Wieviel Technik braucht Schule - und vor allem welche Technik? Bei der Veranstaltung Schule 3.0 wurden interaktive Smart Boards und individuelle Schulbücher vorgestellt.
Wieviel Technik braucht Schule - und vor allem welche Technik? Bei der Veranstaltung Schule 3.0 wurden interaktive Smart Boards und individuelle Schulbücher vorgestellt.
© Felix Pergande/Fotolia

Technische Lösungen

Schule 3.0: Vom Digitaldruck bis zur interaktiven Tafel

Präsentiert wurden am Mittwoch zwei innovative, technische Lösungen, die die analoge und digitale Schulwelt miteinander verknüpfen könnten: Einereits stellte bei der Veranstaltung "Schule 3.0", die von der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft (VWG) und Canon Austria organisiert wurde, Patrick Andre von myMorawa vor rund 50 Lehrkräften und Schulleitern die Idee des „individuellen Schulbuchs“ vor, andererseits präsentierte Lydia Freibauer von der gemdat Niederösterreich das interaktive Whiteboard „Smart Board“, das bereits an 350 Schulen in Wien und Niederösterreich zum Einsatz kommt.

Extra-Seiten im Schulbuch

„Bei Verlagen spielt bei Schulbüchern die Auflage eine große Rolle. Übrig bleibt dabei der Mainstream. Wir können Schulbüchern gemeinsam mit Verlegern auch für eine einzelne Klasse drucken und das approbierte Lehrmaterial kann dabei mit eigenen Materialien ergänzt werden“, erklärt Andre die Idee hinter dem „individuellen Schulbuch“, das in der Druckerei im 14. Bezirk auf einen Canon-Digitaldrucker so rasch angefertigt werden kann, dass es binnen vier Tagen von der Bestellung durch Lehrpersonen bei den Schülern angelangt wäre.

Eine Lehrerin merkte jedoch an sofort an: „Bestellt werden die Schulbücher im März, aber Lehrer erfahren in der Regel erst im Juni, welche Klassen sie im nächsten Schuljahr übernehmen.“ Ein logistisches Problem, also, dem Andre sofort entgegnete, dass man im März die Bücher bestellen, die individuellen Seiten allerdings erst später festlegen und nachreichen könne. Für eine Lehrerin, die im IT-Bereich tätig ist, kommt der Vorschlag vom myMorawa-Chef, der hier wie bereits berichtet mit ersten Verlagen zusammenarbeitet, „zehn bis fünfzehn Jahre zu spät.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktioniert“, so die skeptische Stimme.

Self-Publishing für Lehrer

Auf größeren Anklang beim Fachpublikum stieß da die Idee des sogenannten „Self-Publishings“, also das Erstellen von eigenen, kleinen Büchern und Lernunterlagen, die Lehrer ergänzend zum Stoff selbst verlegen könnten. „Man kann sich als Autor registrieren, ein Buch machen und das Buch auch anderen Lehrern zur Verfügung stellen“, so Andre.

Hier kam seitens des Publikums jedoch der Einwand mit den Urheberrechten bei Bildern und anderen verwendeten Materialien. Insgesamt waren sich viele Lehrer nicht einig, ob die Seiten, die extra zum approbierten Material hinzugefügt werden können, nicht weiterhin wie bisher durch Kopiervorlagen abgedeckt werden könnten. Der Vorstoß von myMorawa stieß daher insgesamt auf eher mittelmäßiges Interesse.

Interaktive Tafel

Die interaktiven Smart Boards der kanadischen Firma, die von zwei Lehrern erfunden wurde, kamen beim Fachpublikum ein wenig besser an. Freibauer von gemdat NÖ erklärte, dass der interaktive Tafelersatz bereits ins 1700 Klassen an 350 Schulen eingesetzt werde. Mitgeliefert wird zusätzlich eine eigene Software, die ähnlich wie Microsoft Office zu bedienen sei, wie Freibauer erklärt, sowie zur Verwendung freigegebene Lehrmaterialien wie Bilder und interaktive Inhalte, die sich bewegen, dreidimensional darstellen lassen wie z.B. die Abbildung eines Herzens oder Ohrs, das aus allen Richtungen und Dimensionen erforscht werden kann.

Die Smart Boards würden nicht nur die Tafel ersetzen, sondern auch DVD-Rekorder, Overhead-Projektoren. Sie seien Monitore mit Touch-Funktion, über die Lehrpersonen den Unterricht interaktiv gestalten können, indem sie damit den Schülern Wissen auf verschiedenen Wegen und Kanälen präsentieren können: Einerseits haptisch und visuell, andererseits mit integrierten Audio- oder Videoelementen. „Es werden mehrere Sinne angesprochen“, so Freibauer. Die Smart Boards, die mit Montage und Verkabelung und zehn Software-Lizenzen etwa 5220 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) kosten, wurden von den Lehrern eher positiv wahrgenommen, doch auch hier fiel die Kritik nicht zu kurz aus.

"Verwenden wie die Kreidetafel"

Wie rasch würde man das Unterrichten mit diesen Tafeln erlernen, kam etwa als Frage auf. Es herrschte Skepsis, dass das Arbeiten damit wirklich intuitiv funktionieren könne. „Wir haben unsere Tafeln vor acht Jahren ausgetauscht und es gibt jetzt noch Lehrer, die verwenden die interaktiven Boards wie Kreidetafeln“, merkte eine Lehrperson an, die diese Smart Boards bereits im Einsatz hat. „Damit muss man leben. Es gibt in jeder Branche Leute, die unterschiedlich arbeiten und präsentieren. Die, die sich multimedial austoben wollen, können das mit diesem Tool jedenfalls“, erwiderte Freibauer.

Hinterfragt wurde auch, ob eine derartige Tafel, deren Anschaffung für alle Klassenzimmer einer Schule rasch einen Betrag um die 40.000 bis 60.000 Euro ausmacht, wirklich sinnvoller sei, als der Einsatz von Tablets in Kombination mit Beamern und Funk. Man müsse sich ganz generell die Frage stellen, ob Tafeln heutzutage überhaupt noch adäquat seien, so die Kritik aus dem Publikum. Am Ende zeigten sich jedoch viele sehr interessiert und wollten das interaktive Smart Board selbst ausprobieren.

Die Veranstaltung „Schule 3.0“ von der VWG und Canon Austria war der Auftakt von insgesamt vier Events mit dem Schwerpunkt IT-Technologie für Schulen. Für Canon Austria ist es ein Versuch, mit ihren IT-Lösungen wie Druckern und Beamern auf den Schulmarkt weiter vorzustoßen.

Bis Ende Mai kann eingereicht werden

Samsung sucht beim mLearning-Wettbewerb Ideen für innovative Lehr- und Lernunterlagen, digitale Spiele und Lernsoftware für Tablets und Smartphones. Der Wettbewerb spricht alle Lehrer und pädagogischen Mitarbeiter über 18 an, die in Österreich arbeiten. Bis zum 27. Mai 2015 können Ideen eingereicht werden, die Preisverleihung findet Ende Juni in Wien statt. Eine Fachjury sucht die besten Einreichungen aus.

Eingereicht werden können die Ideen in zwei Hauptkategorien und mehreren Unterkategorien. Einerseits werden Ideen für innovative Lernunterlagen gesucht, andererseits Ideen für Lernsoftware und ein digitales Spiel für Tablets und Smartphones. Die Unterkategorien widmen sich den Bereichen Sprach- und Leseförderung, forschendes Lernen, Förderung von Kreativität und spielbasiertes Lernen. Die Sonderkategorien widmen sich dem fächerübergreifenden, schulformenübergreifenden, schulstufenübergreifenden und schulübergreifenden Unterricht.

Preise

Zu gewinnen gibt es Preise im Gesamtwert von 50.000 Euro. Darunter als Hauptpreis die Ausstattung einer Schulklasse mit einem smarten Klassenzimmer sowie als zweiten Preis die Produktion der entwickelten Lern-App für Android-Smartphones sowie die Teilnahme an der Bildungsmesse "What Works" in London im April 2016.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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