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Smartwatch

Pebble Watch: Wenig Funktionen, viel Potenzial

Als das Kickstarter-Projekt rund um die Pebble-Uhr am 11. April 2012 gestartet ist, hatten die Initatoren geplant, 100.000 US-Dollar zu lukrieren. Die Resonanz der Kickstarter-Community war jedoch so groß, dass es bis zum Ende der Kampagne am 18. Mai 2012 über 10.200.000 Dollar waren, die gesammelt werden konnten. Die Pebble ist somit bis heute das erfolgreichste Projekt, das jemals über Kickstarter realisiert wurde, insgesamt haben knapp 69.000 Menschen finanzielle Unterstützung geleistet.

Durch den massiven Andrang hat sich die Auslieferung der Uhren verzögert, ursprünglich hätten im September 2012 die ersten Exemplare versandt werden sollen. Tatsächlich wurden die ersten Uhren im Jänner 2013 ausgeliefert, aktuell sind bereits mehrere Tausend gebaut und versendet worden. Inzwischen ist auch in der futurezone-Redaktion eine Pebble angekommen.

Erster Eindruck
Geliefert wird die Smartwatch in einer schlanken Kartonverpackung. Der Lieferumfang ist spartanisch gehalten, abgesehen von der Uhr liegt der Packung lediglich ein USB-Kabel bei, über das der Akku geladen wird. Bei dem Kabel handelt es sich um kein gewöhnliches USB-Kabel, der Anschluss an der Pebble wurde extra für die Uhr entworfen. Laut dem Hersteller konnte kein gewöhnlicher micro- oder miniUSB-Anschluss verwendet werden, da durch den speziellen Anschluss die Wasserfestigkeit der Uhr garantiert wird. Wie wasserfest die Pebble wirklich ist, ist derzeit ein Streitpunkt in den Foren. So heißt es von offizieller Seite, dass es zwar möglich sei, mit der Uhr schwimmen zu gehen, Duschen ist aufgrund des heißen Wassers aber wohl problematisch.

Die Uhr selbst misst 50,3 x 32 mm und ist 8,44mm dick. Das Gewicht der Uhr ohne Band liegt bei 18 Gramm, mit dem beigelegten Uhrenarmband beträgt es 36 Gramm. Die Pebble ist damit etwas größer, als man es von gewöhnlichen Uhren gewohnt ist, was im Alltag aber nicht wirklich stört. Auch das Gewicht ist angenehm gering und bietet keinen Grund für Beschwerden.

Die Verarbeitung der Uhr selbst ist durchwegs gelungen, es ist alles sauber verklebt. Lediglich das beigelegte Uhrenarmband aus Gummi wirkt etwas billig und erinnert ein wenig an eine Spielzeuguhr. Je nach Wunsch kann das Armband aber gegen jedes gängige 22-mm-Uhrenarmband ausgetauscht werden.

Display und Bedienung
Die Pebble wird als E-Paper-Watch beworben. E-Reader wie der Kindle verfügen ebenfalls über ein E-Paper-Display und setzen auf die E-Ink-Technik. Bei der Pebble kommt hingegen ein monochromes High-Contrast-LC-Display mit einer Auflösung von 144 x 168 Pixel zum Einsatz.

In der Praxis spiegelt das Display im Tageslicht zwar etwas, ist in der Regel aber gut lesbar. Auch im Freien unter direktem Sonnenlicht kann man die Anzeige klar erkennen. Um die Anzeige im Dunkeln auch lesen zu können, ist eine Displaybeleuchtung integriert, die man über einen Druck auf den Knopf an der linken Seite aktiviert. Das Licht ist zwar nicht sonderlich stark, reicht aber aus. Nach vier Sekunden schaltet sich die Beleuchtung wieder automatisch aus.

Für die restliche Bedienung befinden sich drei Tasten auf der rechten Seite des Gehäuses. Die obere und untere Taste schalten zwischen den verschiedenen virtuellen Ziffernblättern durch, die mittlere führt ins Hauptmenü.

Verbindung mit Smartphone und App
Der Einsatz der Pebble macht nur in Verbindung mit einem Smartphone Sinn. Verbunden wird die Uhr über Bluetooth, die Verbindungsherstellung funktionierte im Test ohne Probleme. Damit das Smartphone auch mit der Pebble kommunizieren kann, ist eine entsprechende App verfügbar. Derzeit ist die offizielle Pebble-App lediglich für Android und iOS kostenlos im jeweiligen App-Store erhältlich. Um die App zu nutzen, ist ein Smartphone mit der Android-Version 2.3.3 oder höher notwendig, für die Nutzung mit einem iPhone muss es mindestens ein iPhone 3GS oder ein iPod Touch (ab der dritten Generation) sein.

Über die Smartphone-App kann man auch Apps auf der Pebble installieren. Derzeit haben die Entwickler lediglich ein Software Development Kit (SDK) für die sogenannten Watchfaces, also für die virtuellen Ziffernblätter veröffentlicht. Die inoffiziellen Apps können lediglich mit der Android-App installiert werden. Laut den Entwicklern wurde zwar bereits auch ein entsprechendes Update für die iOS-App eingereicht, aber noch nicht von Apple zugelassen.

Ohne Android-Smartphone ist es derzeit nur über einen Umweg möglich, Apps auf der Pebble zu installieren. Die Apps selbst kann man über das offizielle Pebble-Forum herunterladen.

Abgesehen von den virtuellen Ziffernblättern gibt es derzeit nur zwei Apps, die man sich installieren kann. Einerseits ist das eine Stoppuhr und andererseits der Handygame-Klassiker Snake.

Benachrichtigunsfunktion
Eine der Hauptaufgaben der Pebble ist es, ihren Träger über Smartphone-Ereignisse zu benachrichtigen. Trifft eine Nachricht ein, leuchtet und vibriert die Uhr, um sich bemerkbar zu machen.

Hat man die Pebble-App installiert, kann man die Benachrichtigungen konfigurieren, die an die Uhr weitergegeben werden sollen. Standardmäßig kann die Pebble ihren Träger über Anrufe, SMS, E-Mails oder Kalender-Benachrichtigungen sowie über Google-Talk-, Google-Voice-, Facebook- und WhatsApp-Nachrichten informieren. Die Nachrichten werden dabei in voller Länge angezeigt, mit den Tasten auf der Pebble kann man längere Texte durchscrollen.

Bekommt man mehrere Benachrichtigungen, ohne sie zwischendurch abzufrufen, stößt die Pebble aber bereits an ihre Grenzen. Die Uhr zeigt nämlich nur die jeweils letzte Benachrichtigung an. Klickt man sie weg, sind auch alle zuvor eingetroffenen Benachrichtigungen weg. Laut den Entwicklern handelt es sich hierbei aber um einen Fehler in der Software, der in nächster Zeit behoben werden soll.

Bei Anrufen ist es derzeit außerdem so, dass man sie unter Android mit der Pebble lediglich ablehnen, nicht aber annehmen kann. Mit iOS tritt dieses Problem nicht auf. Hat man etwa eine Freisprecheinrichtung im Ohr, kann man somit den Anruf direkt über einen Knopfdruck an der Uhr entgegen nehmen.

Will man auf seiner Pebble auch Benachrichtigungen bekommen, die (noch) nicht von der Standard-App unterstützt werden (wie etwa Twitter), muss man auf Apps von Drittherstellern zurückgreifen. Für Android ist etwa die kostenlose App Pebble Notifier verfügbar, mit der man im Grunde jede Android-Notification zur Pebble weiterleiten kann. So ist es etwa auch möglich, Routenanweisungen von der Google-Maps-Navigation direkt an die Pebble weiterschicken zu lassen. Die Uhr benachrichtigt einen etwa jedes Mal, wenn man während der Fahrt abbiegen muss. Unter iOS ist derzeit ein Jailbreak des iPhones oder iPods notwendig, um alle Notifications weiterleiten zu lassen.

Auch mit dem Online-Automatisierungstool Ifttt lassen sich in Verbindung mit der Pebble zahlreiche individuelle Benachrichtigungen realisieren.

Weitere Funktionen
Die zweite Hauptfunktion der Pebble ist es, die Musikwiedergabe auf dem Smartphone zu steuern. Die Pebble-App unterstützt dabei unter iOS und Android gänge Musik und Video-Player. Damit die App auch weiß, was durch die Pebble angesprochen werden soll, muss man den gewünschten Player im Vorfeld über die App bestimmen.

Dann kann man die Musik mit der Pebble starten, stoppen und Track weiter- beziehungsweise zurückschalten. Die Lautstärke kann man über die Musik-App nicht bestimmen. Einmal konfiguriert, funktioniert die Musikkontrolle im Test sehr zuverlässig.

Abgesehen von den zwei Hauptfunktionen sind die Möglichkeiten mit der Pebble noch sehr eingeschränkt. So ist zusätzlich standardmäßig lediglich eine Alarmfunktion integriert. Sobald eine vollwertige SDK veröffentlicht ist, dürften aber viele weitere Apps kommen, die die Pebble um eine Reihe von Funktionalitäten erweitern.

Akku
In Sachen Akkulaufzeit gehen die Berichte von Pebble-Anwendern stark auseinander. So soll mit der aktuellen Firmware  der Verbrauch in Verbindung mit einem iOS-Gerät besonders stark gestiegen sein. Pebble selbst hingegen, gibt eine Laufzeit von rund sieben Tagen an. Im Test in Verbindung mit einem Android-Smartphone hielt die Pebble knapp vier Tage durch, bevor sie wieder an die Steckdose musste. Die Software hat hier auch noch Nachbesserungsbedarf, die Akkuanzeige meldet sich erst dann, wenn die Reserven erschöpft sind.

Fazit
Wer sich eine Pebble kauft, darf nicht hoffen, eine komplett fertige und völlig funktionale Smartwatch zu bekommen. Die Hardware ist zwar gelungen, in Sachen Software müssen die Entwickler aber noch nachbessern.

Die Benachrichtigungen funktionieren grundsätzlich gut und zuverlässig, wäre da nicht die wesentliche Schwäche, dass immer nur die letzte Nachricht angezeigt wird. 

Auf offiziellem Weg werden derzeit außerdem nur wenig Apps unterstützt, von denen die Benachrichtigungen weitergeleitet werden können. Wünschenswert wäre eine native Unterstützung populärer Apps wie zum Beispiel Twitter oder Skype.

Richtig nützlich wird die Pebble etwa in Situationen, wo man etwa am Steuer eines Autos oder am Fahrrad sitzt und Navigationsanweisungen direkt auf das Armgelenk geschickt bekommt. Oder dann, wenn man ein großes Smartphone nicht in der Hosentasche, sondern etwa im Rucksack mit sich herumträgt und direkt über die Uhr SMS oder E-Mails lesen kann.

Durch die Veröffentlichung einer vollwertigen SDK dürfte die Anzahl der Apps für die Pebble jedoch schnell zunehmen, was die Uhr auch um weitere Funktionen erweitern wird. Sollte das eintreten und sollten es die Entwickler schaffen, die offizielle Firmware zu überarbeiten, könnte die Pebble sehr schnell zu einem unverzichtbaren Begleiter werden.

Derzeit wird die Pebble lediglich an Kickstarter-Unterstützer ausgeliefert, im freien Handel dürfte die Smartwatch im Laufe des Sommers verfügbar sein. Der Preis wird bei 150 US-Dollar (115 Euro) liegen. Käufer aus Österreich müssen dabei aber noch bedenken, dass beim Import aus dem EU-Ausland noch Versand, Zoll und Steuern hinzu kommen.

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Thomas Prenner

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Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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