Nexus 6
Nexus 6
© Gregor Gruber

Nexus 6 im Test: Günstig war gestern

Nexus 6 im Test: Günstig war gestern

Bislang galten die Smartphones der Nexus-Reihe als preiswert. Kunden bekamen die Technik aktueller Spitzenmodelle zu deutlich günstigeren Preisen und noch dazu die aktuellste Android-Version. Zumindest daran hat sich nichts geändert.

Das Nexus 6 ist das erste Smartphone, das werksseitig mit Android 5.0 Lollipop ausgeliefert wird. Mit einem Preis von 649 Euro (UVP, Straßenpreis ab 599 Euro) verabschiedet sich Google aber vom mittleren Preissegment und positioniert den 6-Zöller im Premium-Bereich. Die futurezone hat das Nexus 6 getestet.

Metallrahmen

Das Nexus 6 nutzt den selben Trick wie Samsung bei dem Galaxy Note 4. Die Rückseite ist zwar Plastik, der Rahmen besteht aber aus Metall. Hält man das Nexus 6, berühren die Finger und Teile der Handfläche so immer Metall, wodurch das Smartphone einen hochwertigen Eindruck vermittelt. Kleines Manko: Die Schlitze der Stereo-Lautsprecher an der Front sind Sammelstellen für Fuseln und anderen Hosentaschen-Schmutz.

Der untere Rand der Front wurde angenehm klein gehalten. Oben hätte man, aus ästhetischer Sicht, ruhig noch ein oder zwei Millimeter einsparen können. Verschwenderisch wird mit dem Platz aber dennoch nicht umgegangen. Trotz 0,3 Zoll größerem Displays ist das Nexus 6 nur etwa 5 mm höher und 4mm breiter als das Samsung Note 4.

Die Plastikrückseite wird von dem Nexus-Schriftzug dominiert, darüber hat sich der Hersteller Motorola mit seinem Logo und einer Delle verewigt. Die matte Rückseite ist weder sichtbar strukturiert noch gemustert, sorgt aber für einen rutschfesten Halt. Strahlt helles Licht direkt darauf, sind Fingerabdrücke und -schmierer recht deutlich sichtbar.

Einhändiger Balanceakt

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Um die 10 Millimeter Dicke zu verschleiern, ist die Rückseite gewölbt, wodurch das Nexus 6 zu den Rändern hin schlanker wird. Das kann aber nicht über das 6-Zoll-Display hinwegtäuschen. Wie bei anderen großen Smartphones ist die einhändige Nutzung nur bedingt möglich.

Die relativ gut rutschhemmende Rückseite erleichtert zwar den Balanceakt bei der einhändigen Bedienung, aber der Daumen muss auch so noch ordentlich gestreckt werden. Mitgedacht hat Motorola bei der Position der Hardware-Tasten. Die Standby- und Lautstärke-Tasten sind rechts mittig angebracht und dadurch sowohl beim Benutzen mit der linken als auch der rechten Hand gut zu erreichen. Die Standby-Taste hat eine Struktur, um sie leichter erfühlen zu können.

Die zweihändige Bedienung klappt problemlos. Das Nexus 6 hat keine scharfen Kanten oder spitzen Ecken, die sich in die Handflächen bohren könnten. Das Gewicht ist mit 184 Gramm zwar hoch, aber das Nexus 6 ist gut ausbalanciert. Dadurch fällt es im Zweihand-Betrieb nicht störend auf. Bei längeren Telefongesprächen wird man aber öfters die Hand wechseln.

Display

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Wie auch das Samsung Note 4 hat das Nexus 6 ein AMOLED-Display mit der QHD-Auflösung 2.560 x 1.440 Pixel. Dementsprechend scharf ist die Darstellung von Schriften und hochauflösenden Bildern.

Das Display des Note 4 ist etwas heller, aber auch bei Sonnenlicht lässt sich das Nexus 6 noch gut benutzen. Ist die automatische Helligkeitsreglung aktiv und die Ausgangs-Helligkeit ganz nach unten geschaltet, ist das Nexus 6 dünkler als das Note 4. Das ist als Vorteil zu sehen, wenn man in einem komplett abgedunkelten Raum das Smartphone verwendet. Das Nexus 6 bekommt hier aber einen kräftigen Rotstich, während das Note 4 etwas schwächer eher ins Grüne abdriftet.

Das Weiß ist beim Nexus 6 weniger sauber als beim Note 4. Die Farben sind sehr kräftig, aber auch übersättigt. Besonders bei Gesichtern und Portraitfotos fällt auf, dass die Farben stärker verfälscht sind als beim Note 4. Nichtsdestotrotz sehen die kräftigen Farben im Alltagsgebrauch meist gut aus.

Für eine bessere Ablesbarkeit des Displays und für Menschen mit Sehschwäche, findet man in den Einstellungen noch die Modi Großer Text, Text mit hohem Kontrast, Farbumkehr und die Farbkorrektur. Letztere steht für die Sehschwächen Rot-Grün und Blau-Gelb zur Verfügung.

Android 5.0 Lollipop

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Das Nexus 6 hat Android Lollipop in der Version 5.0.1 installiert. Die futurezone hat die Android-Variante bereits ausführlich getestet:Hier geht es zum Test.

Auf dem Nexus 6 macht sich Lollipop gut. Das hellere Farbschema kommt auf dem AMOLED-Display gut zur Geltung. Die vielen Animationen sind anfangs gewöhnungsbedürftig, lassen das Nexus 6 aber dynamischer wirken, obwohl die imposante Größe möglicherweise einen trägen Eindruck vermittelt hätte.

Nicht optimal ist, dass Android 5.0 nicht die Größe und Auflösung des Nexus 6 zu schätzen weiß. Zwar tippt es sich auf der virtuellen Tastatur durch die großen Tasten sehr gut, es fehlen aber Funktionen, zur besseren Nutzung der Größe im Breitbild-Format, wie etwa eine Darstellung von zwei Fenstern nebeneinander oder eine Vorschau-Funktion für Mails, wenn die Gmail-App im Querformat genutzt wird. Auch fehlen Optionen, um die Einhand-Bedienung zu erleichtern, wie sie etwa Samsungs Note 4 bietet.

Benachrichtigungen

So werden die Benachrichtigungen angezeigt, wenn sie eintreffen, während das Nexus 6 im Standby-Modus ist

Bei Android 5.0 wurden die Benachrichtigungen überarbeitet. Im Lockscreen werden mehrere Benachrichtigungen untereinander als Vorschau angezeigt. Per Antippen wird zur entsprechenden App gewechselt. Tippt man mit dem Finger länger auf die Benachrichtigung, kann zu den Einstellungen der entsprechenden App gewechselt werden.

Wischt man im Homescreen von oben nach unten, werden die Benachrichtigungen in der Status-Leiste angezeigt. Ist nur ein neues Mail eingetroffen, wird der Inhalt auf mehreren Zeilen angezeigt. Darunter sind Schaltflächen um die Nachricht direkt zu löschen oder darauf zu antworten.

Die Anzeige von Benachrichtigungen können für alle Apps einzeln geregelt werden. Entweder werden sie komplett blockiert oder als „Wichtig“ eingestuft. Benachrichtigungen wichtiger Apps werden weiter oben angezeigt. Zudem werden sie angezeigt, wenn der Modus „nur wichtige Unterbrechungen“ aktiv ist. Im Modus „Keine“ werden alle Benachrichtigungen deaktiviert. Die Modi werden gewechselt, indem eine der Lautstärke-Tasten gedrückt und dann der entsprechende Modus am Touchscreen ausgewählt wird.

Keine Benachrichtigungsleuchte

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Das Nexus 6 hat zwar eine LED-Benachrichtigungsleuchte, aber diese ist deaktiviert. In der Suchfunktion findet man sogar den Punkt „Benachrichtigungslicht“, tippt man ihn jedoch an, kommt man in das Einstellungsmenü „Ton & Benachrichtigungen“ – und hier ist keine Spur vom Benachrichtigungslicht zu finden.

Als Alternative werden im Lockscreen Benachrichtigungen kurz in Hellgrau auf schwarzem Hintergrund angezeigt, wenn sie eintreffen. Hebt man das Smartphone an, wird die Uhrzeit und Benachrichtigungen kurz angezeigt. Eine Tap-to-Wake-Funktion gibt es nicht. So muss man das Nexus 6 immer anheben oder über die Standby-Taste aufwecken, um Benachrichtigungen zu sehen oder das Smartphone zu entsperren.

Der Start der Spracheingabe mittels „OK Google“ funktionierte im Test auch im Standby-Modus gut. Die Befehle selbst wurden nicht immer ausreichend erkannt, etwa wenn man eine E-Mail an einen bestimmten Kontakt schicken oder eine Website mit einem englischen Wort in der URL öffnen wollte. Einfachere Befehle, wie „Stelle einen Wecker für 13 Uhr 15“ wurden hingegeben sofort erkannt und umgesetzt.

Shortcuts

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Die Google-Suchleiste am Homescreen kann nicht ohne weiteres verschoben werden. Die vier Apps in der Shortcut-Leiste können ausgetauscht oder entfernt werden. Mehr als vier Shortcuts sind zwar nicht möglich, dafür kann man aber Ordner in der Leiste anlegen.

Um die Shortcuts für die Einstellungen zu öffnen, muss man zwei Mal von oben nach unten wischen. Der erste Wischer öffnet nur die Benachrichtigungen. Alternativ kann mit zwei Fingern von oben nach unten gewischt werden, um gleich zu den Schnelleinstellungen in der Status-Leiste zu kommen. Welche Shortcuts hier angezeigt werden, sind vorgegeben und können nicht vom User bearbeitet werden.

Die virtuellen Navigationstasten an der Unterseite, Zurück, Home und die App-Liste, haben neue Icons, passend zum restlichen Look von Android 5.0. Die zuletzt geöffneten Apps werden in einer Art Cover-Flow-Ansicht gezeigt. Geöffnete Tabs, etwa bei mehreren Website im Browser oder wenn in Gmail ein E-Mail verfasst wird, werden separat angezeigt. Das ist durchaus positiv, in Chrome ist das Wechseln zwischen Browser-Fenstern jetzt bequemer als bei Android 4.4 über das Tab-Symbol.

Leistung

Nexus 6

Mit dem Snapdragon 805 2,7 GHz Quad-Core-Prozessor und 3 GB RAM gehört das Nexus 6, zusammen mit dem Samsung Note 4, zu den derzeit schnellsten Android-Smartphones. Die Benchmarks liefern folgende Ergebnisse:

3D Mark Ice Storm Unlimited: 23207 Quadrant Standard: 13267 Vellamo Multicore: 1733 Vellamo Metal: 1566 AnTuTu 5.6: 51264 Geekbench 3 Muli-Core: 3200

Der Akku hält bei normaler Nutzung einen Tag durch. Der mitgelieferte Turbo Charger ist zwar größer als andere Smartphone-Ladegeräte, hält aber sein Versprechen. In knapp zwei Stunden ist das Nexus 6 damit komplett aufgeladen.

Beim Telefonieren klingt der Gesprächspartner etwas blechern, ist aber noch problemlos verständlich. Bei der Medienwiedergabe erzeugen die zwei Stereo-Lautsprecher einen sehr lauten, aber nicht besonders guten Ton. Ab etwa 2/3 der Maximallautstärke beginnt der Sound zu scheppern. An die Tonqualität des HTC One (M8) kommt das Nexus 6 nicht heran.

Kamera

Dual-LED-Blitz

Die Kamera-App von Android 5.0 ist sehr reduziert. Zwar gibt es die Modi Photo Sphere, Panorama und Fokuseffekt, jedoch keine manuellen Einstellungen, wie Belichtungskorrektur oder Weißabgleich. Aktiviert man den HDR-Modus, dauert es fast drei Sekunden, bis das erste Foto aufgenommen werden kann.

Der Autofokus arbeitet verlässlich, aber langsamer als beim Samsung Note 4 und LG G3. Die Bilder weisen dennoch eine leichte Unschärfe auf, wenn sie nicht bei Optimalbedingungen aufgenommen werden. Auch bei ausreichend Licht fällt das Bildrauschen manchmal etwas zu stark aus und es sind zu wenige Details sichtbar.

Aufnahmen bei wenig Licht sind kaum zu gebrauchen. Der Dual-LED-Blitz leuchtet nur auf kurze Distanz und ungleichmäßig aus. Und selbst mit LED-Blitz ist ein starkes Bildrauschen sichtbar, hinzu kommen noch ausgewaschene Farben.

Bei der Videoaufnahme schlägt sich das Nexus 6 gut. Neben FullHD kann das Smartphone auch in UHD aufnehmen. Hat man nicht vor die Clips auf einem UHD-TV oder -Monitor anzusehen, sind sie den höheren Speicherbedarf nicht wert. Am Nexus 6 ist bei der Wiedergabe zwischen FullHD- und UHD-Video kaum ein Unterschied bemerkbar.

Fazit

Nexus 6 im Kinomodus

Nutzer, die ein Nexus 4 oder 5 verwenden und auf ein Nachfolgegerät gehofft haben, werden womöglich enttäuscht sein. Aufgrund des 6-Zoll-Displays ist das Nexus 6 kein massentaugliches Smartphone, wie dies Nexus-Geräte früher waren.

Wollte man ohnehin ein Phablet kaufen und bevorzugt pures Android, ist das Nexus 6 die erste Wahl. Kleinigkeiten, wie die nicht unterstützte Benachrichtigungsleuchte oder das fehlende Tap-to-Wake-Feature, werden hoffentlich noch per Patch nachgereicht.

Ist das reine Android kein Pflicht-Kriterium für den Kauf, ist das Samsung Galaxy Note 4 eine Alternative, das bei einigen Händlern bereits ab 640 Euro erhältlich ist. Es hat eine bessere Kamera, ein besseres Display und sieht optisch eleganter aus.

Technische Daten

Modell: Motorola Nexus 6Betriebssystem: Android Lollipop 5.0.1Maße und Gewicht: 82,98 mm x 159,26 mm x 10,06 mm, 184 GrammChipsatz, CPU: Qualcomm Snapdragon 805 Quad-Core-CPU, 2,7 GHzRAM: 3 GBBildschirm: 5,96 Zoll AMOLED, 2.560 x 1.440 PixelSpeicher: 32 GB oder 64 GBKamera: 13 Megapixel Haupt, 2 Megapixel FrontAkku: 3.220 mAhSonstiges: 802.11 a/b/g/n/ac HT80, MIMO, Bluetooth 4.1, Micro-USB 2.0, A-GPS, NFC, Qi kontaktloses ladenPreis: 649 Euro (32 GB) 699 Euro (64 GB)

Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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