drittel des Zeitraums war es dabei mit WLAN-Netzen verbunden. Viel länger kommt man mit anderen Smartphones in der Regel zwar auch nicht aus, aber 25 - 30 Stunden sollten bei derartiger Nutzung möglich sein. Wie immer bleibt die Hoffnung, dass Google die Akkuprobleme mittels Software-Update nachträglich in den Griff bekommt.

Die Kamera
Das Nexus verfügt über eine Kamera mit einer maximalen Auflösung von 8 Megapixel. Der Sensor wird rückseitig belichtet und kann auch Vidoes mit einer Auflösung von maximal 1080x720 bei 30 Bildern pro Sekunde machen. Zusätzlich gibt es noch eine Frontkamera mit 1,3 Megapixel, die Videos maximal in 720p aufnimmt.

Wirklich überzeugen kann die Kamera im Test nicht. Besonders im direkten Vergleich mit den Fotos der Androiden Galaxy S III, oder dem HTC One X beziehungsweise One X+ machen sich besonders unter schlechten Lichtverhältnissen Schwächen bemerkbar. Besonders der Weißableich versagt unter etwas schwierigeren Lichtsituationen nahezu komplett. Wird das Licht besser, steigt auch die Leistung der Kamera. Bestenfalls erreicht man jedoch, im Vergleich mit anderen Smartphone-Kameras, durchschnittliche Ergebnisse.

Das Fazit
Das Nexus 4 ist eine würdige Fortsetzung der Nexus-Serie, aber keine Revolution. Der solide Gesamteindruck wird nur durch einige wenige Umstände getrübt. So hätte man bei der Kamera wohl etwas mehr Liebe zum Detail an den Tag legen können, auch der silberne Rand dürfte nicht jedermanns Geschmack sein. Eine Frage des persönlichen Geschmacks dürfte auch das LCD-Display sein, das in einigen Situationen sehr blass aussieht. Das größte Manko ist die schwache Akkuleistung, die aber noch durch ein Software-Update gebessert werden könnte.

Wer derzeit noch ein älteres Smartphone aus Android 2.x-Zeiten verwendet, kann bedenkenlos auf das Nexus 4 umsteigen. In Deutschland ist das Smartphone in der 16-GB-Variante vertragsfrei um 359 Euro erhältlich, in Österreich wird es etwa von MediaMarkt und DiTech um 400 Euro verkauft. Andere High-End-Smartphones kosten zum Marktstart 100 bis 200 Euro mehr, was ebenfalls für einen Kauf des Nexus 4 spricht.

Wer derzeit den Vorgänger Galaxy Nexus verwendet, sollte sich den Umstieg zumindest gut überlegen. Schnellerer Prozessor, mehr Arbeitsspeicher, mehr Megapixel und eine andere Philosophie beim Gehäuse sind die gröbsten Unterschiede zum Vorgänger. Abgesehen davon, wie sich das Smartphone in der Hand anfühlt, wird man im Alltag wenig von dem Update bemerken.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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