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Test

Samsung ATIV S im Test: Braves Windows Phone

Lange musste auf die ersten Smartphones mit Windows Phone 8 gewartet werden, doch im November trudelte mit dem HTC 8X der erste Vertreter dieser neuen Gattung in Österreich ein. Auch das Nokia-Flaggschiff Lumia 920 ist mittlerweile in einigen Ländern verfügbar, am 10.Jänner soll es auch hierzulande erhältlich sein. Lediglich auf den "Vorreiter" Samsung, der mit dem ATIV S das erste Smartphone mit Windows Phone 8 enthüllte, wartete man bisher noch vergeblich - bis jetzt. Der Mobilfunker T-Mobile konnte Mitte Dezember dann für eine Überraschung sorgen und bot das Smartphone als "Weltpremiere" an, mittlerweile ist es auch im Fachhandel für rund 499 Euro erhältlich. Die futurezone hat das Windows Phone im Android-Design ausführlich getestet.

Design und Haptik
Das Samsung Ativ S ist das derzeit größte Windows Phone. Mit 4,8 Zoll Bildschirmdiagonale übertrumpft es das HTC 8X (4,3 Zoll) sowie das Nokia Lumia 920 (4,5 Zoll) bei weitem. Dennoch ist es mit knapp 135 Gramm definitiv kein Schwergewicht, lediglich in Höhe und Breite überragt es seine Konkurrenten etwas, in puncto Dicke ist das Ativ S jedoch mit 8,7 Millimetern das derzeit dünnste Smartphone mit Microsoft-Betriebssystem.

Die Form des Ativ S erinnert frappierend an das Samsung Galaxy S II, lediglich die Farbgebung sowie die Positionierung der Frontkamera unterscheidet das ansonsten sehr ähnlich geratene Windows Phone von seinem Android-Pendant. Auf der Vorderseite finden sich, wie für Samsung-Smartphones üblich, ein Home-Button in der Mitte sowie zwei Soft Keys zur Bedienung. Auch beim Power-Button hat Samsung die hauseigenen Design-Richtlinien beibehalten und diesen an der rechten oberen Seite vorgesehen.

Rechts unten befindet sich eine Kamera-Taste, mit der die Kamera-App schnell gestartet oder der Auslöser betätigt werden kann. Auf der linken Seite wurde eine etwas kurz geratene Lautstärkenwippe verbaut. Die Bedienung des Smartphones ist trotz seiner Größe recht angenehm. Auch mit einer Hand ist es flott zu bedienen, nur wenn ein Punkt auf der gegenüberliegenden Seite berührt werden möchte, kann der Handballen versehentlich einen Soft Key auslösen. Große Hände sind hier eindeutig von Vorteil.

Etwas unglücklich geraten ist die Rückseite in Silber. Der Gehäusedeckel aus Kunststoff, das wie gebürstetes Aluminium aussieht, verleiht dem Smartphone eine durchaus edle Optik. Auch die silberne Umrandung, in der man sich beinahe spiegeln kann, sieht optisch hervorragend aus. Doch leider ist ebendiese Umrandung sehr anfällig für Kratzer, selbst ohne gefährliche Objekte wie Kleingeld oder Schlüssel in der Hosentasche. Da hilft auch das Gorilla Glass 2, das das Display vor Kratzern schützt, recht wenig. Daher sollte das Ativ S nur in einer Schutzhülle transportiert werden, andernfalls könnte sich die Umrandung der Optik des Gehäusedeckels recht rasch anpassen.

Display
Der 4,8 Zoll große Super AMOLED-Bildschirm weist durch die dunklen Farben der WP8-Oberfläche leichte Schwächen auf. Mit den satten Schwarz-Werten eines Super LCD 2-Bildschirms, wie dem des HTC 8X, kann das Ativ S nicht wirklich mithalten. Dennoch erweist sich der Kontrast sowie die Winkelabhängigkeit des Ativ S im Vergleich mit dem IPS-Display des Nokia Lumia 920 als deutlich besser - trotz ClearBlack-Technologie, die eigentlich den Kontrast deutlich verbessern sollte.

Die Farben sind, typisch für die AMOLED-Technologie, kräftig, aber leicht überzeichnet und weisen einen Blaustich auf. Die Pixeldichte ist mit 306 ppi gut, die Schrift zeigte im Test keinerlei Stufenbildung. Mit einer Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten hat Samsung, wie auch Nokia und HTC, das Maximum ausgenutzt, da Windows Phone 8 lediglich Auflösungen bis 720p unterstützt. Display-Riesen mit Full HD-Auflösung, wie beispielsweise das HTC Droid DNA, sind vorläufig nicht vorgesehen.

Die 8 Megapixel-Kamera konnte im Test weniger überzeugen.

Kamera
Samsung hat das Ativ S mit einer rückseitigen Kamera ausgestattet, die Bilder mit einer Auflösung von 8 Megapixeln sowie Videos in 1080p mit 30 Bildern pro Sekunde aufnimmt. Die Optik kann aber definitiv nicht mit dem HTC 8X, das vom schnellen ImageChip profitiert, sowie dem Nokia Lumia 920, das auf die sogenannte PureView-Technologie setzt, mithalten. Vor allem die schwache Lichtstärke der verbauten Linse (f2.6) erweist sich hier als Flaschenhals. Selbst der recht starke LED-Blitz kann hier nur selten aushelfen, doch bei ausreichender Belichtungsdauer hilft er zumindest bei der Beseitigung des ansonsten sehr starken Bildrauschens.

Bei guten Lichtverhältnissen erzielt die Kamera passable Ergebnisse, ein deutliches Bildrauschen ist dennoch erkennbar. Somit ist die Kamera für schnelle Schnappschüsse brauchbar, als vollwertiger Digitalkamera-Ersatz jedoch nicht. Das hat wohl auch Samsung selbst erkannt und die Kamera-App von Microsoft etwas aufgebohrt. So sind neben 12 verschiedenen Effekten, die in Echtzeit auf das Bild angewandt werden können, auch zahlreiche Einstellmöglichkeiten hinzugekommen. So lässt sich beispielsweise der Bildstabilisator deaktivieren und ein separater Makro-Fokusmodus für Nahaufnahmen auswählen. Dieser spielt seine Stärken vor allem bei Aufnahmen mit Distanzen unter zehn Zentimetern aus.

Erfreulich ist auch, dass mittlerweile deutlich mehr optionale Foto-Apps, sogenannte "Lenses", im Windows Store zu finden sind. Diese können direkt aus der Kamera-App heraus gestartet und verwendet werden.

Software
Samsung hat sich beim Ativ S im Vergleich zu seinen Android-Modellen recht zurückhaltend gezeigt und kaum eigene Software installiert oder Anpassungen vorgenommen. Sieht man etwas genauer hin, finden sich lediglich fünf Apps, die nachträglich von Samsung hinzugefügt wurden. Neben dem Music Hub, der das Kaufen von Musik auf der Download-Plattform 7digital ermöglicht, findet sich auch Samsungs Chatclient ChatON auf dem Ativ S. Der WhatsApp-Konkurrent ist mittlerweile für Android, iOS, BlackBerry OS und sogar bada verfügbar. Das "MiniDiary" ist eine App, mit der ein digitales Tagebuch geführt werden kann. Für "Family Story ist ein Samsung-Account erforderlich, über diesen Dienst können Familien in einer geschlossenen Gruppe Erlebnisse austauschen oder planen. Durchaus praktisch ist der PhotoEditor, mit dem Collagen erstellt und simple Bearbeitungen an Bildern vorgenommen werden können.

Für einen ausführlicheren Überblick zu den Funktionen von Windows Phone 8 sei an dieser Stelle

verwiesen, denn wirkliche Unterschiede zu anderen Geräten ließen sich im Test nicht entdecken. Das werden wohl vor allem Android-Nutzer zu schätzen wissen, da viele Android-Geräte trotz guter Hardware-Ausstattung durch halbgare Hersteller-eigene Oberflächen und Zusatzsoftware in ihrer Funktionalität beschnitten werden.

Akku - Gut, Besser, Ativ S
Auf Platz eins der Wunschliste für 2013 fast aller futurezone-Redakteure fand sich eine längere Akkulaufzeit für Smartphones. Mit dem Ativ S könnte dieser Wunsch endlich in Erfüllung gehen. Der 2.300 mAh-Akku zählt zwar nicht zu den stärksten Vertretern seiner Zunft, doch dank einer effizienten Energiespar-Lösung hielt der Akku bei aktivierter Datenverbindung bis zu eine Woche.

Bei häufigerer Nutzung kam man im Test knapp zwei Tage ohne Probleme durch, selbst bei sehr niedriger Akkulaufzeit (weniger als 20 Prozent) wäre hier mit Hilfe des Energiespar-Modus zumindest noch eine Laufzeit von einem Tag möglich gewesen. Dabei werden jedoch alle Datenverbindungen, sofern nicht von einer App benötigt, gekappt, wodurch das Smartphone auf seine Telefon-Funktionen reduziert wird.

Apropos Telefonieren: Die Sprachqualität des Ativ S zeigte, obwohl die Empfangsleistung des Smartphones generell sehr gut war, einige Mängel. Die Stimme klingt im Vergleich zu anderen Geräten sehr dumpf und ist selbst auf der höchsten Lautstärke schwer verständlich. Da allerdings ein ähnliches Problem beim Nokia Lumia 920 zu beobachten ist, könnte dieses Problem auch im Zusammenhang mit Windows Phone 8 stehen.

Fazit
Samsung Galaxy S II(I) trifft Windows Phone 8 - so großartig das in der Theorie klingen mag, die Realität sieht dann doch eher ernüchternd aus. Das Samsung ATIV S ist ein ordentliches, aber wenig spektakuläres Windows Phone. In puncto Design und Display wird es vom

übertroffen, die Kamera-Funktion kann nicht einmal ansatzweise mit der des Nokia Lumia 920 mithalten. Daher wird es schwer für Samsungs einzigen Windows Phone-Vertreter, der neben einem großen Display lediglich mit einer überzeugenden Akkulaufzeit aufwarten kann. Fans des Samsung-Designs dürfen gerne zugreifen, allen anderen seien die Modelle von HTC und Nokia empfohlen. 

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Modell:
Samsung ATIV S
Display:
4,8 Zoll Super AMOLED - 1280 x 720 Pixel (720p, 16:9), von Corning Gorilla Glass 2 geschützt
Prozessor:
1,5 GHz Dualcore-CPU (Qualcomm MSM8960)
RAM:
1 GB
Speicher:
16/32 GB intern, über microSD-Kartenslot um bis zu 32 GB erweiterbar
Betriebssystem:
Windows Phone 8
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n), Bluetooth 3.0
Akku:
2.300 mAh
Kamera:
8 Megapixel mit LED-Blitz (Hauptkamera), 1,9 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich
Maße:
137,2 x 70,5 x 8,7 mm, 135 Gramm
Preis:
599 Euro UVP, bei T-Mobile mit Vertrag erhältlich (ab ALL INCLUSIVE 2000 um 0 Euro)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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