In der Parkgarage erkennt das Licht, wenn sich jemand nähert. Lichtmasten können künftig allerdings viel mehr: Per GPRS-Verbindung wird man seine Parkscheine darüber lösen können.
In der Parkgarage erkennt das Licht, wenn sich jemand nähert. Lichtmasten können künftig allerdings viel mehr: Per GPRS-Verbindung wird man seine Parkscheine darüber lösen können.
© Philips

Light & Building

Philips: Parkschein per Lichtmast lösen

Paul B. sitzt in einem Großraumbüro, in einer Firma mit mehr als 300 Mitarbeitern. An seinem Arbeitsplatz steht eine LED-Leuchte von Philips, die über eine eigene IP-Adresse verfügt. Sie ist per Netzwerk-Kabel vollständig ins IT-Netzwerk des Gebäudes integriert und lässt sich per App steuern. Die App erkennt das codierte Licht der vernetzten Leuchte über die Kamera des Smartphones automatisch. Paul B. ist es zu hell im Zimmer und er dimmt das Licht mit seinem Handy.

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Green Parking

Die LED-Leuchte ist außerdem mit Sensoren ausgestattet, die erkennen, dass sich ein Mensch am Arbeitsplatz befindet. Wenn Paul B. nach Hause geht wird es im Büro automatisch finster. Paul B. kommt unterdessen in der Parkgarage an. Die Zone, in der sein Auto steht, ist hell beleuchtet. Ein Anwesenheitsmelder hat Paul B. registriert. Im restlichen Parkhaus ist die Beleuchtung auf das nötigste runtergedimmt. Die Kommunikation zwischen Leuchte und Anwesenheitsmelder funktioniert in dem Fall drahtlos, das Parkhaus musste dafür nicht extra verkabelt werden.

Paul B. macht sich als nächstes am Weg in den Supermarkt. Dort will er noch schnell vor seinem Feierabend Avocados und Limetten kaufen für eine Guacamole. Hier hilft Paul B. nun sein Handy weiter. Die Zutaten, die er für den Abend braucht, hat er im Handy als Einkaufsliste abgespeichert. Um diese im Supermarkt nun so schnell wie möglich zu finden, navigiert ihn sein Handy zu den richtigen Regalen. Und zwar ebenfalls drahtlos – aber weder über WLAN, noch über seine Mobilfunk-Verbindung, sondern über die sogenannte „Visible Light Communication“ (VLC).

Navigation über Licht

Das funktioniert folgendermaßen: Das Navigationssystem nutzt die im Supermarkt installierten LED-Leuchten von Philips. Jede Leuchte ist exakt identifizierbar und in der Lage, ihre Position an die App auf das Smartphone des Kunden, in dem Fall Paul B., zu senden. Die Kommunikation erfolgt dabei über das sichtbare Licht mit Hilfe einer für das Auge nicht wahrnehmbaren Codierung des Lichts zur Smartphone-Kamera.

Bei den Limetten angelangt, bekommt Paul B. noch eine Werbebotschaft auf sein Handy geliefert. Gleich neben den Limetten steht nämlich das Regal mit den Desserts. Paul B. wird ein sich direkt in seinem Blickfeld befindlicher Pudding verbilligt angeboten. Er greift zu, bevor es weiter zur Kasse geht.

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Ticket-Kauf am Lichtmast

Mit dem Auto in seiner Straße angekommen und eingeparkt, löst Paul B. sein Parkticket über die Straßenlaterne, die gleichzeitig gerade angeht. Wenn kein Mensch auf der Straße ist, ist diese runtergedimmt. Der Ticket-Kauf funktioniert über einen in der Laterne integrierten GPRS-Chip. Jetzt kann der Feierabend für Paul B. beginnen. Doch plötzlich blinkt seine in „hue“ integrierte LED-Lampe zu Hause rot auf. Das bedeutet, dass er gerade eine E-Mail von seinem Chef bekommen hat. Paul B. hat diese Funktion eigenhändig so eingestellt. Rasch wirft Paul B. noch einmal einen letzten Blick auf sein Smartphone, um sich dann zu denken: „Das kann bis morgen warten“.

Was jetzt für viele noch wie eine Zukunftsvision klingt, hat Philips auf der „Light & Building“ in Frankfurt vorgestellt und vor Testkunden live gezeigt. Teile dieser Vernetzung sind bereits im Einsatz, wie etwa die Lösung für das intelligente Bürogebäude. Die erste Installation dieses Systems erfolgte von OVG Real Estate für Deloitte in Amsterdam, wo bereits 6000 Leuchten ausgetauscht wurden. Damit können sich bis zu 70 Prozent der CO2-Emissionen eines Gebäudes einsparen lassen.

Vernetzung im Test

Die Parkraumbewirtschaftung, das Bezahlen des Parkscheins per GPRS-Lichtmasten, wird bereits in Deutschland getestet. In den USA gibt es auch Tests mit Lichtmasten als Mobilfunkcenter. Die Straßenbeleuchtung, die von selbst heller und dunkler wird, wenn ein Mensch vorbeikommt, ist ebenfalls bereits in Erprobung. Für die Parkanlage, bei der die Anwesenheitsmelder mit den Leuchten kommunizieren, gibt es laut Rudolf Koch, Geschäftsführer von Philips Lighting in Österreich, ein „sehr großes Interesse“. Die Shopping-Lösung, bei der das Licht weiß, wo der Smartphone-Kunde sich aufhält, kam bei den Händlern dagegen bei einer ersten Vorstellung weniger gut an.

„Wir liefern die Technologien und der Markt wird uns zeigen, ob und wie diese angenommen werden“, erklärte Roger Karner, Philips-Geschäftsführer für den deutschsprachigen Markt beim Pressegespräch vor Journalisten. So könne es zum Beispiel sein, dass das smarte Navigationssystem in einem Krankenhaus den Mitarbeitern zeigt, wo sich einzelne Medizingeräte befinden, oder aber Mitarbeitern in einem Warenhaus, wo sich einzelne Artikel versteckt haben. „Wir wissen nicht, was die Killer-App ist. Aber diese Technik wird in den nächsten Monaten marktreif“, so Karner.

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Fokus auf Service

Philips will mit seinen neuen Lösungen einen Mehrwert über die Lichtqualität hinaus generieren und sieht den Zukunftsmarkt im Bereich „Lighting as a Service“ (LaaS). Deshalb hat der Konzern eigene Abteilungen für jeden Bereich gegründet – City, Büro, Shops – schließlich habe man es überall mit unterschiedlichen Wettbewerbern zu tun, wie Koch der futurezone erzählt. Philips sieht sich dabei als „Gesamtansprechpartner“. Beim Mutterkonzern gibt es eine eigene Business-Group, die für Service- und Sicherheitsthemen zuständig ist. Diese arbeitet auch dem österreichischem Service-Team, welches jetzt vermehrt mit neuen Aufgaben betraut wird, eng zusammen. Philips muss in dieses neue Geschäftsfeld nämlich erst „hineinwachsen“. Die Pläne, die auf der Messe vorgestellt wurden, klingen auf jeden Fall ambitioniert.

Die futurezone berichtet von der Light & Building in Frankfurt. Die Reisekosten wurden von der futurezone GmbH selbst sowie von Philips übernommen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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