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Vorstellung

Spotify bringt Follow-Funktion und Metallica

“Das Ziel von Spotify ist, einen Musik-Dienst zu bauen, der besser als Piraterie funktioniert“, sagte Spotify-Chef und Gründer Daniel Ek (

) im Rahmen einer Pressekonferenz in New York. “Wir bei Spotify sehen uns selbst als Punks, die gegen das Establishment sind. Wir hassen es, wenn wir gesagt bekommen, dass etwas einfach ist, wie es ist. Wir wollen nicht wie andere Technologieunternehmen etwas aufwirbeln und zerstören, wir wollen den Künstlern helfen.”

Musikern wie bei Twitter folgen
Deswegen will Spotify den “Music Graph” in Analogie zum “Social Graph” von Facebook aufbauen. Mit einer neuen “Follow”-Funktion sollen Nutzer anderen Nutzern folgen können - und zwar nicht nur Facebook-Freunden, sondern vor allem Künstlern, aber auch Musikjournalisten, Trendsettern, DJs oder gar Politikern wie Barack Obama.

Wer Follower hat, kann diesen neue Songs oder Playlists weiterempfehlen. “Das baut eine neue Verbindung zwischen Musikern und Fans auf, die vorher nicht möglich war”, sagte Ek. Wenn ein neues Album einer gefolgten Band veröffentlicht wird, werden die Follower in der App sofort darüber informiert, wenn es auf Spotify verfügbar ist. Paul McCartney oder Justin Bieber sind unter den ersten Stars, denen gefolgt werden kann, viele weitere sollen folgen. Die neuen Funktionen sollen kommende Woche auch in Österreich starten, verfügbar sind sie zuerst in der Desktop-App. In den mobilen Apps sowie in der Web-Version werden sie Anfang 2013 freigeschaltet.

Diese Follow-Funktion erinnert aber nicht nur an Twitter, sondern auch an den in Berlin ansässigen Musik-Streaming-Dienst Soundcloud (

). Das "YouTube für Sound", wie sich Soundcloud selbst definiert, erlaubt es den Nutzern schon lange, ihre Lieblingsinterpreten zu abonnieren.

Metallica ab sofort verfügbar
Ein weiteres Highlight: Metallica wird ab sofort alle Songs auf Spotify bereitstellen. Das ist bemerkenswert, da Metallica bis dato nicht bei Musik-Streaming-Diensten verfügbar war. Man hätte vor kurzem die volle Kontrolle über ihre Musik zurückbekommen, und Spotify sei die beste Option gewesen, was man mit der Musik tun könne, sagte Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich, der früher rechtlich gegen Napster vorging.

Mehr Songs entdecken
Mit zwei weiteren neuen Funktionen will Ek Spotify besser durchsuchbar machen und den Nutzern helfen, Musik einfacher entdecken zu können. “Nutzer haben uns gesagt, dass es schwer ist, Musik zu entdecken”, sagte Ek. Mit einer neuen Empfehlungs-Funktion (“Discovery”) sollen Nutzer neue Songs auf Basis ihrer vergangenen Hörgewohnheiten, aber auch auf Basis ihrer persönlichen Daten vorgeschlagen bekommen. Der Algorithmus soll dabei etwa in die Vergangenheit gehen können und für HipHop-Hörer alte HipHop-Klassiker aufstöbern können. Die neue Empfehlungs-Oberfläche erinnert im Design stark an Pinterest.

Außerdem gibt es eine neue Sammlungs-Funktion namens “Collections”. Hier werden passende Künstler und Songs zu gerade abgespielten Liedern angezeigt. Während der Song spielt, sollen die Nutzer diese Sammlungen durchsuchen und einfach zu ihren Playlists hinzufügen können. Die Vorschläge basieren auf dem Hörverhalten anderer Spotify-Nutzer. “Es geht wirklich darum, den relevantesten Content anzuzeigen. Die Seite ist komplett personalisiert”, sagte Ek.

500 Mio. Dollar an Rechteinhaber gezahlt
Bis dato gab sich Spotify immer sehr zugeknöpft über das, was die Künstler bekommen. Ek rückte deswegen mit einigen Zahlen heraus: 70 Prozent der Einnahmen würden an die Rechteinhaber gehen. Bis dato hätte man 500 Millionen Dollar an diese ausgeschüttet, das entspreche einer Verdopplung der Zahlen innerhalb der vergangenen neun Monate. Aber nicht nur große Stars, auch kleine Künstler würden davon profitieren. Denn: 80 Prozent der Musik im Angebot würde gestreamt werden, während in MP3-Shops oft nur die Top 20 gekauft werden würden. Generell würden die Nutzer mehr Songs anhören, und zwar nicht nur einzelne Hits, sondern ganze Alben.

Außerdem verlautbarte Ek, dass es nunmehr eine Milliarde Playlists gebe. Von insgesamt 20 Millionen aktiven Nutzern würde es fünf Mio. zahlende Premium-Kunden geben (davon eine Million in den USA).

Wackliges Geschäftsmodell
Nicht aus der Kritik kommt Spotify wegen seines Geschäftsmodells. So konnte man im Geschäftsjahr 2011 den Umsatz zwar auf 224 Mio. Dollar steigern, allerdings stieg auch der Verlust auf fast 60 Mio. Dollar. 2012 soll Spotify laut

, ob das für schwarze Zahlen reicht, ist aber ungewiss. Außerdem kritisierten Künstler wie Tom Waits oder Coldplay das Streaming-Business, weil es für die Musiker kaum etas abwerfen würde.

Erst vor kurzem gab die schwedische Firma eine neue Investmentrunde bekannt: Bei einer Bewertung von etwa drei Milliarden Dollar verkaufte man Firmenanteile im Wert von etwa 100 Millionen Dollar an Investoren, u.a. an Coca Cola (NYT-Bericht). Vor etwa einem Jahr hat Spotify ebenfalls 100 Mio. Dollar Investment bekommen. Generell teilt sich Spotify viele Investoren mit Facebook, darunter DST, Li Ka-shing, Sean Parker, Counters Fund und Accel Partners. Ebenfalls an Spotify beteiligt sind die großen Plattenfirmen,

.

Auch die Konkurrenz schläft nicht: Der französische Musik-Dienst Deezer befindet sich 2012 auf aggressivem Expansionskurs, stellte kürzlich ebenfalls eine

auf (v.a. von Access Industries, der die Plattenfirma Warner gehört) und schloss Partnerschaften mit Mobilfunkern wie T-Mobile Austria.

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Jakob Steinschaden

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