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Systemkamera

Retro und verspielt: Olympus OM-D E-M5 im Test

40 Jahre nach der Erstveröffentlichung ist das legendäre Design der Olympus OM-Serie in der Gegenwart angekommen und macht dabei einen durchaus selbstbewussten Eindruck. Von der Größe her unterscheidet sie sich nur geringfügig von den analogen Vorfahren. Der Body ist 121x90x42 Millimeter groß und wiegt 373 Gramm. Der analoge Schein, den die E-M5 versprüht, währt nur kurz, denn betrachtet man die Rückseite der Kamera, zeigen sich schnell die digitalen Merkmale. So ist ein schwenkbares OLED-Display mit drei Zoll und 610.000 Bildpunkten verbaut.

Das Display ist gleichzeitig ein kapazitiver Touchschreen, über den sich die Kamera bedienen lässt. Der fix integrierte LED-Sucher schafft 1,44 Millionen Bildpunkte. Die Bildwiederholrate des Suchers liegt maximal bei 120 fps, was eine besonders gute Reaktionszeit ermöglichen und so den digitalen Sucher einen Schritt näher an die optischen Alternativen bringen soll. Die Vergrößerung liegt bei 1,15x. Einen Hybridsucher, wie Fujis kommende Systemkamera X-Pro1, bietet die E-M5 nicht.

Durch einen Augenabstand von 18 Millimeter dürften auch Brillenträger keine Probleme damit haben. Der Sucher lässt sich in zwei Modi bedienen: Der Standardmodus hat eine Bildwiederholrate von 60 fps, nur der Sportmodus bietet die maximalen 120 Bilder. Dadurch lässt aber gleichzeitig auch die Bildqualität nach. Beim ersten Eindruck zeigt sich, dass der schnelle Modus im Alltag eher selten Anwendung findet, höchstens bei Sportfotografie oder ähnlichem. Der Blick durch den Sucher ist in der Praxis angenehm und komfortabel. An dem erzeugten Bild lässt sich ebenfalls nichts aussetzen, die Qualität setzt sich aber ansonsten nicht merkbar von anderen Systemkameras ab.

Ersteindruck
Von Außen macht die Kamera einen hochwertigen und robusten Eindruck - das sollte sie auch, denn laut Olympus ist die OM-D E-M5 in seiner Magnesium-Aluminium-Legierung besonders widerstandsfähig. Das heißt, dass die Kamera mit Kitobjektiv auch im starken Regen keinen Schaden nehmen soll. Auch Staub sollte dadurch nicht so schnell in das Gehäuse eindringen. Damit auch kein Wasser an das Innenleben herankommt, sind die Anschlüsse mit einer Gummiabdeckung abgedichtet. Darunter verbirgt sich ein Micro-USB und ein Micro-HDMI-Anschluss.

Innenleben und Bildqualität
Im Inneren nimmt ein Micro-Four-Thirds-LiveMOS-Sensor mit 16.1 Megapixel den Platz der analogen Filmrolle ein. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich von ISO 200 bis 25.600 schrauben. Maximal schafft die E-M5 neun Bilder pro Sekunde im RAW-Format, im JPEG-Format sind es maximal 17 in Bilder in Folge, im RAW-Format ist nach elf Fotos Schluss. Videos werden im MPEG4-Format in einer maximalen Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel (Full-HD) aufgenommen. Die Bildwiederholrate kann dreistufig reguliert werden, 24, 25 oder 30 Bilder pro Sekunde.

Damit die Aufnahmen auch nicht verwackelt werden, hat Olympus einen fünfachsigen Bildstabilisator eingebaut. Dieses System ist neu und in der E-M5 überhaupt erstmals serienmäßig in einer Kamera verbaut. Der Bildsensor schwebt dabei zwischen Elektromagneten und kann so ungewollte Bewegungen ausgleichen. Auf Wunsch aktiviert sich dieser Stabilisator bereits dann, wenn man den Auslöseknopf halb betätigt. Dadurch lässt sich gut der Effekt gut erkennen. In der Praxis macht sich der zusätzliche Stabilisator in mehreren Momenten bemerkbar und fällt positiv aus.

In der E-M5 kommt Olympus TruePic-Bildprozessor zum Einsatz, der für besonders natürliche Farben sorgen soll, die dem natürlichen menschlichen Farbempfinden entsprechen. Außerdem ist ein Rauschfilter enthalten, der auch unter schlechten Lichtbedingungen für sanfte Bilder sorgen soll. Bei den Modellen E-P1, E-P2, und E-PL1 kam Version V des Bildprozessors zum Einsatz, für die neue E-M5 wurde jene überarbeitet und V+ getauft. Laut Olympus werden die Details der Bilder bei der neuen Version besonders klar zum Vorschein. Die Bildqualität liegt in der Praxis dort, wo sich andere Systemkameras derzeit bewegen. Der Rauschfilter leistet zwar gute Arbeit, spätestens ab ISO 6400 wird das Bild aber trotzdem unbrauchbar.

Software, Menü und Bedienung
Die Software bietet eine Reihe an Spielereien, um seine Fotos gleich auf der Kamera digital aufzupeppen. So bietet die E-M5 eine Reihe von Kunstfiltern, wie etwa “Gemälde”, “Dramatischer Ton” oder “Körniger Film”. Was Puristen im ersten Moment abschrecken mag, funktioniert in der Praxis erstaunlich gut und macht Spaß. Die Funktionen werden damit durchaus zu einer ernstzunehmenden Alternative, wenn für eine umfangreiche Nachbearbeitung die Zeit fehlt. Wer sich für keinen bestimmten Filter entscheiden kann, kann alle auf einmal anwenden. Dazu macht man einfach ein Foto und die Kamera erzeugt zwölf Bilder, jeweils mit einem der Effekte. Allzuviele Bilder in Folge kann man dann allerdings nicht schießen, nach drei bis vier Fotos streikte die Kamera und rechnete für etwa 30 Sekunden alle Bilder nach.

Eine ganz besondere neue Funktion ist “Live Bulb”. In diesem Modus sieht man während einer Langzeitbelichtung live das Bild entstehen. In der Praxis ist das Bild zu Beginn der Belichtung naturgemäß noch sehr dunkel und wird mit zunehmender Zeit immer heller. Der Nutzer kann somit in Echtzeit entscheiden, wann die Belichtung beendet und das Bild erstellt wird.

Insgesamt ist das Menü logisch aufgebaut. Die Sinnhaftigkeit des Touchscreens ist jedoch fragwürdig, eine tatsächliche Erleichterung in der Bedienung ist im Test nicht aufgefallen.

Fazit
Olympus hat eine solide Systemkamera abgeliefert, die in Zukunft eine große Fanbasis gewinnen könnte. Dazu trägt bestimmt auch das ansprechende Retro-Design bei. Erfreulicherweise wirkt die Kamera nicht nur so robust, wie ein analoges Modell, sondern ist es zum Teil auch. Auch die Bildqualität kann überzeugen. Jene knüpft in etwa dort an, wo die E-P-Modelle aufgehört haben und ist den Schwestermodellen in manchen Situationen auch überlegen. An den Kontrasten, Farbwiedergabe, oder Rauschverhalten lässt sich im Kurztest nichts aussetzen. Um detailliertere Aussagen zur Bildqualität zu machen, wäre jedoch ein längerfristiger Test notwendig. Bei den Testgeräten kam auch noch nicht die Finale Firmware zum Einsatz.

In die E-M5 wurden nahezu alle aktuellen technischen Möglichkeiten und Spielereien einer Systemkamera eingebaut. Die verschiedenen Kunstfilter sind gut umgesetzt und machen Spaß, ambitionierte Hobby-Fotografen werden damit bestimmt länger ihre Freude mit dieser Spielerei haben. Einen besonders guten Eindruck macht der neuartige Bildstabilisator, vor allem beim Einsatz von Teleobjektiven. Auch der Rauschfilter leistet gute Arbeit.

Mit 18-50mm Kitobjektiv wird die E-M5 in Österreich im April auf den Markt kommen und laut derzeitigem Stand 1299 Euro kosten, nur der Body soll um 1099 Euro in den Handel kommen.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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