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Samsungs Spitzenmodell Galaxy SIII im Kurztest

Rein äußerlich ist das Samsung S III, das als „The Next Big Thing" angekündigt wurde, nicht revolutionär. Die Rundungen an den Ecken erinnern mehr an das Google-Phone Galaxy Nexus, als an den direkten Vorgänger S II. Im Unterschied dazu ist das Gehäuse aber nicht gebogen und die Oberfläche glatt anstatt strukturiert. Das Kunststhoffgehäuse ist kein Unibody, der Akkudeckel lässt sich also abnehmen. Trotz des eher geringen Gewichtes von 133 Gramm wirkt das Gerät dennoch hochwertig. Die Verarbeitung macht insgesamt einen deutlich besseren Eindruck als bei den Vorgängern S I und S II. Was gleich geblieben ist, ist der physische Home-Button neben den beiden Softkeys für die Menü- und Zurück-Funktion.

Das Display mit der Auflösung 1280 x 720 Pixel macht im ersten Moment einen guten Eindruck, die Farben sind leuchtend, die Kontraste klar. Wie schon beim Galaxy Nexus kommt die Pentile-Technologie mit Subpixel zum Einsatz, weswegen Schärfe und Betrachtungswinkel auch mit dem Google-Phone vergleichbar sind.

Android 4.0.4
Beim Betriebssystem setzt Samsung auf Android Ice Cream Sandwich in der Version 4.0.4. Der Quad-Core-Prozessor und die 1024 MB RAM bieten genügend Rechenleistung, um die Oberfläche flüssig zu bedienen. Besonders beansprucht wird das Innenleben bei der Funktion „Pop Up Play". Damit kann ein Video in eine kleine Box verkleinert werden, die dann als Overlay über die Android-Oberfläche gelegt wird. Das Video läuft dabei weiter, während man etwa den Browser oder andere Apps bedient. Im Test hat diese Funktion wie versprochen funktioniert, es traten auch bei einem FullHD-Video keine Ruckler auf. Das Verschieben bzw. neu positionieren des Videos während des Abspielens funktionierte ebenfalls flüssig. Viel Sinn macht Pop Up Play allerdings nicht, da das Videofenster sehr klein ist.

Zusätzlich zu Android 4.0 gibt es Samsungs TouchWiz-Oberfläche, die das Smartphone auch um einige Funktionen erweitert. So haben die Südkoreaner dem S III ein Siri-ähnliches Feature spendiert, das natürliche Spracheingabe ermöglichen soll.

Samsungs Siri
Mit S Voice kann man durch „Hi Galaxy" etwa das Telefon entsperren. Ganz freihändig funktioniert das aber auch nicht. Damit der Befehl erkannt wird, muss zumindest das Display aktiviert sein.

Wenn man das Telefon über die Sprachsteuerung entsperrt, kommt man direkt in das Sprachsteuerungsmenü. Alternativ kann die Spracheingabe durch ein zweimaliges Drücken des Home-Buttons aktiviert werden. Anschließend kann man S Voice mit Fragen nach dem Wetter, oder dem Sinn des Lebens bombardieren. Bei letzterem ist sich Samsungs Sprachsteuerung mit Apples Siri einig: Die Antwort lautet 42. Dinge, wie „Öffne den Browser" oder ähnliches funktionieren problemlos, das Diktieren von Adressen eher weniger. Keine Probleme gab es beim Übersetzen des Wortes „Hello" ins Japanische. Eine Verbesserung der Spracherkennung kann man durch einen Lernmodus erzielen. In diesem werden vier vorgegebene Sätze vorgelesen, das Gerät soll sich so an die Stimme des Nutzers anpassen. S Voice wird zu Beginn in den Sprachen Englisch (UK und US), Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch und Koreanisch angeboten.

Smart Stay
Eine weitere neue Funktion ist Smart Stay. Diese wird in den Einstellungen aktiviert. Anstatt wie üblich nach einer bestimmten Zeit in den Standby-Modus zu schalten, prüft das S III über die Frontkamera, ob die Augen des Benutzers auf das Display gerichtet sind. Sind sie es, bleibt das Display an. In den Einstellungen kann das Intervall der Prüfung zwischen 15 Sekunden und mehreren Minuten eingestellt werden. Das Schließen der Augen, so wie es Samsung im Ankündigungsvideo demonstriert hat, reichte nicht, um das Display inaktiv werden zu lassen. Mit dem Wegdrehen des Kopfes funktionierte es.

Diese Funktion soll praktisch sein, wenn man gerne gründlich Texte am Handy liest und nicht will, dass sich dabei das Display automatisch aus- oder dünkler schaltet, weil man 30 Sekunden oder eine Minute lang nicht den Touchscreen berührt hat. In diesem Fall könnte man aber natürlich auch einfach das Display-Timeout in den Einstellungen anpassen. Smart Stay scheint ein wenig wie eine Lösung, die ein Problem sucht. 

Die Kamera
Eine weitere Besonderheit ist die schnelle Kamera. Der Sensor mit acht Megapixel macht maximal 3,3 Bilder in der Sekunde und dabei höchstens 20 Aufnahmen hintereinander. Diese Funktion hat in der Praxis genauso funktioniert wie versprochen, der Autofokus macht bei der hohen Auslösefrequenz aber nicht mit. Etwas Derartiges hat auch bereits HTC mit seinen One-Modellen präsentiert. Auch der „Best Shot"-Modus ist bereits von HTC bekannt. Dabei macht die Kamera einige Aufnahmen hintereinander im Serienbidermodus und schlägt die beste Version vor.

Ersteindruck
Mit dem Galaxy S III hat Samsung keinen Meilenstein gesetzt, aber einen würdigen Nachfolger seiner Flaggschiff-Serie abgeliefert. Denn wirklich beeindrucken kann das S III im Hands-On nicht. Es fehlt ein "Killer-Feature" oder zumindest ein Hardware-Superlative, wie das Dünnste, Größte, Hochauflösendste. Ein wenig wird auch der eigentlich gute Gesamteindruck dadurch getrübt, dass es Samsung anscheinend nötig hat, Apple-Features nachzuahmen, wie S Voice und der kommende Scan & Match-Service.

S Voice und Pop-Up-Play wirken im Ersteindruck auch mehr wie Spielereien, als wirklich nützliche Extras. Aber wenn man von den zusätzlichen Features wie Sprachsteuerung und Pop-Up-Play absieht, bleibt dennoch ein solider und rechenstarker Androide mit keinen auffälligen Schwachstellen und dem Potenzial, das neue Android-Referenzgerät zu werden.

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